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Franziska Brantner, Grünen-Vorsitzende

© AFP/Ralf Hirschberger

Grün wird grell: Kritik an Merz und Wadephul – von wegen Maß und Mitte

Als hätten die Grünen in der Ampel zu viel schweigen müssen. Jetzt lassen sie alles raus. Keine gute Idee, wenn man nicht weiter in der Wählergunst verlieren will.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Was ist nur in die Grünen gefahren? Als hätte es Robert Habeck nie gegeben, der die Partei in der politischen Mitte verankern wollte. Und dann Winfried Kretschmann! Der Gottvater des grünen Konservatismus wird sich grämen. Dieser Tage tun sie alles, damit sie bei der Wahl in Baden-Württemberg verlieren. Und nicht nur da.

Erst Jette Nietzard, Grünen-Jugendchefin, mit ihrer Beleidigung der Polizei, die dann auch noch von einigen in der Partei vollmundig verteidigt wird. Ungeachtet des Eindrucks, den das in aller Öffentlichkeit hinterlässt. Cem Özdemir, der nächster grüner Ministerpräsident werden will, findet kaum Gehör.

Aber da ist ja längst kein Ende, und es steht zu fürchten, dass immer mehr Grüne nicht mehr an sich halten (können). Sie haben wohl in der Ampel zu lange über zu vieles schweigen müssen, wie?

Jetzt ist es Grünen-Parteichefin Franziska Brantner. Sie mokiert sich über Friedrich Merz. Und zwar, weil der als Kanzler und CDU-Chef der scheidenden SPD-Vorsitzenden Saskia Esken nicht nur verbal Girlanden wegen der guten Zusammenarbeit flicht, sondern beim letzten gemeinsamen Koalitionsausschuss einen Blumenstrauß zum Dank überreicht. Alte Schule, was ist falsch daran?

Aber gutes Benehmen ist in politischen Kreisen auch nicht eben verbreitet.

Stephan-Andreas Casdorff

Richtig, die Zahl der Frauen in der Führung der Republik ist beklagenswert. Das muss sich ändern. Aber gutes Benehmen ist in politischen Kreisen auch nicht eben verbreitet. Eher könnte man deshalb sagen, dass Merz damit die anderen beschämt. Er zeigt Respekt.

Überheblichkeit bringt keine Punkte

Kein Grund, überheblich zu werden. Sagen wir so: Besser haben als nicht. Kretschmann müsste Brantner, die ja aus Baden-Württemberg kommt und dort womöglich nach der Wahl auch gerne was würde, vielleicht mal ins Gebet nehmen.

Oder die Abgeordnete Sara Nanni. Sie schreibt über Außenminister Johann Wadephul, der auf der US-Reise um 02:30 Uhr ein Video aufnimmt und sich auf ein freies Wochenende freut: „Drei Wochen im Amt, schon müde.“ Und MdB Lisa Badum, die beklagt, es gebe keine Kritik mehr am AA, seitdem Annalena Baerbock weg sei, weil „wieder ein dude im Amt“ ist, „so wie die 100 Jahre zuvor“ …

Die Farbe Grün wird ganz schön grell. Ausgerechnet Wadephul, der durch die aufgeregte Welt hetzt, daheim auch noch ein paar Aufgaben hat – gerade wenn die Grünen sich an Baerbock erinnern, könnten sie ein anderes Maß anlegen. Ein Maß der Mitte.

Das haben sie schon mal verloren. Und einen Prozentpunkt nach dem anderen.

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