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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, SPD, verabschiedet die rund 20 Soldaten des Vorkommandos der Brigade Litauen auf dem Flughafen BER.

© imago/photothek/IMAGO/Thomas Imo

Deutsche Brigade in Litauen: Pistorius lobt Beginn der Stationierung als „wichtig für die Bundeswehr“

Die ersten Soldaten der neuen deutschen Brigade in Litauen sind nach Vilnius gereist. Verteidigungsminister Pistorius spricht von einem „wichtigen Tag für die Bundeswehr“.

| Update:

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat den Beginn der Stationierung einer deutschen Brigade im Nato-Land Litauen als wichtigen Schritt für die Verteilungsfähigkeit des Bündnisses bezeichnet. „Das ist ein wichtiger Tag für die Bundeswehr. Das erste Mal, dass wir dauerhaft eine solche Einheit außerhalb Deutschlands stationieren“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Berlin bei der Verabschiedung des Vorkommandos der Brigade Litauen. Die etwa 20 Soldaten sollen Voraussetzungen für die Verlegung weiterer Soldaten schaffen.

„Ich weiß, es ist noch einiges zu tun, auch vor Ort. Die Infrastruktur muss passen, die Kasernen müssen da sein, die Unterkünfte, die Wohnungen“, sagte Pistorius. Und: „Vieles ist noch zu tun auf litauischer Seite und wir - das kann ich Ihnen versichern - werden alles tun, die Brigade von Anfang an so auszustatten, wie sie ausgestattet sein muss.

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa hat die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband nach Litauen zu verlegen. Die Brigade soll bis 2027 einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehrangehörigen, die ihre Familien mitbringen können.

Das Vorkommando reiste am Montag zusammen mit dem Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, nach Litauen. In Vilnius sollten die ersten Kräfte der Brigade vom litauischen Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas begrüßt werden.

Das Vorkommando soll zum vierten Quartal 2024 auf einen Aufstellungsstab von rund 150 Männern und Frauen anwachsen. Die Brigade des Heeres werde in Litauen mit dem Namen Panzerbrigade 45 neu aufgestellt. Nach offizieller Indienststellung der Brigade 2025 sollen die weiteren Kräfte im selben Jahr mit der Verlegung beginnen, sofern die benötigte Infrastruktur in Litauen vorhanden ist.

Heeresinspekteur: „Brigade wird eine sehr hohe Priorität haben“

Mais sprach von einer „Anstrengung“. „Es wird Geld kosten, es wird Zeit brauchen, bis wir dieses Material beschafft haben“, erklärte Mais am Montag vor Abflug nach Litauen im ARD-„Morgenmagazin“.

Das notwendige Material und Personal müsse man aus den Strukturen der Bundeswehr „ausschwitzen“, um es nach Litauen zu schicken, sagte Mais. „Das heißt also, die Delle, durch die wir gehen, ist etwas tiefer geworden, zieht sich etwas länger“, erklärte Mais weiter. Er gehe von drei bis fünf Jahren aus, die es dauern werde, bis der Prozess geschafft sei.

Die Brigade wird eine sehr hohe Priorität haben. Sie wird zu 100 Prozent ausgestattet sein müssen. Sie wird mit dem Besten ausgestattet werden, was wir haben. Und die Aufstellung dieser Brigade erhöht das materielle und personelle Soll des Heeres“, betonte Mais.

Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), forderte mit Blick auf die Stationierung einer Kampfbrigade in Litauen, die Ausstattung der Bundeswehr in Deutschland nicht zu vernachlässigen. „Natürlich reißt das erst mal ganz gewaltige Löcher, denn die Ausrüstung unserer Soldatinnen und Soldaten, aber auch das große Gerät ist noch nicht vorhanden“, sagte Högl im ARD-„Morgenmagazin“.

Die Brigade müsse mit allem ausgestattet werden, was sie benötige, damit sie attraktiv sei und sich auch genügend Soldatinnen und Soldaten freiwillig meldeten. „Und natürlich muss das Deutsche Heer auch in Deutschland hier voll ausgestattet sein, um auszubilden, zu üben und den Auftrag zu erfüllen und einsatzbereit zu sein.“

Högl sprach von einem „Leuchtturmprojekt der Zeitenwende“, welches auch im Bundeshaushalt abgebildet werden müsse. „So rausschneiden aus dem Bundeshaushalt, wie er gegenwärtig ist, das wird nicht funktionieren. Und diese Brigade muss, ich betone das noch mal, alles haben, was sie braucht: Infrastruktur, Personal und Material“, sagte die Wehrbeauftragte des Bundestages.

Die Schaffung der Voraussetzungen für die Stationierung einer Bundeswehr-Brigade in Litauen wird den deutschen Nato-Partner in den nächsten Jahren rund 800 Millionen Euro kosten. Diese Summe nannte Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas am Montag im litauischen Rundfunk. Nach seinen Angaben verläuft die Verlegung „wie geplant“.

Russland sieht die militärische Präsenz Deutschlands in Litauen als Eskalation der gegenwärtigen Spannungen. Das sagte der Sprecher des Präsidialamts in Moskau, Dmitri Peskow, am Montag. (dpa, Reuters)

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