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Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk.

© Nassim Rad/Tagesspiegel

„Sie sind unerwünscht. Punkt“: Botschafter Melnyk lädt Sachsens Regierungschef Kretschmer aus

Der scheidende ukrainische Botschafter ist erbost über Kretschmers Äußerung zum Einfrieren des Krieges. Eine Einladung an den CDU-Politiker nimmt er zurück.

Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat wegen Äußerungen von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer über den Ukraine-Krieg eine Einladung des CDU-Politikers in seine Heimat zurückgezogen. "Mit Ihrer absurden Rhetorik über das Einfrieren des Krieges spielen Sie in Putins Hände und befeuern Russlands Aggression", schrieb Melnyk Sonntagfrüh im Onlinedienst Twitter. Daher sei seine Einladung an Kretschmer, die Ukraine zu besuchen, "annulliert".

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"Sie sind unerwünscht. Punkt", fügte der Botschafter hinzu. Melnyk reagierte damit auf Äußerungen des sächsichen Regierungschefs in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" vom Mittwoch. Darin hatte Kretschmer gesagt, es sei wichtig, dafür "einzutreten, dass dieser Krieg eingefroren werden muss, dass wir einen Waffenstillstand brauchen, dass wir Verhandlungen brauchen, um diesen Krieg zu beenden". Das erlebe er allerdings "in der öffentlichen Debatte sehr wenig".

Kretschmer verurteilte in der Sendung mit Blick auf den von Kreml-Chef Wladimir Putin befohlenen Einmarsch in die Ukraine "dieses furchtbare Verbrechen". "Russland darf den Krieg nicht gewinnen, das ist absolut richtig", betonte der CDU-Politiker. Es dürfe aber bei diesem Krieg "nicht versucht werden, auf dem Schlachtfeld entschieden zu werden, weil das solche schlimmen Folgen haben könnte für uns alle".

Kretschmer hob hervor, die Diplomatie biete die Möglichkeit, miteinander zu reden, auch "wenn man komplett unterchiedliche Meinungen hat, wenn man verfeindet ist".

Melnyk ist seit Ende 2014 Botschafter in Deutschland und sorgte immer wieder mit scharfer Kritik an deutschen Politikern für Wirbel. So bezeichnete er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als "beleidigte Leberwurst", als der deutsche Regierungschef nach der Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aus der Ukraine zunächst eine eigene Reise nach Kiew abgelehnt hatte.

Anfang Juli unterzeichnete der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj ein Dekret zu Melnyks Abberufung aus Berlin. Er soll im Oktober die Geschäfte an seinen Nachfolger übergeben. (AFP)

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