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„Das Gespräch nicht verachten“: EKD-Ratsvorsitzende dringt auf Diplomatie im Ukraine-Krieg
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, hat sich in die Reihe derjenigen eingereiht, die Gespräche über einen Waffenstillstand in der Ukraine fordern.
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Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die westfälische Präses Annette Kurschus, hat erneut Gespräche über einen Waffenstillstand in der Ukraine gefordert. Vor der in Magdeburg tagenden EKD-Synode erklärte die Theologin: „Zur Solidarität mit der Ukraine und zu ihrer militärischen Unterstützung muss zwingend hinzukommen, in aller Mühsamkeit Wege zu einem Waffenstillstand zu suchen.“
Schon am Reformationstag hatte Kurschus in ihrer Predigt in der Wittenberger Schloßkirche Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine gefordert. Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte die EKD daraufhin auf Twitter als „Diener von Judas“ beschimpft.
Kritik aus der Ukraine an den Äußerungen
Kurschus betonte, die Kirche sei keine Kriegspartei. „Aber wir sind parteilich für die unendlich leidenden Menschen in der Ukraine.“ Im Unterschied zum Friedensbeauftragten der EKD, dem mitteldeutschen Landesbischof Friedrich Kramer, der sich im Eröffnungsgottesdienst gegen Waffenlieferungen aussprach, befürwortete Kurschus Lieferungen an die Ukraine. „Waffen helfen, sich zu wehren und zu verteidigen, sie können Leben retten, und das ist sehr viel“, sagte Kurschus. „Waffen allein schaffen aber keinen Frieden: Friede kann erst werden, wenn die Waffen schweigen und Gespräche möglich sind.“
Der Kriegstreiber Putin müsse seineAngriffe stoppen. Dies wäre das einzig Gerechte, so Kurschus. Aber er tut es nicht, allein weil wir es fordern: Darum habe ich am Reformationstag dafür geworben, das Gespräch nicht zu verachten und dem geistesgegenwärtigen Wort etwas zuzutrauen.“
Neben der Friedensethik werden die Themen Klimaschutz und sexueller Missbrauch im Zentrum der noch bis Mittwoch andauernden Tagung des evangelischen Kirchenparlaments stehen. „Ich erschrecke darüber, wie viel Mut es nach wie vor braucht, grenzverletzendes Verhalten anzuzeigen und sexualisierte Gewalt als solche zu benennen“, sagte Kurschus am Sonntag.
„Wir sind noch längst nicht an dem selbstgesteckten Ziel angekommen, wo Schutzkonzepte allerorten selbstverständliche Grundlage sind und wo Intervention und Aufarbeitung eingeübten Verfahren nach professionellen Standards folgen, die betroffene Personen beteiligen und auf die sich alle Beteiligten verlassen können.“ Allerdings werde die Gewaltschutzrichtlinie der EKD zunehmend konsequent umgesetzt.
Dennoch erlebten Betroffene noch immer, dass ihnen nicht geglaubt werde, dass sie sich rechtfertigen müssen und in Disziplinarverfahren nur ungenügend informiert werden. Am Dienstag wollen Missbrauchsbetroffene erstmals zusammen mit Vertretern der EKD einen Bericht zum Stand der Aufarbeitung des Missbrauchs in der Evangelischen Kirche vorlegen.
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