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Jürgen Elsässer, Chefredakteur von „Compact“.

© dpa/Jens Kalaene

Interview mit rechtsextremem Magazin: Wie „Compact“ sich mit zwei Ex-Ministern schmückt

In einem Video-Beitrag antworten Christian Lindner und Jens Spahn einem Reporter des rechtsextremen „Compact“-Magazins. Doch wussten sie wirklich, mit wem sie da sprechen?

Stand:

„Herr Spahn, wird die Brandmauer heute fallen?“, fragt der Reporter. „Nein. Es gibt keine Zusammenarbeit mit der AfD und dabei bleibt es“, antwortet der ehemalige Bundesgesundheitsminister.

Es klingt wie ein ganz normales Interview kurz vor der entscheidenden Bundestagsdebatte zum Migrationsantrag der Union, wäre da nicht ein Reporter, der für ein rechtsextremes Medium arbeitet, das vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Ein Ausschnitt der Szene sorgt aktuell für Aufregung in den sozialen Netzwerken. Der Vorwurf vieler Nutzer: am gestrigen Mittwoch kippten Union und FDP nicht nur im Bundestag die sogenannte „Brandmauer“, sondern auch davor.

Denn nicht nur CDU-Politiker Spahn, sondern auch der Vorsitzende der Freien Demokraten, Christian Lindner, sprach mit demselben Reporter von „Compact“. Ein Medium, das nach Ansicht des Bundesinnenministeriums wegen extremistischer Tendenzen sogar verboten werden sollte.

Ziel der publizistischen Unternehmung ist nach Aussage von Chefredakteur Jürgen Elsässer „der Sturz des Regimes“. Das Verbotsverfahren läuft, ist nach einem Gerichtsbeschluss zurzeit aber ausgesetzt.

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Entstanden sind die Aufnahmen, die das Magazin auf ihrem YouTube-Kanal veröffentliche, am Rande einer Demonstration deutscher Unternehmer und Verbände, die am Mittwochmittag vor dem Brandenburger Tor gegen die aktuelle deutsche Wirtschaftspolitik demonstrierten.

Doch sprachen Jens Spahn und Christian Lindner tatsächlich bewusst mit „Compact“? Nein, ist aus dem Büro von Jens Spahn zu hören. Der Reporter habe sich nicht als „Compact“-Mitarbeiter vorgestellt, Jens Spahn sei von der Seite unterbrochen und angesprochen worden. Er sei eigentlich in einem Vorgespräch für ein Interview mit dem Sender RTL gewesen.

Tatsächlich ist auch im veröffentlichten „Compact“-Video nicht zu hören, dass der Reporter sich und sein Medium, journalistischen Standards entsprechend, vorstellt.

Falle zugeschnappt

Ein Sprecher Jens Spahns berichtet dem Tagesspiegel zudem, dass kurz vor der Szene eine Frau offen als „Compact“-Reporterin nach einem Interview fragte. Dies sei vom CDU-Politiker abgelehnt worden. Offenbar wechselte das rechtsextreme Magazin kurzerhand den Reporter aus und ließ den Ex-Gesundheitsminister so in die Falle tappen. Durch den fehlenden Mikrofonschutz ist auch auf diesem Weg nicht erkennbar, für wen der Reporter arbeitet.

Auch Christian Lindner „war sich nicht bewusst, dass es sich hierbei um Compact handelt“, sagt ein Sprecher der FDP. „Es war ja ein spontaner O-Ton im Pulk von Medien.“

Diese nicht-seriöse journalistische Arbeitsweise folgt letztlich der Strategie rechtsextremen Medien, Prominente und Politiker, ohne sich vorzustellen, von der Seite anzusprechen, um sich mit ihren Namen zu schmücken.

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