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Die Urne mit Fidel Castros Asche, eingehüllt in eine kubanische Flagge, wurde auf einem Militärfahrzeug platziert, das am Mittwochmorgen von der Plaza de La Revolución losfuhr.

© REUTERS

Früherer kubanischer Staatschef: Castros Urne tritt die letzte Reise an

Die Urne mit den sterblichen Überresten des kubanischen Revolutionsführers ist auf dem Weg in die Stadt Santiago de Cuba. Es ist die letzte Reise für Fidel Castro.

Die Urne mit der Asche des früheren kubanischen Staatschefs Fidel Castro ist auf ihre letzte Reise Richtung Santiago de Cuba gegangen. Von der Hauptstadt Havanna aus soll der Trauerzug in den nächsten Tagen 13 Provinzen der sozialistischen Karibikinsel passieren. Die Urne, eingehüllt in eine kubanische Flagge, wurde auf einem Militärfahrzeug platziert, das am Mittwochmorgen (Ortszeit) von der Plaza de La Revolución losfuhr. Tausende Menschen säumten den Weg. Am Dienstagabend hatten hier Hundertausende Menschen und zahlreiche Gäste aus dem Ausland bei einer Gedenkfeier dem im Alter von 90 Jahren gestorbenen Anführer der kubanischen Revolution von 1959 die letzte Ehre erwiesen. Ecuador, Algerien, Griechenland, Katar, Russland, China, Vietnam - die Rednerliste bei der zentralen Trauerfeier für den kubanischen Revolutionsführer führte einmal um den Erdball.
„Wir sind gekommen, um den ewigen Rebellen, den ewigen Träumer zu ehren“, sagte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. „Er ist von uns gegangen - ungeschlagen, freigesprochen von der Geschichte.“ Das südamerikanische Land ist der engste Verbündete der sozialistischen Karibikinsel. „Fidel wird immer unter uns sein. Seine Ideen sind für die Ewigkeit“, sagt Boliviens Präsident Evo Morales. „Euer Schmerz ist unser Schmerz.“ Der Redemarathon wäre ganz nach dem Geschmack von Castro gewesen. Der frühere Präsident war selbst berüchtigt für seine stundenlangen Diskurse.
„Fidel hat sein ganzes Leben der Solidarität gewidmet. Er hat eine sozialistische Revolution der einfachen Leute für die einfachen Leute angeführt“, sagte Castros Bruder und Nachfolger Raúl Castro. „Immer bis zum Sieg.“
Hunderttausende Menschen kamen auf dem Platz der Revolution in der kubanischen Hauptstadt Havanna zusammen. Sie schwenkten kubanische Flaggen und skandierten: „Es lebe Fidel.“ Von den Ministerien am Rande des Platzes leuchteten die Konterfeis der Revolutionshelden Ernesto „Che“ Guevara und Camilo Cienfuegos.
„Wo ist Fidel?“, fragte der nicaraguanische Präsident und frühere Guerillakommandeur Daniel Ortega zu Beginn seiner Rede. „Ich bin Fidel. Ich bin Fidel“, schallte es aus Hundertausenden Kehlen zurück. Menschen hatten sich „Fidel“ auf die Stirn geschrieben. Andere zeigten Transparente auf denen zu lesen war: „Es gibt Männer, die ihr ganzes Leben kämpfen - diese Männer sind unentbehrlich.“
Auf der Kundgebung schwelgt vor allem die internationale Linke in Erinnerungen an den legendären Revolutionsführer. Der venezolanische Präsident Maduro, der nicaraguanische Staatschef Ortega, der bolivianische Präsident Morales und Ecuadors Staatschef Correa gehören zu den prominentesten Gästen.

Erinnerung und Abschied: Viele Kubaner gedenken des Revolutionsführers - andere erinnern an das Unterdrückungsregime des Castro-Clans.

© AFP

Russland hat Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin geschickt, China seinen Vizepräsidenten Li Yuanchao. Die USA lassen sich lediglich von dem designierten Botschafter Jeffrey DeLaurentis und dem nationalen Sicherheitsberater Ben Rhodes vertreten.
Bevor die Massenkundgebung auf dem Platz der Revolution beginnt, steht Castros Bruder und Nachfolger Raúl Castro die letzte Ehrenwache im Denkmal José Martí. Begleitet wird er von Vizepräsident Miguel Díaz-Canel, der als möglicher Nachfolger Castros gilt.
„Ich glaube, dass es in den kommenden zehn Jahren einen Wandel geben wird, aber die grundlegenden Prinzipien von Fidel werden bleiben“, sagt Patricia Bisbé. Die 36-Jährige hat ihre kleinen Kinder mitgebracht. „Mich schmerzt es, dass sie ihn nicht mehr kennengelernt haben. Ich habe sie mitgenommen, damit sie sehen, wie eine Person von so vielen Menschen geliebt werden kann.“
Die Urne mit der Asche des Revolutionsführer wurde im Verteidigungsministerium aufgestellt. Jetzt ist sie auf eine viertägige Reise über die ganze Insel nach Santiago de Cuba gegangen. Dort wird Castro am kommenden Sonntag beigesetzt.
Es ist der umgekehrte Weg der „Karawane der Freiheit“. Im Januar 1959 zogen die Rebellen nach dem Sieg über die Soldaten von Diktator Fulgencio Batista unter Castros Führung in einem Triumphzug von Santiago de Cuba nach Havanna.
Viele Menschen in Kuba können sich ein Leben ohne Fidel Castro kaum vorstellen. „Es wird Veränderungen geben, wir wissen aber noch nicht in welcher Größenordnung“, sagt der Handwerker Joan Manuel Mejerano Ameijeras. „Dieses Land hätte zehn Männer wie ihn gebraucht.“ dpa

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