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Welchen Plan hat die Politik, einen Blackout abzuwenden?

© ZDF/Ohde

Blackout oder Brownout?: Wie wahrscheinlich Stromabschaltungen in Deutschland sind

Frankreich probt derzeit den Ernstfall, denn wegen der Wartung zahlreicher Atomkraftwerke drohen Engpässe im Stromnetz. Wie sieht die Versorgungslage für Deutschland aus?

Während sich Frankreich derzeit auf kontrollierte Stromabschaltungen vorbereitet, kursieren auch in Deutschland Sorgen vor ähnlichen Szenarien im Winter. Zuletzt beunruhigte eine Aufforderung des Netzbetreibers TransnetBW zum Stromsparen.

Am Freitag sorgte dann ein Papier aus dem baden-württembergischen Umweltministerium für Aufregung, demzufolge zeitlich und regional begrenzte anderthalbstündige Stromabschaltungen für diesen Winter nicht auszuschließen seien. Steht es also auch angesichts der Probleme in Frankreich schlechter um die deutsche Stromversorgung als bislang gedacht? 

Unkontrollierte, großflächige Stromausfälle - sogenannte Blackouts - halten derzeit weder Politik noch Energiewirtschaft oder Bundesnetzagentur für realistisch. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte zuletzt, dass die Verfügbarkeit von Energie für die Stromerzeugung für diesen Winter gesichert sei. Und die Prognose französischer Netzbetreiber für den Januar sei „in dem Bereich, mit dem wir auch gerechnet haben“, sagte eine Sprecherin Habecks am Freitag.

In Frankreich wird im Januar mit Versorgungsengpässen gerechnet, weil derzeit zahlreiche Atomkraftwerke gewartet werden. Um sich darauf vorzubereiten, simulierten die Behörden am Freitag das zeitlich begrenzte und kontrollierte Abschalten der Stromversorgung in einer Region - ohne dass aber tatsächlich eine Abschaltung vorgenommen wurde.

„Regional und zeitlich begrenze Unterbrechung“

Weil die europäischen Stromnetze gekoppelt sind, befürchten Experten bei einer Lastunterdeckung auch Folgen für die Nachbarmärkte. Die nach Deutschland importierte Strommenge aus Frankreich ging zudem im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal laut Statistischem Bundesamt um 88 Prozent zurück.

„Wenn überhaupt, dann könnte es zu einer kontrollierten, regional und zeitlich begrenzten Unterbrechung kommen“, hieß es vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Solche sogenannten Brownouts, die die Netze stabilisieren sollen, habe es aber auch in der Vergangenheit schon gegeben. „Technisch gesehen sind wir sehr gut vorbereitet.“ Die Bundesnetzagentur schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich dazu kommen könnte, derzeit als sehr gering ein.

Strom aus für 90 Minuten

Auf solche Szenarien bezieht sich auch ein Lagebericht zur Energie-Versorgungssicherheit an die baden-württembergische Umweltministerin. Darin heißt es laut Ministerium, dass die geringer als ursprünglich angenommene Verfügbarkeit von Kernkraftwerken in Frankreich aktuell die größte Herausforderung für die Sicherheit der Stromversorgung im Winter darstelle. Kurzzeitige regional begrenzte Abschaltungen von in der Regel 90 Minuten könnten nicht ausgeschlossen werden. Ähnliche Passagen hatte die „Bild“-Zeitung zitiert und auf ein vertrauliches Ministerpapier verwiesen.

Wie Deutschland im Winter mit kurzfristigen Engpässen umgehen könnte, zeigt ein Fall aus Baden-Württemberg. Dort hatte der Netzbetreiber TransnetBW für den Mittwoch einen möglichen Stromengpass prognostiziert und seine Kunden via App erstmals zum vorübergehenden Stromsparen aufgerufen.

Es habe aber zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Stromabschaltung bestanden, beteuerte eine Sprecherin. Es seien 700 Megawatt Leistung zur Stabilisierung der Netze aus der Schweiz geordert worden. „Das war schon etwas Besonderes.“ Weil ein solcher kurzfristiger Import aber sehr teuer sei, sei die Sparaufforderung parallel an die Kunden ergangen.

Solche prognostizierten Engpässe könnten im Winter häufiger auftreten, sagte die Sprecherin. Ein „Brownout“ drohe aber erst dann, wenn kurzfristig nirgends genügend Strom eingekauft werden könne, um die Engpässe zu beheben. In diesem Fall sei von einer Unterbrechung der Stromversorgung von anderthalb Stunden auszugehen. „Da muss aber niemand seinen Kühlschrank abtauen.“ Die Lage sei aber heute sehr viel besser als noch nach dem zweiten Stresstest Anfang September. Damals hatten die Netzbetreiber die Lage im Winter noch als „sehr angespannt“ bewertet. (dpa)

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