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Bekannte trans Frau im Bundestag: Grünen-Politikerin Tessa Ganserer kandidiert nicht mehr
Die bayerische Grünen-Abgeordnete Tessa Ganserer will sich aus der aktiven Politik zurückziehen. Der Hass gegen sie als trans Person sei ihr „an die Nieren gegangen“.
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Die Grünen-Abgeordnete Tessa Ganserer, eine der bekanntesten trans Politikerinnen des Landes, will sich aus der aktiven Politik zurückziehen. Sie werde nicht für die nächste Legislaturperiode für den Bundestag kandidieren, teilte sie am Mittwochvormittag mit.
Die Entscheidung, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen, sei „nach reiflicher Überlegung und unabhängig von aktuellen parteiinternen Entwicklungen“ gefallen, erklärte Ganserer. Es sei ihr immer klar gewesen, „dass es für mich ein Amt auf Zeit ist, ich nicht bis zu meiner Rente im Parlament sitzen will und dass es für mich auch noch ein Leben nach der Politik geben soll“.
Ganserer war 2021 in den Bundestag eingezogen und davor acht Jahre Abgeordnete im bayrischen Landtag. Neben der Grünen-Abgeordneten Nyke Slawik war Ganserer die erste trans Frau im Bundestag. Zuvor hatte es im Bundestag mit Christian Schenk von den Linken bisher erst einen trans Abgeordneten gegeben. Schenk outete sich aber erst nach seiner Amtszeit, die im Jahr 2002 endete.

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Ganserer sprach in ihrer Erklärung von einer „bereichernden“, aber auch „herausfordernden“ Mandatstätigkeit. „Der menschenverachtende Hass, der mir nicht wegen meiner politischen Inhalte, sondern aufgrund meines Seins entgegengebracht wurde, ist mir gewaltig an die Nieren gegangen.“
Der menschenverachtende Hass, der mir nicht wegen meiner politischen Inhalte, sondern aufgrund meines Seins entgegengebracht wurde, ist mir gewaltig an die Nieren gegangen.
Tessa Ganserer, Abgeordnete im Bundestag
Vor allem die AfD hatte Ganserer bei ihren Auftritten im Bundestag immer wieder verspottet. Für große Empörung hatten etwa die Äußerungen der Vize-Fraktionschefin der AfD, Beatrix von Storch, gesorgt. Sie hatte 2022 in einer Debatte zum Internationalen Frauentag erklärt, Ganserer bleibe ein Mann und von einer „Genderideologie“ gesprochen.
Die AfD hatte zudem Ganserer immer wieder mit ihrem männlichen Vornamen angesprochen. Im Juni 2024 hatte von Storch für wiederholte „herabwürdigende und respektlose“ Zwischenrufe ein Ordnungsgeld von Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) erhalten.
Tessa Ganserer hatte sich für die Einführung des viel diskutierten Selbstbestimmungsgesetz eingesetzt, das eine vereinfachte Änderung des Geschlechtseintrags und des Namens ermöglicht. Gleichzeitig wurde das veraltete Transsexuellengesetz abgeschafft. Das neue Gesetz sei für „trans, inter und nonbinäre Menschen“ eine „wahnsinnige Erleichterung“ und ein „historischer Tag“, sagte Ganserer damals. Sie selbst beantragte am ersten Tag, an dem das möglich war, die Änderung ihres Geschlechtseintrags. Wenn das Gesetz am 1. November in Kraft tritt, wird diese wirksam.
Ganserer ist in der aktuellen Bundesregierung Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss sowie im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft.
Die Entscheidung für ihren Rückzug aus der aktiven Politik sei nun aber „sicherlich kein Weglaufen vor denen, die mich seit Jahren verspotten, beleidigen und bedrohen“, schrieb Ganserer in ihrer Erklärung. Der Tod ihres Vaters habe sie „tief zum Nachdenken“ gebracht, sagte die 47-Jährige. Nun sei es „an der Zeit, meinem Leben nochmal eine andere Richtung zu geben, mir andere Aufgaben und Wirkstätten zu suchen“.
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