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Bundesinnenminister Horst Seehofer stellte sich am Mittwoch den Fragen von Sandra Maischberger.

© Oliver Ziebe/WDR/dpa

Seehofer bei Maischberger: Gespräch über eine Beziehung im Endstadium

Der Bundesinnenminister wirkt wie einer, der sich lustvoll duelliert und dabei so tut, als hätte er keine Waffe. Warum treibt er den Asylstreit so auf die Spitze? Ein Ortstermin.

Horst Seehofer, zuständig für das Innere, Heimat und Sport, faltet sich nach einem krassen Tag, an dem fast alle Nachrichten in seinen Zuständigkeitsbereich fielen, aus seinem Dienstwagen: Deutschland abgehängt, nach allen Regeln des Fußballs. Das Flüchtlingsschiff „Lifeline“ endlich in einem Hafen. Die Regierung über die Asylpolitik auf der Kippe. Aber nun wird er für „Maischberger“ hingeschminkt zur sendefähigen Version seiner selbst. Sandra Maischberger bohrt ihren rechten Stiletto in den hochflorigen Studioteppich und wird ihn während der 75 Minuten Interview, von dem sie glaubt, es könnte womöglich sein letztes großes als Innenminister sein, nicht mehr von der Stelle heben. Maischberger bohrt, der Stiletto bohrt. Könnte es sein, dass wir am Montag keine Regierung mehr haben?

Warum tut er das?

Warum macht er nach 30 Jahren mit und gegen Angela Merkel „aus der einen Sache nun einen Punkt, der eine Regierung beenden kann“? Seehofer will bestimmte Flüchtlinge schon an der Grenze zurückweisen, Merkel soll das bitte mit den EU-Partnern in Brüssel bis Sonntag „wirkungsgleich“ hinbekommen. Sonst? Ja sonst.

Es geht auch um Verletzungen

Es ist auch der Tag, an dem die Zukunft Deutschlands, die Frage, ob das Land am Montag noch eine Regierung hat auf die Frage zusammenschrumpft: „Was plant Horst Seehofer?“ Im Sessel sitzt einer, der sich lustvoll duelliert und dabei so tut, als hätte er keine Waffe in der Hand. Und das ist kein Wunder. Ein Mann, der das Zünglein an der Waage sein will, muss naturgemäß an Ungleichgewicht interessiert sein. Kompromissbereitschaft? „Ich würde all meine Glaubwürdigkeit gegenüber dem Wähler verlieren.“ Dann legt Maischberger eine Beziehung im Endstadium frei: Einspieler von Verletzungen, Merkels Demütigung auf dem CSU-Parteitag. Steinmeier diagnostiziert einen Zustand, in dem „mit maßloser Härte über doch eigentliche lösbare Probleme gestritten wird“.

„Hätten Sie sich gewünscht, dass Merkel einmal sagt: Sie haben recht?“, fragt Maischberger. – „Sie wollen jetzt hören, dass ich auch verletzbar bin?“ Die sperrhölzerne Studiorealität ist in kürzester Zeit zerlegbar. Von der Koalition weiß man das nach diesem Abend noch nicht.

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