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Auf diesem Archivfoto vom 29. Oktober 2022 zünden iranische Flüchtlinge und in Griechenland lebende Iraner während einer Demonstration im Zentrum von Athen Kerzen an, die den Namen „Mahsa“ bilden, um 40 Tage nach dem Tod der Iranerin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam im Iran zu gedenken.

© LOUISA GOULIAMAKI/AFP

Update

Proteste im Iran: Journalistin nach Interview mit Vater von Mahsa Amini festgenommen

Die Reporterin wurde im berüchtigten Ewin-Gefängnis inhaftiert. Mehr als 50 Journalisten sollen bereits verhaftet worden sein. Die G7 kritisieren den Iran derweil scharf.

Stand:

Iranische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Aktivisten eine Journalistin festgenommen, die ein Interview mit dem Vater der im Polizeigewahrsam gestorbenen Mahsa Amini veröffentlicht hatte.

Wie die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw am Freitag mitteilte, wurde die Reporterin Nasila Marufian in der iranischen Hauptstadt Teheran festgenommen. Demnach sagte sie in einem Anruf bei ihrer Familie, sie sei in das berüchtigte Ewin-Gefängnis in Teheran gebracht worden.

Am Tod der jungen Kurdin Amini hatten sich die seit Wochen andauernden Proteste im Iran entzündet. Die 22-Jährige war Mitte September in Teheran gestorben, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen eines angeblich nicht vorschriftsgemäß getragenen Kopftuchs festgenommen wurde.

Die in Teheran lebende Marufian stammt aus Aminis Heimatort Sakes in der Provinz Kurdistan. Am 19. Oktober hatte sie ein Interview mit Aminis Vater Amdschad auf der Website „Mostaghel“ veröffentlicht.

„Ich habe weder vor, Selbstmord zu begehen noch leide ich an einer Krankheit“, hatte die Journalistin in Anspielung auf die Risiken geschrieben, als sie den Link zum Artikel veröffentlichte.

„Mostaghel“ hat das Interview mittlerweile von seiner Website entfernt. Nach einer zwischengespeicherten Version des Interviews wies Aminis Vater darin die Angaben der iranischen Behörden zurück, dass seine Tochter an einer Erkrankung gelitten habe. Der Titel ist eindeutig: „Mahsa Aminis Vater: “Sie lügen!“

Scharfe Kritik von den G7 an Irans Vorgehen

Nach Angaben der Organisation Committee to Protect Journalists (CPJ) mit Sitz in New York sind im Iran beim Vorgehen gegen die Proteste bisher 54 Journalisten festgenommen worden. Lediglich ein Dutzend Betroffene kamen gegen Kaution frei.

Die G7-Runde wirtschaftsstarker Demokratien hat das Vorgehen Irans gegen Demonstranten und die Waffenlieferungen Teherans an Russland scharf kritisiert. Man verurteile „den brutalen und unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten und Kinder“, heißt es im am Freitag verbreiteten Abschlussdokument zu den zweitägigen Beratungen der G7-Außenminister im westfälischen Münster.

Die iranischen Behörden werden aufgefordert, „sicherzustellen, dass die Täter von Menschenrechtsverletzungen und -verstößen zur Rechenschaft gezogen werden“.

Iran soll Waffenlieferungen an Russland einstellen

Neue Sanktionen werden in dem Papier nicht verkündet, die G7 drohen aber mit weiteren Strafmaßnahmen. Im Abschlussdokument heißt es, die G7 würden Russland und anderen Ländern, Einzelpersonen oder Organisationen, die Moskaus Angriffskrieg militärisch unterstützen, „weiterhin wirtschaftliche Kosten auferlegen, wie es mehrere von uns bereits in Bezug auf die Lieferung von unbemannten Luftfahrzeugen durch den Iran an Russland getan haben“.

Unter anderem die EU hatte im Oktober bereits entsprechende Sanktionen gegen Iran wegen der Unterstützung des russischen Kriegs gegen die Ukraine beschlossen.

Die G7 verlangen von Teheran in ihrem Papier unter anderem, Waffenlieferungen an Moskau unverzüglich einzustellen. „Wir verurteilen scharf die anhaltenden destabilisierenden Aktivitäten des Iran im und um den Nahen Osten“, heißt es.

Dazu gehörten die Aktivitäten des Iran „sowohl mit ballistischen als auch Marschflugkörpern“ sowie mit Drohnen sowie die „Weitergabe solcher fortschrittlicher Waffen an staatliche und nichtstaatliche Akteure“. Die G7 warnen: „Eine solche Verbreitung destabilisiert die Region und eskaliert die ohnehin schon hohen Spannungen.“ (AFP/dpa)

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