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Hilft das Homeoffice Frauen oder schadet es?

© dpa/Sebastian Gollnow

Debatte über Recht auf Homeoffice: Scharfe Kritik an Grünen-Vorstoß

CDU und FDP werfen den Grünen vor, der Wirtschaft zu schaden. Aber auch der Deutsche Gewerkschaftsbund warnt vor Homeoffice-Euphorie.

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Die Forderung der Grünen nach einem Recht auf Homeoffice sorgt für heftige Kritik bei der Union und der FDP. „Die Frage, inwieweit Homeoffice umgesetzt werden kann, ist zwischen Betrieb und Arbeitnehmern zu klären“, sagte FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer dem Tagesspiegel.  Ob Viertagewoche oder Recht auf Homeoffice – solche Forderungen gingen an den wirtschaftlichen Notwendigkeiten vorbei. „Die Produktivität muss steigen und in Deutschland muss durchschnittlich eher mehr gearbeitet werden, nicht weniger.“

Angesichts der Debatten um eine Rückkehr ins Büro bei Großkonzernen wie SAP, Deutsche Bank und Axel Springer hatte die grüne Arbeitsmarktexpertin Beate Müller-Gemmeke im Tagesspiegel Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) aufgefordert, rasch eine rechtliche Absicherung des Homeoffice zu schaffen. „Das Homeoffice ist gerade für Frauen wichtig, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, sagte sie.

Vor allem die Grünen drängen darauf, dass die Beschäftigten den im Koalitionsvertrag vereinbarten Erörterungsanspruch erhalten. Sie könnten dann von ihren Chefs Homeoffice-Tage verlangen, eine Ablehnung wäre für die Unternehmen nur mit triftigem Grund möglich.

Zementiert Homeoffice traditionelle Rollenbilder?

„Anstatt Bürokratieabbau wollen Teile der Ampel noch mehr Vorgaben“, kritisierte Julia Klöckner, die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion. Die mit dem Homeoffice einhergehenden Infrastrukturkosten und die Umstellung der Arbeitsweise fielen ohne Zweifel in die unternehmerische Entscheidungsfreiheit. „Solche Debatten werden gerade im Ausland mit einem Stirnrunzeln wahrgenommen.“

Kritik kommt auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Homeoffice sei kein Ersatz für gut funktionierende Kinderbetreuung, betonte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Durch die ungleiche Nutzung des Homeoffice könne sich die ungerechte Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit in den Familien sogar noch verschlechtern – zu Ungunsten von Frauen.

„Nachweislich nutzen Frauen mehr als Männer Homeoffice dazu, sich für Haushalt und Familie einzubringen. Männer neigen eher dazu, mehr Überstunden zu leisten“, sagte Piel. „Homeoffice kann deshalb besonders für Frauen erhebliche Nachteile bei der Karriere bedeuten.“

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