zum Hauptinhalt
Brüder im Geiste. Alexis Tsipras (links), neuer griechischer Premier, und der Chef der spanischen Partei Podemos, Pablo Iglesias, bei einer Wahlkampfveranstaltung in Athen.

© Reuters

Nach der Wahl in Griechenland: Auch Spaniens Linke jubelt

Nach dem Sieg von Syriza in Griechenland hofft auch die Schwesterpartei Podemos auf Sieg bei den Parlamentswahlen Ende des Jahres. Die Chancen dafür stehen mehr als gut.

Der Countdown für einen Linksruck habe auch im Euro-Krisenland Spanien begonnen, sagt Pablo Iglesias. In Spanien wird Ende dieses Jahres eine neue Regierung gewählt. Der Sieg des Linksbündnisses Syriza in Griechenland werde Podemos weitere Flügel verleihen, frohlockt der Chef der spanischen Schwesterpartei Podemos ("Wir schaffen es"). "Der Wind des Wechsels weht in Europa."

Podemos-Parteichef Pablo Iglesias war einer der ersten, der Syriza-Vorsitzenden Alexis Tsipras gratulierte

Podemos-Parteichef Pablo Iglesias war einer der ersten, der dem Syriza-Vorsitzenden Alexis Tsipras telefonisch gratulierte. "Griechenland hat gezeigt, dass man es schaffen kann", jubelte Iglesias, der mit seiner erst vor einem Jahr geborenen Bürgerbewegung zu Spaniens neuem Politstar aufstieg. In der neusten Wahlumfrage der wichtigsten Zeitung des Landes, „El Pais“, hat Podemos klar die Nase vorn. Spaniens konservativer Regierungschef Mariano Rajoy muss sich demnach auf eine vernichtende Niederlage einstellen. Iglesias, der charismatische Politologe mit dem Pferdeschwanz, hat offenbar gute Chancen, bald Spaniens neuer Regierungschef zu werden.

Der Aufstieg von Podemos ist ein Albtraum für das politische Establishment in Spanien. Und erst recht für die Brüsseler EU-Zentrale: Zumal das spanische Königreich kein Leichtgewicht wie Griechenland ist, sondern viertgrößte Wirtschaftsmacht der Eurozone. Und ein radikaler Linksruck in Spanien daher ein sehr viel heftigeres Erdbeben in der EU auslösen könnte. Podemos ist – wie Syriza – ebenfalls gegen die bisherige Austeritätspolitik und für einen Schuldenschnitt.

Dem konservativen Regierungschef Mariano Rajoy droht eine herbe Niederlage

Rajoy warnte bisher vergeblich davor, "russisches Roulette" zu spielen und die bisherigen Reformen der "Inkompetenz und dem Populismus" zu opfern. "Die Probleme kann man nicht mit Zauberworten lösen." Ähnlich äußerte sich der Chef der sozialistischen Opposition, Pedro Sanchez“, der Podemos vorwarf, die Bürger "zu belügen".

Am 31. Januar soll es einen riesigen Protestmarsch in Madrid geben

Doch derartige Angriffe konnten Podemos bisher wenig anhaben: Kein anderer spanischer Politiker schafft es wie Iglesias, auch die größten Sporthallen des Landes zu füllen. Wenn er mit hochgekrempelten Ärmeln, weißem Hemd und wehendem Zopf auf die Bühne springt, begrüßen ihn tausende Fans mit dem Ruf "Ministerpräsident, Ministerpräsident". Am 31. Januar will er mit einem riesigen Protestmarsch "für den Wechsel" in der spanischen Hauptstadt Madrid die Muskeln spielen lassen. Und so beweisen, dass er die Bürger mobilisieren kann.

Jeder zweite Spanier unter 25 Jahre ist ohne Job

Was ihm vermutlich auch gelingen wird: Denn die Straße ist der Geburtsort der Podemos-Partei, die sich aus der Protestbewegung der "Empörten" entwickelte. "Ticktack, ticktack – jetzt beginnt der Countdown für Rajoy", mobilisiert Iglesias seine Anhänger, die nicht nur aus Spaniens "verlorener" junger Generation stammen, wo jeder zweite unter 25-Jährige ohne Job ist. Korruption in Rajoys Reihen, harte Kürzungen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsystem sowie große materielle Not in Familien bescheren ihm Zulauf auch von den älteren Bürgern.

27 Prozent der Menschen leben unter der statistischen Armutsgrenze

"Wir müssen unseren eigenen Weg gehen", sagt Iglesias. Die spanische Misere sei "nicht so dramatisch wie jene Griechenlands". Doch immer noch schlimm genug, um den Frust anzuheizen: Die Arbeitslosigkeit liegt trotz leichter Besserung bei horrenden 24 Prozent, 27 Prozent der Menschen leben unter der statistischen Armutsgrenze. Sinkende Löhne sorgen dafür, dass jeder zweite Arbeitnehmer weniger als 1000 Euro verdient. Ausreichend sozialer Sprengstoff für die Partei der Unzufriedenen – und einen weiteren Linksruck.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false