
© dpa/Hendrik Schmidt
Im Video: Eindrücke vom Tatort in Magdeburg: Fake News, Aufräumarbeiten und Gerüchte über die Opfer
Mindestens zwei Menschen sterben auf dem Weihnachtsmarkt im Zentrum der Stadt. Die Verunsicherung der Menschen ist groß, am Ort der Attacke kursieren viele falsche Informationen.
Stand:
Nach Mitternacht kreist immer noch ein Polizeihubschrauber über der Magdeburger Altstadt. Im Foyer des Hauptbahnhofs patrouillieren behelmte Bundespolizisten mit Maschinenpistolen. Die nahegelegenen Hotels haben aus Sicherheitsgründen ihre Eingangspforten verschlossen.
Hinter den rot-weißen Flatterbändern, mit denen die Polizei den Tatort weiträumig abgesperrt hat, harren noch vereinzelt Passanten aus, schauen den Rettungskräften beim Einpacken ihrer Gerätschaften zu.
Ich denke, es wird dauern, bis ich das hier verarbeitet habe.
Daniel Schürmann, Feuerwehrmann
Das Auto, mit dem der Täter „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ in die Menschenmenge gerast war, sei noch vor Ort. Es wimmelte auf dem Weihnachtsmarkt von Rettungswagen und Sanitätern, sagte ein Augenzeuge. Nach Angaben von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) starben zwei Menschen. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt.
Feuerwehrmann Daniel Schürmann sagt, er sei bereits seit 1999 im Dienst, doch so etwas Schreckliches habe er noch nicht zu Gesicht bekommen und werde dies hoffentlich auch nie wieder. „Ich denke, es wird dauern, bis ich das hier verarbeitet habe“, sagt er.
Sein Team wurde am Abend aus der Nachbarstadt Schönebeck herbeigerufen, brauchte 20 Minuten bis zum Tatort. In einem roten Container, Modellname „BHP-50“, brachten sie Rettungszelte, Heizungen und Krankenliegen mit. Dieser Container stehe schon ewig ungenutzt in ihrer Feuerwehr-Dienststelle herum. „Man glaubt halt nicht, dass man diese ganze Ausrüstung irgendwann wirklich mal braucht.“
Was die Passanten jenseits der Polizeiabsperrungen eint, ist die Verunsicherung. Eine Frau behauptet, der Täter im Auto sei Teil eines ganzen Terrorkommandos gewesen: Im benachbarten Allee-Center habe es zeitgleich eine Schießerei gegeben – allein dort seien 36 Menschen angeschossen worden. „Vielleicht waren es aber auch 38“, sagt die Frau.
Der Magdeburger Weihnachtsmarkt befindet sich auf dem Alten Markt, direkt am Magdeburger Rathaus in der Nähe der Elbe. In der Nähe des Weihnachtsmarkts liegt ein großes Einkaufszentrum. Auf der Plattform X waren am Abend Videos zu sehen, in denen zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen waren.
Ein anderer weiß von einer Bombe unter dem Tatfahrzeug, die jedoch zum Glück rechtzeitig entschärft worden sei. Mindestens drei weitere Täter seien aktuell noch auf der Flucht. Fragt man nach, woher diese Menschen all diese offensichtlichen Falschinformationen haben, lautet die Antwort jeweils: das Internet.
Gegen ein Uhr nachts wird der große Scheinwerfer des Katastrophenschutzes wieder eingefahren, der zuvor die Schneise der Verwüstung durch den Weihnachtsmarkt grell beleuchtet hatte.
Bei einem der Toten soll es sich um einen Touristen handeln. Er hatte ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel bezogen und war von dort aus über den Weihnachtsmarkt geschlendert, als der Täter zuschlug.
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