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Feuerwehrleute des staatlichen ukrainischen Katastrophenschutzes löschen das Feuer nach einem Raketenangriff auf ein Elektrizitätswerk. Russland hat ukrainischen Angaben zufolge die kritische Infrastruktur der Ukraine beschossen.

© Foto: Kostiantyn Liberov/AP/dpa

Kritische Infrastruktur offenbar beschossen: Massive Stromausfälle in weiten Teilen der Ostukraine

Die ostukrainischen Regionen Charkiw und Donezk seien komplett ohne Strom, hatte der ukrainische Präsident gesagt. In Deutschland werden derweil Forderungen nach weiteren Militärhilfen laut.

Nach dem Teilrückzug der eigenen Truppen hat Russland ukrainischen Angaben zufolge die kritische Infrastruktur des Nachbarlandes beschossen. Die ostukrainischen Regionen Charkiw und Donezk seien komplett ohne Strom, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntagabend auf Twitter mit. Meldungen über Probleme bei der Strom- sowie der Wasserversorgung gab es auch aus anderen Gebieten des Landes.

Der ukrainische Generalstab berichtete unterdessen, russische Truppen flüchteten nicht nur aus Charkiw, sondern teils auch aus dem südlichen Gebiet Cherson. In Deutschland werden Stimmen nach weiteren Militärhilfen für das angegriffene Land laut, damit dieses sich auch weitere besetzte Gebiete zurückholen kann.

„Russische Terroristen bleiben Terroristen“, schrieb Selenskyj. Sein Berater Mychajlo Podoljak teilte mit, in Charkiw sei eines der größten Wärmekraftwerke des Landes getroffen worden. Zwischenzeitlich gab es am Abend in der gesamten Ukraine Luftalarm.

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Einige Anwohner berichteten in sozialen Netzwerken von Explosionsgeräuschen. Später teilten zumindest die Behörden in den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Poltawa mit, dass dort die Stromversorgung wieder hergestellt worden sei.

In der Region Charkiw war bis zum Montagmorgen nach Angaben von Gouverneur Oleh Sinegubow 80 Prozent der Storm- und Wasserversorgung wiederhergestellt. Die Region ist eine derjenigen in der Ostukraine, die am Sonntagabend von großflächigen Ausfällen betroffen war. 

Nach ihrer Niederlage in Charkiw ziehen sich russische Truppen Angaben aus Kiew zufolge auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurück. In einigen Orten hätten die Besatzer dort bereits ihre Positionen verlassen, teilte der ukrainische Generalstab mit. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht.

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Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Russlands Verteidigungsministerium am Wochenende mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn den Abzug eigener Truppen aus der Region Charkiw bekanntgegeben. Offiziell begründet wurde der Rückzug mit einer strategischen „Umgruppierung“ der Einheiten.

Angesichts des 200. Kriegstages bedankte sich Selenskyj bei seinen Landsleuten für die Verteidigung der Heimat. „In diesen 200 Tagen haben wir viel erreicht, aber das Wichtigste und damit das Schwierigste liegt noch vor uns“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Montag. 

Er bedankte sich unter anderem bei den ukrainischen Bodentruppen, der Luftwaffe, den Seestreitkräften - und bei allen, die in diesen Tagen „die Geschichte der Unabhängigkeit, die Geschichte des Sieges, die Geschichte der Ukraine“ schrieben.

Deutschland muss umgehend seinen Teil zu den Erfolgen der Ukraine beitragen.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP

Angesichts der jüngsten Erfolge Kiews forderten führende Politiker der Ampel-Parteien im Bundestag mehr Unterstützung für die ukrainische Militäroffensive.

„Deutschland muss umgehend seinen Teil zu den Erfolgen der Ukraine beitragen und geschützte Fahrzeuge, den Schützenpanzer Marder und den Kampfpanzer Leopard 2 liefern“, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, der Deutschen Presse-Agentur. SPD-Chef Lars Klingbeil verschloss sich dem zumindest nicht und betonte die Notwendigkeit internationaler Abstimmung.

Macron telefonierte mit Putin

Unterdessen telefonierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Kremlchef Wladimir Putin, um über die weiter kritische Lage am von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja zu reden. Putin habe ein internationales Einwirken auf die Ukraine gefordert, damit diese ihre Angriffe auf die Anlage einstelle, hieß es in einer Kreml-Mitteilung. Macron wiederum habe betont, dass die russische Besetzung der Grund für die gefährliche Lage am AKW sei, teilte der Èlyséepalast mit.

Er forderte den Abzug der russischen Truppen. Die Ukraine hat Russland zuletzt immer wieder vorgeworfen, die Anlage selbst zu beschießen.

Am Sonntag war zudem bekannt geworden, dass das größte Atomkraftwerk Europas vollständig heruntergefahren werden musste. Laut der ukrainischen Atombehörde Enerhoatom waren aufgrund von Beschuss zwischenzeitlich alle Verbindungslinien zum Stromnetz unterbrochen. Auch die russische Seite bestätigte die Abschaltung des Kraftwerks, auf dessen Gelände sich zur Beobachtung der Lage weiter auch zwei Mitarbeiter der IAEA aufhalten.

Russische Bürger profitieren von diesem Montag währenddessen an nicht mehr von einer erleichterten Visa-Vergabe für Reisen nach Deutschland und in andere Staaten des Schengen-Raums. Das zwischen der EU und Russland geschlossene Abkommen zur Erleichterung der Visa-Vergabe ist nach einem Beschluss der EU-Staaten von vergangener Woche für russische Staatsbürger nun komplett ausgesetzt. (dpa)

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand im Teaser, dass es infolge eines Teilabzuges der russischen Truppen zu einem Stromausfall gekommen sei. Richtig ist: die russischen Truppen haben sich wegen der Blitzoffensive der Ukrainer zurückgezogen, und die Stromausfälle sind offensichtlich durch russischen Beschuss im Anschluss entstanden. Wir haben dies korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

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