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Mit sich selbst im Reinen - die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley.

© Bernd von Jutrczenca/dpa

SPD-Ministerposten: Katarina Barley voll des Selbstlobes

Die reine Seele der SPD traut sich auch Außenministerin zu, obwohl die Personaldebatte doch tabu ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hans Monath

Die geschäftsführende Bundesfamilien- und Bundesarbeitsministerin freute sich über Zuspruch. „Komme gerade aus einer Veranstaltung und erlebe den #stilllovingkatarina-Candystorm. Würde euch am liebsten alle umarmen. Echt jetzt“, twitterte die Sozialdemokratin Katarina Barley am Donnerstag. „Candystorm“ ist das Gegenteil von „Shitstorm“, bedeutet also massenhaft Ergebenheitsadressen und Ermutigungssignale. Unter dem Hashtag mit dem Vornamen der Ministerin („#stilllovingkatarina“) bringen Genossen und andere Sympathisanten zum Ausdruck, dass sie Barley toll finden und sich eine Fortsetzung ihrer politischen Karriere in einem neuen Kabinett wünschen: „Wenn es jemand verdient hat, dann Du“, schrieb ein Fan.

Die 49-Jährige ist auch wegen ihrer unverstellten Emotionalität zum Liebling einer Partei aufgestiegen, die sich gegenwärtig vor allem mit sich selbst beschäftigt. Während die SPD-Basis im Ringen um das Mitgliederbegehren und eine funktionierende Führung anderen Parteigrößen zutiefst misstraut und alle möglichen Intrigen wittert, gilt die promovierte Juristin aus Trier als eine Art reine Seele der deutschen Sozialdemokratie, der sogar Gegner einer großen Koalition ihre Zuneigung versichern.

Die "Universalwaffe" der SPD

Eigentlich hat die neue Parteiführung die Debatte darüber verboten, wer für die SPD Minister werden kann. Die Basis stört sich aber nicht daran, dass sich die „Feministin, Sozialdemokratin, Juristin, Trierer Bundestagsabgeordnete, Familienministerin“ (Barley-Eigenwerbung) nicht daran hält. Bei einer Aschermittwochs-Veranstaltung sagte sie, im Falle einer Regierungsbildung komme die SPD an ihr als Ministerin nicht vorbei. Sie könne Familienministerin bleiben oder auch Arbeitsministerin werden. Auch als Außenministerin stehe sie zur Verfügung. Sie sei so etwas wie die „Universalwaffe“ ihrer Partei. Ein Sprecher der SPD-Politikerin bemühte sich später um Schadensbegrenzung: Das Ganze sei bitteschön „mit einem Augenzwinkern zu verstehen“, zum Aschermittwoch gehöre Zuspitzung und Selbstironie.

Eine Ironie der Geschichte wäre es, würde Barley Nachfolgerin von Sigmar Gabriel im Außenministerium, der sie 2015 als Generalsekretärin ins Willy-Brandt-Haus holte und so ihre Karriere erst in Fahrt brachte. Was wäre wohl Barleys erster Tweet nach der Ernennung? Vielleicht: „Würde euch am liebsten alle umarmen“? Die Despoten dieser Erde wären wohl mächtig beeindruckt.

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