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Ein Passagiermaschine ist im Flug zu sehen.

© dpa/Robert Michael

Deutsche Flugsicherung alarmiert: Störangriffe auf Zivilmaschinen sollen sprunghaft gestiegen sein

An Flughäfen kam es durch Angriffe auf die IT und Drohnen-Sichtungen zu schweren Beeinträchtigungen. Einem Medienbericht zufolge geraten auch Passagiermaschinen in der Luft zunehmend ins Visier.

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Hacker-Attacken hatten den Betrieb an internationalen Flughäfen wie dem BER in Berlin massiv gestört, etliche Sichtungen von Drohnen, wie am Airport der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, auch in anderen EU- und Nato-Staaten große Unruhe und Besorgnis ausgelöst, auch weil entsprechender Schutz fehlt.

Einem Medienbericht zufolge beschränken sich Attacken aber nicht nur auf Ziele am Boden. In Hunderten von Fällen klagen Piloten demnach über Ausfälle oder Fehlfunktionen der Satelliten-Navigation im Cockpit. 

Wie die „Welt am Sonntag“ („WamS“) schreibt, registrierte die Deutsche Flugsicherung (DFS) in diesem Jahr einen massiven Anstieg von Störangriffen auf Verkehrsflugzeuge in der Luft. Demnach gab es von Januar bis August 447 Meldungen von Flugzeugbesatzungen, die während des Fluges eine Störung oder Manipulation ihrer Satellitennavigation festgestellt hatten.

Zwei Jahre zuvor waren dem Bericht zufolge nur 25 entsprechende GPS-Vorfälle gemeldet worden, was – aufs Gesamtjahr 2025 gerechnet – eine Zunahme von mehr als 2500 Prozent binnen zwei Jahren entspreche, so das Blatt.

Das BMI hält eine Verstärkung des Schutzes von Flughäfen als Teil der kritischen Infrastruktur für erforderlich, und zwar sowohl in Bezug auf Gefahren am Boden als auch aus der Luft.

Erklärung des Bundesinnenministeriums (BMI)

Wie es weiter heißt, wurde nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums insbesondere im Ostseeraum sowie über dem Baltikum eine deutliche Zunahme von Störungen der GPS-Signale festgestellt. Dabei werden die Satelliten-Signale mittels starker Sender am Boden überstrahlt (Jamming) oder irreleitende Täuschsignale gesendet.

Sind russische Störsender auf Schiffen in der Ostsee die Ursache?

Diese Signalmanipulation, Spoofing genannt, gilt als deutlich gefährlicher, weil Flugzeugcrews über ihre tatsächliche Position getäuscht werden können. Auslöser der Störungen sind demnach offenbar leistungsstarke Störsender, die unter anderem an Bord russischer Handelsschiffe vermutet werden.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) bewertet die Störangriffe als „Bedrohung für den sicheren Betrieb von zivilen Flugzeugen“ und fordert in Anbetracht der zunehmenden Bedrohungslage einen besseren Schutz der Zivilluftfahrt, schreibt die Zeitung.

„Die jüngsten Vorfälle etwa in Dänemark zeigen deutlich, wie mit geringem Aufwand größtmöglicher Schaden an kritischer Infrastruktur angerichtet werden kann“, sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. „Deutschland braucht ein ressortübergreifendes Lagezentrum für den kontinuierlichen Austausch zwischen Sicherheitsbehörden, Nachrichtendiensten und der Wirtschaft.“

Das Bundesinnenministerium (BMI) hält es für möglich, dass „auch staatliche Akteure hinter den Störungen stehen“, sagte ein Sprecher der „WamS“. Im Ministerium sieht man aufgrund der Häufung hybrider Angriffe auf die zivile Luftfahrt inzwischen offenbar akuten Handlungsbedarf. „Das BMI hält eine Verstärkung des Schutzes von Flughäfen als Teil der kritischen Infrastruktur für erforderlich, und zwar sowohl in Bezug auf Gefahren am Boden als auch aus der Luft“, teilte das Ministerium demnach mit.

In der Nacht zu Freitag war erneut ein dänischer Flughafen vorübergehend wegen einer Drohne geschlossen worden. Der Luftraum über dem Airport Aalborg wurde wegen eines entsprechenden Alarms gesperrt. Seit Tagen kommt es zu Ausfällen und Verspätungen an europäischen Flughäfen aufgrund von Hacker- und Drohnen-Attacken.

Der dänische Verteidigungsminister spricht von „hybriden Angriffen“ auf die Luftfahrtinfrastruktur und erwägt deshalb ein Einschalten der Nato.

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