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F16-Jets für Kampf gegen Russland: „Wir hoffen, dass der Himmel über der Ukraine wieder den Ukrainern gehören wird“
Der Chef des Ukraine-Stabes der Bundeswehr glaubt, dass die Truppen Kiews ein großes Ziel erreichen können. Generalmajor Freuding hofft, dass schon bald F16-Kampfjets über das Land fliegen.
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Im Abwehrkampf gegen die Invasionstruppen des russischen Machthabers Wladimir Putin machen der Ukraine vor allem die Attacken aus Luft zu schaffen. Die Lufthoheit des russischen Militärs erlaubt es dem Kremlchef, Stellungen an der Front, aber auch Städte im Hinterland der Ukraine aus der Luft angreifen zulassen – mit Drohnen, Raketen und gelenkten Gleitbomben, die vom Flugzeug abgeworfen werden und eine extrem hohe Zerstörungskraft besitzen.
Besonders grausam zeigte sich die Lufthoheit der Russen jüngst wieder bei einem Raketeneinschlag in einer Kinderklinik in Kiew, bei dem Dutzende Menschen starben und viele weitere verletzt wurden. Kiew hofft darauf, die Überlegenheit der Russen in der Luft brechen zu können – mit F-16-Kampfjets ebenso wie mit den Patriot-Luftabwehrsystemen, von denen die Bundeswehr inzwischen drei zur Verfügung gestellt hat.
Der Leiter des Ukraine-Stabes im Verteidigungsministerium, Christian Freuding, hat sich nun zuversichtlich gezeigt, dass „der Himmel über der Ukraine wieder den Ukrainern“ gehören wird. Deutschland und weitere Partner würden dafür weitere Waffensysteme liefern, gleichzeitig würde Russland schwächeln. Dies sagte der Generalmajor dem ZDF.
Eins ist klar: Das wird natürlich ein Hauptziel der russischen Angriffsbemühungen sein.
Christian Freuding, Leiter des Ukraine-Stabes der Bundeswehr zu den F-16 für die Ukraine
„Ich glaube, zum Herstellen der Luftüberlegenheit oder zum Brechen der russischen Luftüberlegenheit ist in erster Linie die Stärkung der Luftverteidigung erforderlich“, sagte der 52-jährige Freuding. Deutschland und die weiteren Partner der Ukraine hätten deshalb beim Nato-Treffen „nochmal ein ganz starkes Commitment zur Verstärkung der Anstrengungen für die ukrainische Luftverteidigung abgegeben“.

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Das würde auch bedeuten, so Freuding weiter, dass weitere Waffensysteme an die Ukraine geliefert werden würden. „Allein aus Deutschland werden in diesem Jahr noch mehrere IRIS-T, SLM- und SLS-Systeme, also für die mittlere und kurze Reichweite, kommen.“ Freuding weiter: „All das hilft, die ukrainische Luftverteidigungsarchitektur so zu stärken, dass sie sich gegen diese Angriffe wehren kann.“
Um die Luftüberlegenheit von Russland zu brechen, bräuchte es diese Lieferungen, aber auch gewisse „infrastrukturelle“ und „planerische Voraussetzungen“ – bevor man dann endlich F-16-Kampfjets „über dem ukrainischen Himmel sehen“ könne. Der Generalmajor gab sich optimistisch: „Wir hoffen, dass sie dann sehr schnell dazu beitragen können, dass der Himmel über der Ukraine wieder den Ukrainern gehört.“
Zwar hätte Russland „sehr leistungsfähige, sehr gute, sehr moderne Luftverteidigungssysteme“, sagt Generalmajor Freuding. Es habe allerdings in den vergangenen Wochen „immer wieder Berichte“ gegeben, dass es der Ukraine gelungen sei „Stück für Stück die Luftverteidigungssysteme der Russen auszuschalten, die Luftverteidigung der Russen zu schwächen“.
Diese Berichte könne er bestätigen, sagte der Leiter des Planungsstabes der Bundeswehr. „Und ich denke, das ist ein Trend, den wir auch in den kommenden Wochen und Monaten werden beobachten können“, sagte Freuding weiter.
Freudig wies darauf hin, dass die zugesicherten F-16-Kampfjets von der Ukraine gerade am Boden „natürlich in erheblichem Maße geschützt werden“ müssten. „Eins ist klar: Das wird natürlich ein Hauptziel der russischen Angriffsbemühungen sein.“
Er gehe davon aus, dass die Ukraine Flugplätze und Ausweichflugplätze aufbauen wird. Die Flugzeuge müssten schnell verlegbar sein, um „das Risiko einer Zerstörung zu minimieren“.
Beim Nato-Gipfel in Washington hatten die westlichen Verbündeten mitgeteilt, der Transfer der ersten versprochenen Flugzeuge sei angelaufen. Noch „in diesem Sommer einsatzbereite F-16-Kampfjets“ zur Verfügung haben, wie Dänemark und die Niederlande in Washington erklärten.

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Auch Norwegen wird der Ukraine sechs Kampfflugzeuge vom Typ F-16 überlassen. Das kündigte Ministerpräsident Jonas Gahr Støre Mitte der Woche an, nannte aber noch kein konkretes kein Datum für die Übergabe der Maschinen. Ziel sei es jedoch, noch in diesem Jahr mit der Lieferung zu beginnen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte dies und erklärte, damit rücke ein „gerechter und dauerhafter Frieden“ für sein Land näher. Eine Koalition um die Niederlande und Dänemark hatte Kiew die Kampfjets bereits vor rund einem Jahr in Aussicht gestellt, die Lieferung verzögerte sich aber immer weiter. Die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Belgien und andere Länder bilden bereits seit Monaten ukrainische Piloten aus und setzen F-16-Maschinen instand.
Wie viele Kampfflugzeuge nach Kiew gehen, teilten die Nato-Länder aus Sicherheitsgründen nicht mit. Im Mai hatte Selenskyj hatte gesagt, sein Land benötige rund 130 F-16-Jets, um ein Kräftegleichgewicht mit Russland zu schaffen.
Russland kann seinen Angaben zufolge täglich 300 Flugzeuge zu Angriffen auf die Ukraine einsetzen. Die westlichen Verbündeten haben der Ukraine bislang weniger als 100 Kampfflugzeuge zugesagt.
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