
© imago/Jochen Tack
Geplante Strom-Beihilfen der Ampel: Werden Subventionen für Gaskraftwerke die Energiekosten erhöhen?
Die Bundesregierung plant Beihilfen zum Bau von Gaskraftwerken, die die Stromversorgung absichern sollen. Drei Experten erklären, ob höhere Kosten für Haushalte und Unternehmen zu erwarten sind.
- Kerstin Andreae
- Christian Seyfert
- Henning Herbst
Stand:
2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch 80 Prozent erreichen, bis 2045 die Stromerzeugung klimaneutral sein. Geplant ist, dass in Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, Gaskraftwerke als Back-up einspringen, die sich später auf Wasserstoff umstellen lassen.
Doch bisher scheuen Unternehmen, in neue Kraftwerke zu investieren, die nur wenige Stunden laufen. Die Bundesregierung will sie mit Zuschüssen locken. Die Kosten werden auf mindestens 15 Milliarden Euro geschätzt, die zum Teil bei den Verbrauchern landen. Unsere Experten diskutieren, ob dies gerechtfertigt ist.
Alle Folgen unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.
Gaskraftwerke sind für eine sichere Stromversorgung unverzichtbar
Wasserstofffähige Gaskraftwerke werden künftig zu einem wichtigen Partner Erneuerbarer Energien. Sie lassen sich flexibel hochfahren und springen ein, wenn Wind und Sonne nicht genug Strom liefern. Das bedeutet aber auch: Sie werden in Zukunft nur phasenweise Strom produzieren. Für die Refinanzierung von Bau und Betrieb der Kraftwerke braucht es deshalb eine Förderung.
Auf die Energiepreise wird diese Förderung nur geringen Einfluss haben. Der Großteil der Kosten soll, wie es aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt, über den Klimatransformationsfonds finanziert werden. Der verbleibende Teil wird zwar ab etwa 2030 über eine Umlage finanziert. Da die Umlage über 15 Jahre gestreckt wird, bleibt die Belastung für den Einzelnen gering.
Deutlich stärker wird der Strompreis von anderen Faktoren beeinflusst, wie etwa den Großhandelspreisen. Niemand weiß sicher, wie die Energiepreise in den 2030er Jahren aussehen. Fest steht aber: Investitionen in wasserstofffähige Gaskraftwerke sind für eine sichere, klimaneutrale Stromversorgung unverzichtbar.
Einseitige Belastung der Industrie muss vermieden werden
Staatliche Subventionen tragen stets das Risiko einer Wettbewerbsverzerrung in sich. Richtig ausgestaltet, können sie allerdings große transformative Prozesse fördern.
Aufgrund der sehr geringen Auslastung der vorgesehenen Kraftwerksanlagen ist anzunehmen, dass diese trotz ihrer Unverzichtbarkeit kaum wirtschaftlich betrieben werden können. Hohe Förderungen gibt es auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien, ihre aktuelle Ausgestaltung trägt nicht zu einem systemgerechten und synchron mit dem Netzausbau abgestimmten Ausbau bei.
Daher ist die Förderung flexibler Gaskraftwerke entscheidend, um die Systemstabilität zu gewährleisten und die Energiekosten insgesamt zu senken. Bei der Finanzierung muss jedoch eine einseitige Belastung der industriellen Energieverbraucher dringend vermieden werden. Auch kleine Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sollten in die Förderung mit einbezogen werden.
Somit ist die Förderung von gesicherten Erzeugungsleistungen in unserem Stromsystem dringend geboten. Versorgungssicherheit ist ein essenzieller Standortfaktor.
Förderung auf das unbedingt notwendige Maß beschränken
Es ist wichtig, dass für Verbraucherinnen und Verbraucher auch in Zeiten von wenig Wind und Sonne eine sichere Versorgung mit Strom gewährleistet ist. Die Bundesregierung will die Förderung neuer Gaskraftwerke allerdings durch eine Umlage auf den Strompreis finanzieren. Private Haushalte müssten mit einem höheren Strompreis rechnen und bei der Stromrechnung tiefer in die Taschen greifen.
Daher sollte sich die Förderung von Gaskraftwerken auf das unbedingt notwendige Maß beschränken. Im Gegenzug für die Förderung sollen die Kraftwerksbetreiber bei sehr hohen Strommarktpreisen einen Teil ihrer Erlöse an den Staat abgeben.
Die Einnahmen sollten mit der für die Förderung erhobenen Umlage verrechnet werden. Ein wirkungsvoller Rückzahlungsmechanismus im Interesse der Verbraucher: Der Anstieg des Strompreises wird abgeschwächt, die Belastung der privaten Haushalte nimmt ab und die Versorgungssicherheit wird zu geringeren Kosten garantiert.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: