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„Ich habe es ja auch aufgegeben“: Söders Geburtstagsrede für Merz kommt nicht bei allen gut an
Die Unionsfraktion hat den Kanzler zu seinem 70. mit einem Empfang gewürdigt. Der bayerische Ministerpräsident Söder überreichte ihm eine Franz Josef Strauß-Figur. Sein Lob für Merz fiel zweideutig aus.
Stand:
Die Unionsfraktion im Bundestag hat Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu seinem 70. Geburtstag mit einem Empfang gewürdigt. Merz bekam am Dienstag als Geschenk eine Deutschlandflagge überreicht, die bisher auf dem Reichstagsgebäude wehte. Von CSU-Chef Markus Söder gab es eine Figur seines Vorgängers in Bayern, Franz Josef Strauß. Vize-Kanzler Lars Klingbeil (SPD) lobte laut Teilnehmern die Zusammenarbeit mit Merz - obgleich diese „nicht immer ruckelfrei“ funktioniert habe.
Merz wurde am Dienstag als erster Kanzler im Amt 70 Jahre alt. Er hatte im Vorfeld erklärt, er wolle den Tag als normalen Arbeitstag verbringen. Ab 17.00 Uhr fand aber in der Unionsfraktion im Bundestag ein rund zweistündiger Geburtstagsempfang mit 300 Gästen statt. Neben den Abgeordneten von CDU/CSU waren unter anderem die Fraktionsspitzen von SPD und Grünen eingeladen, die Unions-Ministerpräsidenten sowie alle ehemaligen Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU.
Auch bei den zahlreichen Reden gab es, wenig überraschend an einem Geburtstag, Lob für Merz. Die Rede von Söder soll laut Informationen des „Spiegel“ aber von einigen Teilnehmern als grenzwertig empfunden worden sein.
Ich habe es ja auch aufgegeben.
Markus Söder über seine Kanzlerambitionen
Söder attestierte Merz laut Teilnehmern bei der Veranstaltung „Power und Fitness“ und hohe Verlässlichkeit. „Wir dürfen noch lange mit Friedrich Merz rechnen“, sagte er den Angaben zufolge. Mancher hoffe ja, dass Merz zur nächsten Bundestagswahl nicht wieder antrete. Aber damit sei nicht zu rechnen. „Ich habe es ja auch aufgegeben“, meinte Söder wohl in Hinblick auf seine eigenen Kanzlerambitionen.
Söder hob aber auch auf das aktuelle Verhältnis der beiden ab. Söder hob seine Unterstützung für Merz während des Wahlkampfes hervor. In Richtung es ehemaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet schob er hinterher: „Wir wissen ja auch, dass es anders geht, Armin.“ Söder hatte im Wahlkampf immer wieder gegen Laschet geschossen.
Dazu passte Söders Post im Online-Dienst X. Dort schrieb er, die von ihm überreichte Figur von CSU-Urgestein Franz Josef Strauß solle Merz immer daran erinnern, wie gut er es mit dem heutigen Vorsitzenden der bayerischen Schwesterpartei getroffen habe.
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Merz nahm es offensichtlich mit Humor. Mit Blick auf die Lobesreden für sich witzelte Merz den Angaben zufolge, es werde nirgendwo so viel gelogen wie auf Beerdigungen und runden Geburtstagen.
Das Lob der anderen Redner war weniger doppeldeutig. Der amtierende Unionsfraktionschef Jens Spahn nannte Merz laut Teilnehmerangaben einen „Kämpfer“ und erinnerte an dessen Zeit als Oppositionsführer während der Ampel-Regierung: „Wenn du die damalige rot-grüne Bundesregierung rhetorisch zerlegt hast, dann war das für uns jedes Mal ein Fest.“
Klingbeil sagte nach Teilnehmerangaben, Merz und er hätten sich zur Zeit der Ampel-Koalition „nichts geschenkt“. In den Koalitionsverhandlungen für die schwarz-rote Regierung habe es aber einen Neustart gegeben, sagte der Ko-Vorsitzende der SPD demnach. „Wenn wir Dinge besprochen haben, dann hat das geklappt, nicht immer sofort, nicht immer ruckelfrei, aber es hat funktioniert.“ „Wir haben etwas gebraucht, um uns zusammenzufinden, aber wir kommen in einen stabilen Arbeitsmodus“, sagte Merz seinerseits dem Vernehmen nach.
Die Senioren-Union rief den nun 70-jährigen Merz zum Eintritt auf. „Friedrich Merz gehört nicht nur vom Alter her zu denjenigen, die die Senioren-Union herzlich willkommen heißen würde“, sagte deren Bundesvorsitzender Hubert Hüppe der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). Automatisch gehe das aber nicht. Merz müsse sich für die Mitgliedschaft aktiv entscheiden und dann auch einen Beitrag zahlen.
Merz' Sprecher Stefan Kornelius hatte am Montag auf eine Journalisten-Frage zu einem möglichen Eintritt in die Senioren-Union aber bereits auf dessen Funktion als CDU-Chef verwiesen. Diese umfasse bereits „alle Untergruppierungen der Partei“.
Merz ist der zehnte Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik - und seit Jahrzehnten der älteste. Nur der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer amtierte nach Erreichen der 70-Jahr-Marke: Bei seiner ersten Wahl 1949 war er sogar schon 73 Jahre alt. Adenauers acht direkte Nachfolger schieden aus dem Amt, bevor sie 70 Jahre alt waren. Merz war bei seinem Amtsantritt als Kanzler 69 Jahre alt. (ben, mit dpa)
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