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Ein Mann in Regenbogen-Kostüm am Marterpfahl.

© Screenshot Tagesspiegel

Faschingsvideo sorgt für Entsetzen: Regenbogen-Mann am Marterpfahl in Sachsen

Das Video eines Faschingsumzugs aus dem sächsischen Prossen sorgt für Aufregung. Immer wieder lösen Fastnachtsveranstaltungen in der Region Kopfschütteln aus.

Sachsen ist anders als das Rheinland nicht als Karnevalshochburg bekannt. Doch gerade in der Sächsischen Schweiz hat die fünfte Jahreszeit eine lange Tradition. Nachdem die vergangenen zwei Jahre die Umzüge Corona-bedingt abgesagt oder in den Sommer verschoben wurden, fand am Sonnabend erstmals wieder die sogenannte „Schifferfastnacht“ in Prossen bei Bad Schandau am Ufer der Elbe statt.

Das auf YouTube hochgeladene Video eines Users, das den Umzug und die begeisterten Besucher am Straßenrand zeigt, sorgt nun für Diskussionen in den sozialen Netzwerken.

Im Fokus ist dabei vor allem ein Wagen im hinteren Teil des Umzugs. Ein Holzschild zeichnet das Gespann als „Asyl-Ranch“ aus. Als „Indianer“ verkleidete Narren tanzen zu typischer Karnevalsmusik. An der Seite ist auf einem Banner „Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland“ zu lesen. In der Mitte des Wagens befindet sich ein Marterpfahl, an dem ein Mann in einem Regenbogen-Anzug festgebunden ist.

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Das gesamte Gefährt ist offenbar als Anspielung auf die Diskussion um die angebliche „Cancel-Culture“ gegen Winnetou zu verstehen, die sich im Sommer 2022 über mehrere Tage zog.

Den öffentlich-rechtlichen Sendern wurde damals unter anderem unterstellt, die bekannten Filme aus Gründen der politischen Korrektheit aus dem Programm genommen zu haben. Dabei liefen bei der ARD lediglich die Lizenzrechte aus, das ZDF zeigt weiterhin regelmäßig Filme, die auf Werken von Karl May basieren, darunter auch Winnetou.

Für Kopfschütteln sorgt bei Twitter-Usern vor allem der festgebundene Mann im Regenbogen-Kostüm, der offenbar den Kampf gegen das „woke Establishment“ symbolisieren soll. Bei einigen Indigenen im Nordosten der heutigen USA wurde der Marterpfahl in der Vergangenheit für Feinde eines Stammes genutzt, um sie schmerzvoller Folter auszusetzen.

Nicht zum ersten Mal gerät ein Faschingsumzug in der Sächsischen Schweiz in den öffentlichen Fokus. Im Jahr 2015 fielen Karnevalsbegeisterte in der einstigen NPD-Hochburg Reinhardtsdorf-Schöna, nicht weit von Prossen, durch das sogenannte Blackfacing negativ auf. Mehrere Männer und Frauen posierten mit schwarz angemalten Gesichtern. Auf Schildern war „Reisefreudige Afrikaner“ oder „Asyllounge“, drapiert mit fünf Sternen, zu lesen.

In Prossen wurden 2020 abgetrennte Puppenköpfe präsentiert, die die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg darstellen sollten. In der Erzgebirgs-Gemeinde Jahnsdorf hatte vor vier Jahren der lokale Karnevalsverein mit einem Flyer für eine Party geworben, auf der Personen in Nazi-Uniformen zu sehen sind.

Anmerkung der Redaktion: Nach Hinweisen von Lesern haben wir die allgemeine Beschreibung des Marterpfahls aktualisiert.

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