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Staatsoberhaupt gesucht: 2027 wird ein neuer Bundespräsident gewählt - oder wird es doch eine Frau?

© dpa/Wolfgang Kumm

Update

„Es ist höchste Zeit für eine Frau“: Auch Linke fordern eine Bundespräsidentin

Zwölf Bundespräsidenten hatte die Bundesrepublik bislang – nur Männer. Nun mehren sich die Stimmen, die eine Frau im Schloss Bellevue fordern. Nur eine Partei schweigt.

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Es ist nicht das mächtigste, aber das höchste Amt, das es in Deutschland zu vergeben gibt: Der Bundespräsident ist das Staatsoberhaupt in Deutschland und vertritt damit alle Menschen im Land. Doch in der fast 76-jährigen Geschichte der Bundesrepublik blieb das Amt bislang stets in Männerhand.

Nun – knapp zwei Jahre vor der nächsten Bundesversammlung – mehren sich die Stimmen, dass auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Frau in Schloss Bellevue folgen soll. Nachdem entsprechende Forderungen aus Union und SPD laut geworden waren, schließen sich nun weitere Parteien an.

„Eine starke Frau, die die Sorgen der Menschen ernst nimmt“

„Es ist höchste Zeit für eine Frau als Bundespräsidentin“, sagte der Vorsitzende der Linkspartei, Jan van Aken, dem Tagesspiegel. Der 63-Jährige erklärte, eine „unabhängige und engagierte Frau würde dem Amt guttun“. Eine Bundestagspräsidentin hält van Aken auch angesichts des Zeitgeists für eine gute Idee: „Gerade in Zeiten des rechten Kulturkampfes, der Frauen wieder zurück an den Herd schicken will, braucht es eine starke Frau, die ein klares Zeichen setzt und die Sorgen der Menschen ernst nimmt.“

Eine Bundespräsidentin wäre jetzt das richtige Zeichen.

Linken-Chef Jan van Aken wünscht sich ein weibliches Staatsoberhaupt.

Der Vorsitzende der Linken verwies zudem darauf, dass der Männer-Anteil im Bundestag zuletzt wieder gestiegen sei. Tatsächlich sind von 630 Abgeordneten nur 204 Frauen – ein Anteil von nur 32,4 Prozent. Nur bei den Grünen und den Linken gibt es in den Fraktionen mehr weibliche Abgeordnete.

Für van Aken sind diese Zahlen eine Aufgabe: „Eine Bundespräsidentin wäre jetzt das richtige Zeichen. Für alle Mädchen, die sehen wollen, dass sie alles werden können. Für alle Frauen, die jeden Tag doppelt kämpfen müssen. Und für eine Gesellschaft, die mehr braucht als die immer gleicher Männer in ihren dunklen Anzügen“, sagte er dem Tagesspiegel.

Offenheit für eine Bundespräsidentin zeigte auch die Vorsitzende der AfD, Alice Weidel: „Selbstverständlich spricht nichts gegen eine weibliche Kandidatin für das höchste Amt im Staat“, sagte sie dem Tagesspiegel. Für Weidel, in deren Bundestagsfraktion nur 11,8 Prozent der Abgeordneten Frauen sind, ist jedoch ein anderes Kriterium ausschlaggebend: „Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass der künftige Amtsträger oder die künftige Amtsträgerin, unabhängig und ausgleichend zum Wohl unseres Landes wirkt.“

Grüne wollen sich nicht äußern

Zuvor hatten sich unter anderem der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Ulrike Scharf, Vorsitzende der Frauen-Union der CSU, für eine Bundespräsidentin ausgesprochen. „Selbstverständlich wäre eine Frau in diesem Amt ein sehr gutes Signal für die Gleichstellung in unserem Land“, sagte Schweitzer dem Tagesspiegel.

Im politischen Berlin scheint es parteiübergreifende Einigkeit darüber zu geben, dass das 13. Staatsoberhaupt endlich eine Frau wird. Doch ausgerechnet eine feministische Partei schweigt sich in der aktuellen Debatte aus. Zahlreiche Spitzengrüne wollten sich am Dienstag auf Anfrage nicht äußern.

Eine Frau an der Spitze unseres Landes wäre mehr als 75 Jahre nach seiner Gründung ein starkes Signal.

Familienministerin Lisa Paus unterstützt die Forderung nach einem weiblichen Staatsoberhaupt.

Einzig Frauenministerin Lisa Paus schloss sich der Forderung an: „Eine Kandidatin für die nächste Wahl über das deutsche Staatsoberhaupt würde ich sehr begrüßen“, sagte die Ministerin dem Tagesspiegel. Und weiter: „Eine Frau an der Spitze unseres Landes wäre mehr als 75 Jahre nach seiner Gründung ein starkes Signal für die Gleichberechtigung und den Fortschritt in unserer Gesellschaft.“ 

Am Ende dürften die Stimmen der Grünen jedoch nicht entscheidend sein. Zwar stehen die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung noch nicht endgültig fest. Doch sollten sich SPD und Union auf eine Frau einigen, dürfte eine Mehrheit stehen. Ein bisschen Zeit bleibt noch. Die nächste reguläre Wahl des Staatsoberhauptes ist für Anfang 2027 vorgesehen.

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