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Die EKD-Synode wird einen Nachfolger für Bischo Heinrich Bedford-Strohm wählen.

© imago images/epd

Vor der Synode der Evangelischen Kirche: Ein Bischof hat Corona

Das vorbereitete 3G-Konzept erschient den Verantwortlichen nicht sicher genug. Die Kirche verlegt ihre Tagung ins Internet.

Eigentlich wollten sie in diesen Tagen in Bremen zusammenkommen: 120 aus ganz Deutschland angereiste Mitglieder der EKD-Synode, dazu die Kirchenkonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auf der ersten Präsenztagung ihrer leitenden Gremien seit 2019 sollte entschieden werden, wer Nachfolger des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm und damit künftig das Gesicht des deutschen Protestantismus wird.

Die Bischöfe hatten sich schon am Donnerstag persönlich in Bremen getroffen. Doch in der Nacht zu Freitag bekam ein Mitglied der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), in der die lutherischen Gliedkirchen in der EKD zusammengeschlossen sind, Covid-Symptome. Das Präsidium der EKD-Synode entschied sich deswegen dafür, die Tagung in den digitalen Raum zu verlegen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und bedauern diesen Schritt sehr, sehen aber keine andere Möglichkeit, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen“, teilte Präses Anna-Nicole Heinrich am Freitagmorgen mit. Das vorbereitete 3G-Konzept für die Tagung schien den Verantwortlichen nicht sicher genug.

Abstimmung im Netz verändert die Wahl

Brisant freilich ist ein Nebensatz in der Pressemitteilung: „Die geplanten Wahlen finden auch bei der digitalen Durchführung der Tagung statt.“ Sollten die Wahl zum Rat und die Wahl des oder der Ratsvorsitzenden tatsächlich stattfinden, würde es eine deutlich andere Form der Wahl sein: Das haben die Synodalen in diesem Jahr schon bei der Wahl von EKD-Präses Heinrich oder der des leitenden Geistlichen in der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel erlebt. Denn die 22 Bewerber, die für den Rat der EKD antreten, sind nicht alle gleichermaßen bekannt – und zwischen ihrer Vorstellung am Sonntagabend und der Wahl am Dienstag hätte es in Bremen viele Möglichkeiten gegeben, sich kennenzulernen und sich abzustimmen. Die Kungelrunden in den synodalen Arbeitsgruppen und bei den Empfängen fallen jetzt ersatzlos weg. Spricht man mit Mitgliedern der Synode, sind daher längst nicht alle mit so einer Lösung einverstanden – wenn die Synode am Sonntag digital zusammenkommt, dürfte es über den weiteren Ablauf also durchaus Diskussionen geben.

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Auch das Thema der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der EKD hätte einen ganz anderen Stellenwert bekommen, wenn die Vertreter der Betroffenen – so, wie es ursprünglich geplant war – in Präsenz in Bremen teilgenommen hätten. Doch gegen das Coronavirus sind eben auch Kirchenvertreter letzten Endes machtlos.

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