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Plagiatsvorwurf gegen den Kanzlerkandidaten: Armin Laschet entschuldigt sich für unsauberes Zitieren

Über die Grüne Annalena Baerbock haben sich viele in der Union empört. Jetzt zeigt sich: Auch Laschet nahm es mit Quellenangaben nicht immer genau.

Von Robert Birnbaum

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Das Eingeständnis nebst Zerknirschung kam am Freitagfrüh, kaum dass der Plagiatsverdacht gegen den Kanzlerkandidaten der Union in der Twitter-Welt war. In einem Buch aus dem Jahr 2009, räumte Armin Laschet (CDU) ein, gebe es mindestens eine übernommene Stelle ohne Quellenangaben, und dafür bitte er aufrichtig um Entschuldigung. Das Urheberrecht zu achten sei für ihn eine Frage des Respekts vor anderen Autoren.

Tatsächlich war man in Düsseldorf seit dem Vortag gewarnt. Da übermittelte der Plagiatejäger Martin Heidingsfelder („Vroniplag“) eine längere Frageliste zu dem Buch „Die Aufsteigerrepublik“, das Laschet 2009 als NRW-Integrationsminister veröffentlicht hatte. Es war ein Appell für eine offene Einwanderungspolitik, damals in der Union noch eine Außenseiterposition.

Mit dem Werk hatte er freilich aus anderen Gründen schon mal Ärger. Es stellte sich nämlich heraus, dass er den Erlös zwar einem Integrationsprojekt gespendet, die Spendenquittung aber von der eigenen Steuer abgesetzt hatte. D

ass das Buch weniger aus seiner Feder als aus der seiner Beamten stammte, war, weil bei Politikerbüchern nicht unüblich, nur eine Randnotiz.

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Diesmal geht es um eine kurze Passage, in der der Fachbegriff „Brain Gain“ erläutert wird. Der beschreibt, dass Migranten auch für ihre Herkunftsländer ein Gewinn sein können, wenn sie mit neu erworbenen Fähigkeiten auf Dauer oder zeitweise wieder zurückkommen.

Der Entwicklungsexperte Karsten Weitzenegger hatte die Theorie 2008 in einem Aufsatz erklärt. Im Laschet-Buch, das der damalige Minister als Plädoyer für die Vorteile der Migration verfasste, wird das praktisch wortgleich übernommen.

Weitzenegger machte den Vorgang selbst auf Twitter öffentlich. Dort erinnerten Nutzer unter dem Hashtag #Laschetschreibtab sofort an harte Reaktionen aus der Union auf die Plagiatsvorwürfe gegen Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Vor allem CSU-Generalsekretär Markus Blume hatte der Grünen („Vorsätzlich getäuscht, schlampig gearbeitet“) die Glaubwürdigkeit abgesprochen.

Laschet kündigte an, dass er das Buch auf weitere Zitierfehler hin untersuchen lasse. Plagiatejäger Heidingsfeld will sich damit zufrieden geben: „Zu dem Thema habe ich eigentlich nicht vor, noch etwas zu veröffentlichen“, sagte er. Wie er darauf kam, das Laschet-Buch zu scannen, wollte er nicht sagen: „Diskretion gehört zu meinem Beruf.“

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