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Newsblog zur Krise in Österreich: Deutsche Politiker hoffen auf Konsequenzen für die Europawahl
Österreich steckt inmitten einer veritablen Staatskrise. In Deutschland hofft man, dass das auch etwas Gutes mit sich bringt. Unser Newsblog.
Stand:
- Kanzler Sebastian Kurz hat dem Bundespräsidenten die Entlassung von FPÖ-Innenminister Herbert Kickl empfohlen
- Die FPÖ zieht ihre Minister aus der Regierung zurück
- FPÖ-Innenminister Kickl warf der von Kurz geführten ÖVP „kalte und nüchterne Machtbesoffenheit“ vor.
Wackelt jetzt auch der Stuhl von Bundeskanzler Sebastian Kurz?
Deutsche Parteien erwarten eine Auswirkung auf die Europawahl
Alle Bundestagsparteien mit Ausnahme der AfD haben nach dem Skandal um die rechtspopulistische FPÖ in Österreich vor einer Zusammenarbeit mit Rechtspopulisten gewarnt. Die Vorgänge würden beweisen, „was in Rechtspopulisten steckt in ganz Europa. Und deswegen ist es ein Signal, eine Woche vor der Wahl nicht rechtspopulistisch zu wählen“, sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Montagabend in der ARD-Sendung „Gipfeltreffen Europa - Die Parteichefs im Gespräch“ mit den Vorsitzenden aller im Bundestag vertretenen Parteien. Für die CDU seien Rechtspopulisten keine Koalitionspartner, mit denen man zusammenarbeiten werde.AfD-Chef Jörg Meuthen sprach von einem inneröstereichischen Ereignis, „bei dem man nicht ausschließen kann, dass es in Österreich das Wahlergebnis durchaus signifikant beeinflusst“. Außerhalb Österreichs und auch in Deutschland würden die Vorgänge aber keine Rolle spielen.
Bernd Riexinger (Linkspartei) sagte, er erhoffe sich Verluste bei den Rechten „und dass die Menschen erkennen, dass sie nichts auf der Pfanne haben, was die Interessen der Mehrheit der Menschen in Europa betrifft“. FDP-Chef Christian Lindner sagte, nach dem Brexit sehe man in Europa ein zweites Mal einen Scherbenhaufen, den Rechtspopulisten angerichtet hätten. In Österreich sei es den Rechtspopulisten nicht um den Willen des Volkes gegangen, „sondern die betrachten Politik als ein Geschäftsmodell“. Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock warnte, Rechtspopulisten in ganz Europa wollten Demokratie und Rechtsstaatlichkeit kaputt machen. Jedem müsse nun klar sei, „dass man mit Rechtsnationalisten nicht zusammenarbeiten darf“.
Die Video-Affäre um die bisherige Regierungspartei FPÖ und Parteichef sowie Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat Österreich wenige Tage vor der wichtigen Europawahl in eine schwere Staatskrise getrieben. Am Montagabend kündigte die FPÖ an, dass ihre Minister die Regierung verlassen werden. Strache hatte seinen Rücktritt erklärt, weil ein heimlich aufgenommenes Video Käuflichkeit im Wahlkampf 2017 nahelegte. (dpa)
Wer hat Österreichs Regierung zum Einsturz gebracht?
FPÖ verlässt die Regierung
Die FPÖ zieht wie angekündigt Konsequenzen
Wegen der erwarteten Entlassung von
FPÖ-Innenminister Herbert Kickl aus der österreichischen Regierung will die
rechtspopulistische FPÖ wie angekündigt sämtliche Minister aus der Regierung
abziehen. Nachdem Kanzler Sebastian Kurz dem Bundespräsidenten Kickls
Entlassung vorgeschlagen habe, würden alle FPÖ-Minister ihre Ämter niederlegen,
sagte ein Parteisprecher am Montagabend der Nachrichtenagentur APA. Damit steht
die Koalition aus Kurz' konservativer ÖVP und FPÖ vor dem Aus. (AFP)
Aus Sicht von Kurz...
Falls die FPÖ wie angedroht ihre Minister aus Solidarität mit Kickl aus dem Kabinett abziehe, würden ihre Posten von Experten oder Spitzenbeamten übernommen. Auch das habe er mit dem Bundespräsidenten bereits geklärt, sagt Kurz weiter. Es gehe um Stabilität in einer für das Land und für Europa entscheidenden Phase.
Kurz hatte in einem Interview mit dem „Kurier“ (Montag) bereits verdeutlicht, dass Kickl aus seiner Sicht als Innenminister nicht gegen sich selbst ermitteln könne. Kickl war FPÖ-Generalsekretär, als das Skandalvideo im Juli 2017 auf Ibiza entstand, das bereits zum Rücktritt von Vizekanzler Heinz-Christian Strache und zum Bruch der ÖVP/FPÖ-Koalition geführt hat. (dpa)
Kanzler Sebastian Kurz empfiehlt dem Bundespräsidenten die Entlassung des Innenministers
Was die Schriftsteller Österreichs immer schon verlangten
Frau von Strache ist schockiert
Philippa, die Frau von Ex-FP-Chef Strache, steht nach dem Video unter Schock und muss ihre Gedanken sammeln. Sie müsse jetzt für ihr Baby stark sein, berichtet sie auf der Website heute.at. Ihr Mann habe einen großen Fehler gemacht und müsse mit den Konsequenzen leben.Kanzler Kurz will sich am Abend äußern
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz will sich um 18.30 Uhr in einer weiteren Stellungnahme zu den neuesten Entwicklungen in der schweren Regierungskrise äußern. Das teilte Regierungssprecher Peter Launsky am Montag via Twitter mit. Es steht weiterhin im Raum, ob FPÖ-Innenminister Herbert Kickl auf Vorschlag des Kanzlers entlassen werden soll. Die FPÖ hat am Morgen damit gedroht, dass in diesem Fall alle weiteren FPÖ-Minister zurücktreten würden.Die Regierungskrise wurde am Freitag durch ein von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ veröffentlichtes Video aus dem Jahr 2017 ausgelöst und hat für das Ende der Regierung von ÖVP und FPÖ gesorgt. In dem Video, das zum Rücktritt von Vizekanzler Heinz-Christian Strache geführt hat, werden möglicherweise illegale Parteispenden an die FPÖ thematisiert. Zudem stellt Strache einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte bei einem Treffen auf Ibiza öffentliche Aufträge in Aussicht, sollte sie der FPÖ zum Erfolg bei den Nationalratswahlen 2017 verhelfen. (dpa)
SPD-Politiker fordert Ende von Geheimdienstberatung in Österreich
Deutschlands ehemaliger Geheimdienstkoordinator Klaus-Dieter Fritsche sollte nach Auffassung des SPD-Innenpolitikers Burkhard Lischka nicht länger das österreichische Innenministerium beraten. Angesichts der Video-Affäre um den inzwischen zurückgetretenen Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) sei diese Tätigkeit „ein Sicherheitsrisiko für unser Land“, sagte Lischka der „Bild“-Zeitung am Montag.Das Kanzleramt solle alles daran setzen, Fritsche dazu zu bewegen, seine Beratungen zu beenden. Das Innenministerium in Österreich wird von Straches Parteikollegen Herbert Kickl geleitet. An diesem Montag hatte eine Regierungssprecherin die Zusammenarbeit der deutschen und österreichischen Geheimdienste als eng beschrieben. „Von Misstrauen in diesem Bereich kann ich ihnen nichts berichten.“
Unionspolitiker warnen nach Eklat um FPÖ vor Kooperation mit Rechtspopulisten
Söder bezeichnete es als "Illusion zu glauben, dass man den Charakter von Rechtspopulisten ändert, wenn man sie in Verantwortung einbindet". Diese Hoffnung werde enttäuscht, fügte der bayerische Ministerpräsident in dem Zeitungsinterview hinzu. Den Rechtspopulisten gehe es überall in Europa "um Selbstüberschätzung, Wut und um Destruktivität". Ausdrücklich warnte Söder dabei vor einer Zusammenarbeit mit der AfD.
CDU-Generalsekretär Ziemiak hob hervor, dass seine Partei auch früher "immer wieder" Vorbehalte gegen die FPÖ geäußert habe. Es gebe nicht nur in Österreich, sondern auch bei der AfD in Deutschland Hinweise auf "russische Einflussnahme". Vor der Europawahl müsse daher nun jeder sehen, "mit wem er sich einlässt, wenn man diese Parteien wählt". (AFP)
Designierter FPÖ-Chef will staatspolitische Verantwortung wahrnehmen
Südwest-Datenschützer Brink wehrt sich gegen Kritik
Brink hatte die heimliche Aufzeichnung und Veröffentlichung des Videos bereits am Wochenende kritisiert. Er wehrte sich am Montag gegen Kritik, er nehme damit rechte Kräfte in Schutz. „Wir schützen Links- und Rechtsextreme - und sogar nette Menschen“, sagte der Datenschützer. „Datenschutz ist ein Grundrecht und gilt für alle.“ (dpa)
Böhmermann wusste Bescheid
FPÖ-Innenminister Herbert Kickl meldet sich auf Facebook
Nahles fordert Rücktritt von Österreichs FPÖ-Innenminister Kickl
SPD-Chefin Andrea Nahles hat angesichts der Video-Affäre in Österreich den Rücktritt von FPÖ-Innenminister Herbert Kickl verlangt. „Die Aufklärung dieser ganzen Affäre darf nicht in den Händen eines FPÖ-Ministers liegen“, sagte Nahles am Montag in Potsdam. Sie forderte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf, „dass er auch den Innenminister aus dem Amt entfernt, mit allen Konsequenzen, die das hat“.Nahles rief Kurz dazu auf, Verantwortung für die Affäre zu übernehmen: „Ich möchte ganz klar sagen, dass er in erster Linie dafür verantwortlich ist, dass es überhaupt einen Vizekanzler Strache gegeben hat, dass überhaupt solche Leute an die Macht kommen konnten“, sagte sie. (dpa)
FPÖ verliert an Zustimmung
In einer ersten Umfrage nach dem Skandalvideo von Ibiza hat die FPÖ an Zustimmung in der österreichischen Bevölkerung eingebüßt. Wäre am Sonntag in Österreich Parlamentswahl, bekäme die rechte Partei demnach 18 Prozent der Stimmen. Zuletzt lag die FPÖ bei dieser Sonntagsfrage Anfang April bei 23 Prozent. Die ÖVP legt derweil um vier Prozentpunkte auf 38 Prozent zu. Die SPÖ steht in der Umfrage bei 26 nach zuletzt 24 Prozent, die liberalen Neos bei 9 Prozent, die Grünen bei 5 Prozent. Die Liste „Jetzt“ würde an der Vier-Prozent-Hürde scheitern und nicht wieder in den Nationalrat einziehen.Die Umfrage des Instituts „Research Affairs“ im Auftrag der Tageszeitung „Österreich“ wurde zwischen dem 18. und dem 20. Mai durchgeführt, also kurz nach Bekanntwerden des Skandals. 500 Menschen wurden dabei befragt. (dpa)
Kickl befördert Vertrauensmann Goldgruber
Gespräche am Nachmittag
Klarheit darüber, wer die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl im September führen wird, könnte es im weiteren Tagesverlauf geben. Laut österreichischer Agentur APA wird Kurz am Nachmittag bei Präsident Van der Bellen erwartet. Im Anschluss ist ein Treffen mit Kickl geplant. Allgemein erwartet wird, dass Kurz dem Bundespräsidenten vorschlagen wird, Kickl zu entlassen. In Österreich ist es möglich, dass der Präsident auf Vorschlag Minister von ihren Ämtern entheben kann. (Reuters)So denken deutsche Politiker über #Kurz und #Strache
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