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Joschka Fischer (Grüne), ehemaliger Außenminister, in der Urania

© dpa/Christophe Gateau

„Es muss klappen, verdammt noch mal“: Fischer warnt Grüne vor Ablehnung von schwarz-rotem Finanzpaket

Der frühere Außenminister kritisiert das Vorgehen der Union scharf. Aber gleichzeitig mahnt er seine Partei zur Einigung. „Es geht um verflucht viel“, so Joschka Fischer.

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Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) warnt seine Partei vor einer grundsätzlichen Ablehnung der Investitionspläne von Union und SPD.

„Bei aller verständlicher Kritik – und das Verhalten gegenüber den Grünen war unmöglich –, aber es geht um sehr viel. Das muss klappen, verdammt noch mal!“, sagte Fischer auf einer Tagesspiegel-Veranstaltung anlässlich der Vorstellung seines neuen Buches „Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung“ in der Berliner Urania.

Fischer kritisierte das Vorgehen der Union scharf. „Wie die die Grünen behandelt haben, es war schlimmer als unfähig, es war eine Idiotie. Man kann nicht diejenigen, von denen man noch etwas will, rhetorisch verkloppen.“ Aber gleichzeitig mahnte er im Gespräch mit Anja Wehler-Schöck, Mitglied der Chefredaktion beim Tagesspiegel, zur Einigung.

Europa ist alt, reich, schwach.

Joschka Fischer

Aus Sicht von Ex-Außenminister Joschka Fischer ist US-Präsident Donald Trump auf die Dauer zum Scheitern verurteilt. „Die Frage ist, was er in der Zwischenzeit zerstört“, sagte der 76-jährige Grünen-Politiker.

Joschka Fischer über Trump: „So isser“

Die Vorstellung, große Männer und Nationen könnten das Schicksal der Welt unter sich auswürfeln, werde nicht funktionieren, sagte Fischer voraus. Er erinnerte daran, dass es weltweit mittlerweile fast 200 Staaten gibt. Trump könne aber sehr gefährliches Chaos anrichten, bis hin zum Krieg.

„So isser“, sagte Fischer auf eine Frage nach Trumps Schlingerkurs. „Ich glaube, man tut ihm nicht unrecht, wenn man sagt, dass er morgens, wenn er aufgestanden ist, noch nicht weiß, was er an dem Tag entscheidet.“

Fischer rät zur Aufrüstung

Deutschland und Europa rät Fischer zur Aufrüstung und zu Verhandlungen über eine Ausweitung des französischen Nuklearschirms und zu ähnlichen Gesprächen mit Großbritannien. „Europa ist alt, reich, schwach.“

Es sei eine Illusion, nur nach Diplomatie zu rufen. „Wer mit Russland verhandeln will, der braucht großes diplomatisches Geschick, aber dieses diplomatische Geschick muss durch militärische Macht gestützt sein“, betonte Fischer. „In Russland nimmt man nur die USA ernst.“

Für die Beistandsverpflichtung der Nato hält Fischer die amerikanische Militärmacht für unverzichtbar. Ohne die Vereinigten Staaten sei die Nato nichts. Fischer war von 1998 bis 2005 Bundesaußenminister und Vizekanzler in der rot-grünen Regierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD).

Mit Blick auf die Verhandlungen über das Finanzpaket zu Verteidigung und Infrastruktur zwischen CDU, CSU, SPD und Grünen sagte Fischer, es müsse eine Einigung geben. „Ganz Europa hofft jetzt auf den Aufbruch, auf dieses Finanzpaket.“

Über die Union sagte er: „Wie die die Grünen behandelt haben, es war schlimmer als unfähig, es war eine Idiotie. Du kannst Leute nicht mit den Füßen treten und mit der Faust traktieren rhetorisch, wenn Du gleichzeitig was von ihnen willst.“ Er fügte hinzu: „Aber es muss klappen, verdammt noch mal, es geht um verflucht viel.“ (Tsp, dpa)

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