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Bundestagspräsidentin Bärbel Bas gedenkt mit Bundeskanzler Olaf Scholz und der gesamten Regierungsbank im Plenum des Deutschen Bundestages des durch einen Angriff verstorben Polizisten in Mannheim.

© dpa/Christoph Soeder

Update

In Mannheim getöteter Polizist: Schweigeminute im Bundestag – und mehr als 500.000 Euro Spenden

Für den in Mannheim getöteten Polizisten gab es am Mittwoch eine Schweigeminute im Bundestag. Im Netz kam eine halbe Million Euro an Spenden für die Betroffenen des Angriffs zusammen.

Stand:

Der Bundestag hat des in Mannheim bei einem Messerangriff getöteten Polizisten Rouven Laur am Mittwoch mit einer Schweigeminute gedacht. Auf Aufforderung von Parlamentspräsidentin Bärbel Bas (SPD) erhoben sich die Abgeordneten und anwesende Regierungsvertreter am Mittag von ihren Plätzen. Der Polizist war am Wochenende gestorben. Er hatte am Freitag beim Angriff eines Mannes auf Mitglieder der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa schwerste Verletzungen erlitten.

Bas sprach von einem „brutalen Angriff“. Der 29-jährige Laur sei gestorben, „weil er bei einer politischen Veranstaltung ein wichtiges Grundrecht unserer Demokratie verteidigte: die Meinungsfreiheit“. Sie sprach den Angehörigen das Mitgefühl des Parlaments aus. „In Gedanken sind wir auch bei allen Polizistinnen und Polizisten, die Tag für Tag ihren Dienst für die Sicherheit in unserem Land leisten.“

Die Bundestagspräsidentin rief gleichzeitig zu einer verantwortungsvollen Debatte über die Konsequenzen aus der Tat auf. „Vieles deutet auf ein islamistisches Motiv des Anschlags hin“, sagte sie. Im Rechtsstaat sei es nun Aufgabe der Sicherheitsbehörden, alle Hintergründe der Straftat zu ermitteln.

„Als Abgeordnete tragen wir eine besondere Verantwortung, wie die Debatte um die Ursachen und Folgen des Attentats geführt wird“, sagte Bas. „Jede und jeder von uns trägt Verantwortung für das politische Klima in diesem Land. Dazu gehört vor allem ein respektvoller Umgang mit abweichenden Meinungen.“

Zum Gedenken an den getöteten Polizisten ruft die Polizei für Freitag zu einer weiteren Schweigeminute auf – nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in vielen anderen Bundesländern. „Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen, sich an der Schweigeminute zu beteiligen“, hieß es in dem Aufruf, den zahlreiche Polizeipräsidien am Mittwoch bei X veröffentlichten. Bei der Polizei werde es eine Schweigeminute um 11.34 Uhr geben. Um diese Uhrzeit war Laur am Freitag verletzt worden.

Nach dem tödlichen Messerangriff sammelten Menschen bereits mehr als 530.000 Euro auf der Internetplattform Gofundme. Die Spenden sollen unter anderem den Angehörigen von Laur zukommen. Ein Sprecher der Bundespolizeiabteilung Blumberg bestätigte, der Verein „Bündnis der Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft Blumberg“ habe den Aufruf gestartet. Den Verein hatten Bundespolizisten nach dem tödlichen Zusammenstoß von zwei Polizeihubschraubern 2013 in Berlin gegründet, um die betroffenen Kollegen zu unterstützen.

Ein Sprecher des Bündnisses sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das ganze Geld geht über die Polizeistiftung des Landes Baden-Württemberg an die Hinterbliebenen von Rouven Laur und die sonstigen Betroffenen dieses Anschlages innerhalb der Polizeibehörden.“ Der Spendenaufruf laufe noch bis zum 2. Juli.

Nach Angaben des Polizeipräsidiums Mannheim gibt es ein Spendenkonto der Polizeistiftung Baden-Württemberg, das für im Dienst verletzte Beamte und für die Angehörigen getöteter Polizeibeamtinnen oder -beamten gedacht ist. „Mit dem Zusatz ,Rouven’ erreichen die Spenden die Angehörigen unseres verstorbenen Kollegen“, hatte Polizeivizepräsidentin Ulrike Schäfer am Dienstag gesagt.

In einem Kondolenzbuch der Stadt Mannheim können Bürgerinnen und Bürger ihrer Trauer um den getöteten Polizisten Ausdruck verleihen. „Der heimtückische Mord an einem jungen und hochgeschätzten Polizeibeamten hat mich tief erschüttert“, schrieb Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) auf der ersten Seite des Buches. „Dass Rouven bei seinem Einsatz zum Schutz des Lebens anderer sein eigenes Leben auf so sinnlose und brutale Weise verloren hat, lässt mich ebenso wie viele Menschen in Mannheim und weit darüber hinaus entsetzt und fassungslos zurück.“ (AFP, dpa)

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