zum Hauptinhalt
Klimaaktivisten vor dem Bundeskanzleramt.

© dpa/Carsten Koall

Klimastreik an über 100 Orten: „Friedrich Merz, die Welt brennt!“

Am heutigen Freitag starten wieder globale Klimaproteste von Fridays for Future. Die Bewegung erreicht nicht mehr ihre vergangenen Höhen. Was die Aktivisten trotzdem erreichen wollen.

Stand:

In über 100 Orten in Deutschland und in anderen Ländern will Fridays for Future (FFF) an diesem Freitag für einen effektiven Klimaschutz demonstrieren. Man habe durch vergangene Proteste schon viel erreicht, preist man sich, verweist auf deutsche Klimaziele, Kohleausstieg und Klimaschutzgesetz. Trotzdem eskaliere die Klimakrise. Man sei noch lange nicht am Ziel, die Klimaschützer argumentieren mit dem gegenwärtigen Hochwasser. An der Energie, diverse aktuelle Krisen zu benennen, fehlt es ihnen nicht.

„Das ist nicht normal“ und „Wäre das Gasfeld eine Grenze, hättet ihr es längst geschlossen“ ist auf Transparenten während einer Pressekonferenz von Fridays for Future am Dienstag in Berlin zu lesen. Auf einem steht in Großbuchstaben, an den CDU-Vorsitzenden gerichtet: „@Merz: Die Welt brennt!“. Nur wenige hundert Meter entfernt kündigt jener Friedrich Merz seine Kanzlerkandidatur an. Merz und die Union bilden das Feindbild der Aktivisten.

Die Ampel muss ihr letztes Jahr nutzen.

Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland

„Andere Parteien springen auf die rassistischen Erzählungen und Themen der AfD auf und verlieren aus dem Blick, was wirklich wichtig ist“, sagt Darya Sotoodeh, eine der Sprecherinnen von Fridays for Future Deutschland. Friedrich Merz verbreite Klimaschutz-Desinformation und lasse sie in den eigenen Reihen zu, behauptet Sotoodeh. „Klimaneutrale Verbrenner“ oder „Klimaautobahnen“, wie sie von Spitzenpolitikern der CDU erdacht würden, gebe es nicht. „So jemand kann keine bundespolitische Verantwortung übernehmen.“

Aber auch die Ampelregierung wird kritisiert. Die geplanten Gasbohrungen vor Borkum richteten sich gegen Inselbewohner, Naturschutz und die zukünftigen Generationen. Erneut entscheide sich die Ampel gegen sozialen Klimaschutz – auch das versprochene Klimageld sei bisher nicht eingeführt worden. „Die Ampel muss ihr letztes Jahr nutzen, um die versprochenen Klimaziele einzuhalten“, sagt Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Für die Demonstration am Freitag in Berlin erwarten die Aktivisten mehrere tausend Teilnehmer. Insgesamt sind die Schätzungen verhaltener, 2019 gingen deutschlandweit noch mehr als 300.000 Menschen auf die Straße.

Der Klimaschutz hat an öffentlicher Aufmerksamkeit verloren, da machen sich die Aktivisten nichts vor. Es gebe heute zu viele Krisen und Konflikte auf der Welt, sagt Carla Reemtsma, die Aufmerksamkeit der Menschen sei woanders. „Es kann trotzdem nicht sein, dass wir nur noch über Themen der AfD reden“, sagt sie. Reemtsma ist von der Ampelregierung enttäuscht, viele Versprechungen seien nicht eingehalten worden.

Migration ist ein Klimathema.

Darya Sotoodeh, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland

Man müsse unabhängig von Katastrophen Klimaschutz machen. „Zu viel Streit und dauerhafte Verhandlungen in der Ampel bremsen wirksame Klimaschutzmaßnahmen aus“, sagt Darya Sotoodeh.

Doch was mag nach der Ampel kommen, die sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben hatte? Womöglich nach einem grünen Klimaminister? Mit einer unionsgeführten Bundesregierung werde es noch schlimmer, die CDU nehme Klimaschutz nicht ernst, sagt Darya Sotoodeh.

Parteien wie die CDU übernähmen die klimapolitische Rhetorik von der AfD und verbreiteten Antiklimaschutzstimmung. „Eine CDU-Kanzlerschaft ist auch im Angesicht der Klimakrise sehr riskant“, sagt Sotoodeh, die CDU solle es beim Klima nicht wie bei der Migration machen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dabei setzen auch Fridays for Future auf das Thema der Stunde, die Migration. „Auch wenn Klimaschutz und Migration oft getrennt werden, ist Migration ein Klimathema“, sagt Sotoodeh. Der Klimawandel wirke sich auf Flucht und Migration aus.

Der vergangene Juli war der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, trotzdem scheint das Thema international an Relevanz zu verlieren. Andere Themen wie Migration und Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten bestimmen die Debatte, in Deutschland zudem die wirtschaftliche Stagnation, die Sorge um Jobs.

Nach gut einer Stunde löst sich die kleine Versammlung vor dem Kanzleramt auf. Am Freitag wollen sie wiederkommen, Präsenz zeigen, Regierung und Opposition beeindrucken. Ob das gelingt? Fraglich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })