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EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am 14. Januar 2022.

© Tobias Schwarz/Pool via REUTERS

Comedy-Duo täuschte nicht nur Bürgermeister: Auch die EU-Innenkommissarin fiel auf falschen Klitschko herein

Franziska Giffey war nur eine von mehreren Politikern, die von russischen Komikern genarrt wurde. Auch die EU-Innenkommissarin Johansson wurde getäuscht.

Gut möglich, dass sie nicht das letzte Opfer des russischen Comedy-Duos aus Vladimir „Vovan“ Krasnov und Alexey „Lexus“ Stolyarov bleiben wird, deren Fall ans Licht kommt: Die schwedische EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hat – so wie andere Politiker:innen ebenfalls – ein Videotelefonat mit einem Mann geführt, den sie für den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hielt.

Das berichtet die „Tagessschau“ mit Bezug auf Informationen des Magazins „Kontraste“.

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Die Masche hinter der Täuschung besteht darin, sich als Vitali Klitschko auszugeben und mit westlichen Politiker:innen unter anderem über ukrainische Flüchtlinge zu sprechen – offenbar in der Hoffnung auf eine skandalträchtige Antwort.

Ausschnitte aus dem Gespräch mit Ylva Johansson wurden auf dem Kanal von Krasnov und Stolyarov auf einem russischen Videoportal veröffentlicht. Wann die Aufzeichnung stattfand, ist noch nicht bekannt.

Täuschung im Sinne der russischen Regierung

Laut „Tagesschau“ sprach Johansson gegenüber dem falschen Klitschko unter anderem über ihre Sorge, Frauen und Kinder könnten auf der Flucht Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung werden.

[Lesen Sie auch: Russische Comedians im Dienste der Propaganda: Was die Macher des Klitschko-Fake antreibt (T+)]

Gefragt wurde sie von dem falschen Klitschko, ob ukrainische Geflüchtete in Europa viele Probleme verursachen würden. Eine skandalträchtige Antwort kam aber nicht.

Das Comedy-Duo agiert offensichtlich im Sinne der russischen Propaganda. So lobte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums die beiden Komiker als „Meister der Telefondiplomatie“. Allerdings bestritt Alexey Stolyarov gegenüber „Kontraste“, eine politische Motivation zu haben.

Krasnov und Stolyarov sind als Prankster schon seit mehr als zehn Jahren im Geschäft. Krasnov begann 2007 mit Telefonstreichen, sein Kollege stieß ein paar Jahre später hinzu. Zu den prominenten Opfern der beiden gehören auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der Musiker Elton John.

Seit 2014, als Russland die Krim annektierte, lässt sich in den Streichen der Komiker eine kremlnahe Tendenz erkennen. Immer öfter wurden ukrainische Politiker hereingelegt. Krasnov und Stolyarov imitierten im Laufe ihrer Karriere unterschiedliche Menschen. Sie nutzten zur Verwandlung auch Software, nach eigenen Angaben jedoch keine Deepfakes, also Manipulationen durch künstliche Intelligenz.

Betroffene von Berlin bis Madrid

Am 24. Juni telefonierte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey mit einem Mann, der auf dem Bildschirm wie Vitali Klitschko aussah. Wenig später sagte Senatssprecherin Lisa Frerichs, dass Giffey und ihr Team „allem Anschein nach“ einem „Deep Fake“ aufgesessen seien. Ganz so elaboriert war die Nummer, wie sich inzwischen herausgestellt hat, nicht.

Gleichwohl war die Arbeit des russischen Comedy-Duos, die – ganz analog – aus Überredungskünsten, Schminke und Kostümen bestehen dürfte, im Sinne der Täuschung offenkundig sehr gelungen: Zu den bisher bekannten Opfern gehören neben Giffey und Ylva Johansson auch die britische Innenministerin sowie die Stadtoberhäupter von Budapest, Madrid, Wien und Warschau.

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