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Droht eine Arzneimittelknappheit?

© dpa/Hans-Jürgen Wiedl

Lieferengpässe wegen des Coronavirus: Könnten Arzneimittel in Deutschland knapp werden?

Viele Wirkstoffe werden in vom Coronavirus betroffenen Regionen Chinas produziert. Das Bundesinstitut für Arzneimittel spricht von einer „dynamischen Lage“.

Während sich das Coronavirus seinen Weg durch Deutschland bahnt, geht die Sorge um, dass Arzneimittel knapp werden könnten. Viele Wirkstoffhersteller haben ihren Sitz in China, wo das Virus seinen Feldzug begann. Hinzu kommt die Sorge um die Stabilität der europäischen Lieferketten.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) rechnen zwar aktuell nicht damit, dass es kurzfristig zu Lieferengpässen von Medikamenten kommt. Doch wie BfArM-Präsident Karl Broich an der Seite von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) erklärte, hänge die langfristige Stabilität auch davon ab, wie schnell China es schafft, für Nachschub zu sorgen.

Lieferprobleme für das Medikament Effentora

Schaut man sich die aktuellen Engpass-Meldungen des BfArM an, wurden im März 2020 Lieferprobleme für das Medikament Effentora in verschiedenen Dosierungen angezeigt. Es kommt bei der Behandlung von Tumor-Durchbruchschmerzen bei erwachsenen Krebspatienten zum Einsatz.

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Ebenfalls im März gemeldet wurden Probleme mit „28 mini“, ein hormonales Empfängnisverhütungsmittel, sowie mit „Irinotecan EVER Pharma“, ein Arzneistoff, der zur Behandlung bestimmter Krebserkrankungen eingesetzt wird. „Die bisher gemeldeten Lieferengpässe stehen nicht im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus“, erklärte der BfArM-Sprecher Maik Pommer am Freitag auf Nachfrage. Er betonte gleichzeitig, dass es sich um „eine sehr dynamische Lage handle, die jeden Tag neu bewertet werden will.“

Auch Ibuprofen und Paracetamol betroffen

Dem Tagesspiegel liegt eine Liste der Arzneimittelwirkstoffe vor, die in den vom Coronavirus betroffenen Regionen Chinas produziert werden und vom BfArM als versorgungsrelevant eingestuft werden. Dazu zählen eine Vielzahl an Antibiotika, aber auch die Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol sowie das Sexualhormon Testosteron.

Das BfArM erklärte jüngst, dass es in der vom Coronavirus am stärksten betroffenen chinesischen Provinz Hubei für 153 Arzneimittelzulassungen Wirkstoffherstellorte gibt. 64 enthalten einen als versorgungsrelevant eingestuften Wirkstoff. Nur ein Bruchteil davon dürfte jedoch den deutschen Markt tangieren. Das BfArM beobachte die Situation Pommer zufolge sehr genau.

Man stehe in einem kontinuierlichen Austausch mit dem Bundesministerium für Gesundheit, den Gesundheitsbehörden der Bundesländer, der European Medicines Agency, den pharmazeutischen Unternehmen und weiteren pharmazeutischen Berufsgruppen, erklärte auch Broich.

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