
© AFP/Michael Kappeler
Der TV-Vierkampf der Kanzlerkandidaten: Niemand kann mehr sagen, er hätte nicht gewusst, was er wählt
Auch wenn man sich wundert, dass die Kandidaten sich selbst noch reden hören können: Das TV-“Quadrell“ war aufschlussreich. Weil die Politiker diesmal weniger ausweichend waren.

Stand:
Es ist eigentlich schon bewundernswert, dass die vier Kanzlerkandidaten sich überhaupt noch selbst reden hören können. So oft, wie Olaf Scholz, Friedrich Merz, Robert Habeck und Alice Weidel ihre Argumente schon vorgetragen und ihre Meinungsverschiedenheiten ausgetragen haben. Und doch: Der Ton, der Aufritt – Mal um Mal besser kann sich jeder und jede selbst ein Bild machen.
In der Abgrenzung findet die eigene Meinung sich auch. Und in der Abgrenzung der Kandidaten voneinander außerdem. Das ist geradezu ein doppelter Vorteil. So gerade, kurze Zwischenfragen wie beispielsweise von Günther Jauch, so trockene Einwürfe wie von Pinar Atalay lassen nicht nur die Bewerber stutzen – auch die Fernsehzuschauer.
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Die Aggressivität des amtierenden Bundeskanzlers gegen die AfD-Vorsitzende und ihre Partei hat zugenommen. Diese Partei, in Teilen rechtsextrem, bringt ihn auf. Demokratisch aufrecht geht Olaf Scholz damit gegen mutmaßlich gut 20 Prozent der Wähler an. Das sind Millionen. Deren Abkehr von etablierten Parteien in wenigen Tagen muss verhindert werden. Scholz scheut hier kein Risiko.
Die Härte der Auseinandersetzung von Alice Weidel mit Friedrich Merz, auch enorm, hat der Union wohl eher genutzt. Denn so konnte der CDU-Vorsitzende den Eindruck wiedergeben, dass sie ja wohl die ärgsten Gegner der AfD seien.
4000 Kilometer Grenze – wie wird die gesichert?
Lehrreich auch, dass dieser Wahlkampf durchaus inhaltlich geführt wird. Und zwar bis zum Schluss. Zahlen, Daten, Fakten – wie die Kandidaten sie sich um die Ohren schlagen, lässt hoffen, dass sie die Sache, um die es geht, ernst nehmen. Das gilt bis auf Alice Weidel, die beispielsweise bei der wichtigen Sachfrage zur illegalen Migration, wie 4000 Kilometer Grenze der Bundesrepublik gesichert werden sollen, erklärt: „Ich bin Politikerin.“
So ausweichend waren „die Politiker“ diesmal eben nicht. Robert Habeck redet nur anders, vielleicht ein bisschen schwurbelig, aber er weiß, was er sagen will, vom Haushalt über die Ukraine bis zur Rente. Interessant bei alledem: die Blicke, die auf ihm ruhten, von links Scholz, und von rechts Merz. Der zog beileibe nicht immer einen Flunsch bei den Anmerkungen des Grünen. Wie sagte Habeck doch bei der Rente: „Da sind wir gar nicht einmal so weit auseinander.“
Wenn eine Sendung diesen Aufschluss bietet, hat sie ihren Sinn erreicht. Niemand kann mehr sagen, er hätte nicht gewusst, was er wählt.
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