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ARD host Sandra Maischberger, Social Democratic Party (SPD) Chancellor Olaf Scholz, his conservative rival of the Christian Democratic Union (CDU) Friedrich Merz and ZDF host Maybrit Illner are pictured in a studio of the ARD and ZDF television broadcasters ahead of the first TV debate between Scholz and Merz in Berlin, Germany, February 9, 2025.    Michael Kappeler/Pool via REUTERS

© REUTERS/Michael Kappeler

Nach dem TV-Duell: Der Kanzler hat fertig und der Kandidat ist ein Risiko

Scholz’ Amtsbonus ist inzwischen ein Malus. Ob Merz überhaupt regieren kann? Unklar. Der Schlagabtausch im TV offenbarte eine bedrückende Ausgangslage für Deutschland. Doch ein bisschen Hoffnung bleibt.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Ein trister Abend, nicht? Zwei Kandidaten, die Kanzler sein wollen, und keiner kann vollends überzeugen.

Olaf Scholz nicht, weil sein Amtsbonus inzwischen ein Malus ist, Friedrich Merz nicht, weil er nie auch nur ein annähernd wichtiges Amt geführt hat. Welch eine Aussicht für die Zeit nach dem 23. Februar.

Früher war zumindest das besser. Da stand immer einer bereit, der es nachgewiesenermaßen konnte: regieren. Opposition ist nicht Mist, aber Regierung im Wartestand. Merz war immer in der Opposition.

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Obwohl: Bei diesem Duell wirkte er wie der Titelverteidiger, Scholz wie der, der sich aufs Neue beweisen muss. Er blieb den letzten Beweis schuldig.

„Scholzomat“ kommt nicht von ungefähr

Scholz’ Laufbahn ist gebunden an die Technik der Machtausübung, von Anfang an, daher sein Technokraten-Image. „Scholzomat” kommt nicht von ungefähr.

Aber das reicht nicht mehr, nicht für ihn, nicht für seine SPD. Sie hat Geschichte, sie braucht eine, und dazu ein Thema. Warum soll man sie, die Vertretung der einstmals stolzen Arbeiterschaft, im 21. Jahrhundert noch wählen? Zahlen hinterm Komma im Haushalt sind zu wenig, um zu faszinieren.

Zumal die Merz besser kennt. Er ist sortiert, ist im Stoff, das immerhin. Da will’s einer wissen. Er kommt nicht unvorbereitet, im Gegenteil – nur halt ungelernt. Viel im Detail zu wissen, heißt noch nicht, das große Ganze zu sehen.

Journalisten beobachten das TV-Duell von ARD und ZDF mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Friedrich Merz, Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, am Studio Berlin-Adlershof.

© dpa/Kay Nietfeld

Auf Scholz wie Merz gesehen: Das Kanzleramt verträgt keine Leerstelle, also keinen, der es auch aus einem Mangel an Stimmen nicht ausfüllen kann.

Es ist aber auch keine Lehrstelle. Das eine weiß man schon, seit diesem Duell nahezu sicher: Scholz bekommt die Stimmen nicht, die er bräuchte; er hätte im Duell siegen müssen, um die Wahl zu gewinnen. Das andere, das mit dem Regieren lernen beim Regieren, kann man nur hoffen. Merz wirkte wenigstens ambitioniert genug dafür.

Mit Scholz haben die Deutschen abgeschlossen, mit Merz sind sie noch nicht vertraut. Vertrauen muss er sich erwerben. Nur der Slogan „Risiko Merz“ trägt jetzt allerdings nicht mehr.

Was bleibt? Doch ein bisschen Hoffnung in der Tristesse. Dass nämlich Union und SPD in einem Fall entschieden gemeinsame Sache machen wollen: gegen die AfD.

Die Gefahr für die Demokratie und zugleich die Haushaltszahlen in den Griff zu bekommen – das könnte sogar eine Koalition wert sein. Davon haben die beiden Kandidaten bestimmt nicht wenige überzeugt.

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