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Kanzler Merz muss sich erklären.

© Kay Nietfeld/dpa

Eine „Ruck-Rede“ von Friedrich Merz?: Am Ende entscheidet das Wie

Der Kanzler nimmt sich viel vor. Richtig ist: Es muss etwas geschehen. Wichtiger ist aber, dass wirklich etwas geschieht. Vielleicht verrät er jetzt die Lösung.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Die Geister, die er ruft – Friedrich Merz will, so hört man, am Tag der Deutschen Einheit eine große „Ruck-Rede“ halten, eine wie weiland Roman Herzog als Bundespräsident. 1997 war das, lange her. Eine gute Idee?

Eines muss man dem Kanzler lassen: Er weiß, dass etwas geschehen muss. Aber wirklich. Nur anders als ein Präsident kann er nicht vor allem beschreiben oder beklagen – er muss das Konkrete wagen.

Das Kanzleramt soll Lösungen bieten

Lohnnebenkosten, Steuern, der wankende Sozialstaat – beschrieben ist alles hinlänglich. Im Kanzleramt geht es um mehr als Petitionen, es soll die Lösungen liefern.

Ja, wie wäre das schön, wenn durch Deutschland, durch Deutschlands Politiker ein Ruck ginge. Wenn wir, da hat Herzog immer recht gehabt, Abschied nähmen von liebgewordenen Besitzständen, von allen geistigen Schubläden, in denen gleich alles Neue abgelegt wird, auf dass es verschwindet.

Wie weit geht dieser Kanzler für Veränderungen ins Risiko, sagen wir: für eine Agenda 2030?

Stephan-Andreas Casdorff

Alle müssen mitmachen, so viel hat Merz vorab verraten. Arbeitgeber, die nicht vor allem Kosten schneiden; Arbeitnehmer, die bei ihrer Berechnung mit an ihre Betriebe denken; Gewerkschaften, die sich zu einer konzertierten Aktion bereitfinden; Bundestag und Bundesrat, Interessengruppen, die allesamt das Gemeininteresse in den Blick nehmen.

Diese Geister ruft Merz – aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das ist zweigeteilt: einmal die Umsetzung des als notwendig Erkannten, möglichst rasch, damit Deutschland vorankommt. Das andere ist das Wie. Und das ist, wie – Verzeihung – Kanzlerin Angela Merkel immer sagte: „Die Wahrheit ist konkret, Genossen.“

Um die Genossen geht es nicht zuletzt. Wie lässt sich die Krise bewältigen? Wie viel macht die Koalition mit? Wie weit geht dieser Kanzler für Veränderungen ins Risiko, sagen wir: für eine Agenda 2030? Konkrete Fragen – gute Ideen für die Antworten sind da sehr willkommen.

Kommen diese Antworten von Friedrich Merz, wird die Rede groß. Wenn nicht, bekommt Horst Köhler recht, Bundespräsident ab 2004: „Warum bekommen wir den Ruck noch immer nicht hin? Weil wir alle noch immer darauf warten, dass er passiert!“

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