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Grüne kritisieren CSU-Chef: „Söder hat dem Rechtsruck in Bayern den Weg geebnet“
Aiwanger warnt CSU vor Abgrenzung von Freien Wählern + „Schamlos ausgenutzt“: Ex-CSU-Chef Huber greift Aiwanger an + SPD gewinnt in Hessen kein einziges Direktmandat + Der Newsblog.
Stand:
Die Ampel hat am Sonntag bei gleich zwei Landtagswahlen die Quittung für ihre Bundespolitik bekommen. Während sich die CSU in Bayern sowie die CDU in Hessen als Wahlsieger feiern dürfen, verlieren SPD, Grüne und FDP massiv. Die Liberalen fliegen in Bayern sogar aus dem Landtag.
Eins haben alle genannten Parteien allerdings gemeinsam: Sie verlieren Wähler an die AfD, die sich sowohl in Bayern als auch in Hessen als zweiter Wahlsieger hervortut. Verfolgen Sie alle wichtigen Entwicklungen bei uns im Newsblog.
Grüne weisen Söder Mitverantwortung für „Rechtsrutsch“ zu
Die Grünen in Bayern haben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für das Erstarken der Parteien am rechten Rand bei der Landtagswahl mitverantwortlich gemacht. Söder sei kein wie von ihm behauptetes Bollwerk gegen rechts, „Markus Söder hat dem Rechtsruck den Weg geebnet in Bayern und trägt dafür auch die Verantwortung“, sagte der Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann am Montag vor Journalisten in München. Mit populistischer Wahlkampfrhetorik und dem Niedermachen politischer Mitbewerber habe Söder Parteien wie die Freien Wähler und die AfD stärker gemacht. „Wenn es ein Weiter so gibt mit den Freien Wählern, dann wird das Fundament der Rechten in Bayern stärker und nicht schwächer“, warnte Hartmann.Grüne sehen Wahlergebnisse nicht als Anlass für Kurswechsel
Söder will deutliche Abgrenzung von den Freien Wählern
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will sich in der kommenden Legislaturperiode deutlich schärfer von seinem Wunschkoalitionspartner Freie Wähler abgrenzen als bisher. „Der Wettbewerb wird natürlich intensiver werden, das ist keine Frage“, sagte Söder am Montag nach einer Sitzung des CSU-Vorstands. Er bezeichnete die Freien Wähler dabei als „Hauptkonkurrenten“ der CSU. Söder sagte, er wolle die Leistungen des kleineren Koalitionspartners mehr hinterfragen. „Es wird auch mehr erwartet“, sagte er und nannte konkret die Wirtschaftspolitik, für die Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger als Wirtschaftsminister bislang zuständig war. „Das muss inhaltlich stärker werden“, sagte Söder. Auch in der Bildungspolitik müsse mehr passieren.Scholz-Sprecher verteidigt Migrationspolitik der Ampel
Die Bundesregierung ist nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen dem Vorwurf entgegengetreten, in der Migrationspolitik zu wenig Handlungsstärke zu zeigen. Beim Thema Migration, habe die Regierung bereits „sehr kraftvoll“ gehandelt, allen voran Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. Er verwies unter anderem auf die zuletzt eingeführten Grenzkontrollen und die Änderungen am europäischen Asylsystem, die auf eine gerechtere Verteilung von Geflüchteten innerhalb Europas abzielen.SPD nennt Zugewinne für AfD „katastrophal“
SPD-Chefin Saskia Esken hat die Zugewinne für die AfD bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern als „katastrophal“ für Deutschland bezeichnet. Dies sei ein Aspekt, „der uns alle wachrütteln muss“, sagte sie am Montag in Berlin. „Wir müssen den Menschen klarmachen, was die Politik der AfD für unser Land bedeuten würde“, fuhr sie fort, nämlich unter anderem keinen Mindestlohn, keine stabilen Renten und keine dringend benötigte Zuwanderung. „Die AfD ist eine Gefahr für unsere Demokratie, aber sie ist auch eine Gefahr für unseren Wohlstand und für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte die SPD-Chefin. „Wir als SPD werden sie politisch mit aller Kraft bekämpfen.“ Die AfD war am Sonntag als zweitstärkste Kraft nach der CDU aus der Landtagswahl in Hessen hervorgegangen und erreichte nach vorläufigem Ergebnis 18,4 Prozent. In Bayern wurde sie nach CSU und Freien Wählern mit 14,6 Prozent drittstärkste Kraft. (AFP)Söder beklagt Zustand der Demokratie in Deutschland
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat nach den Ergebnissen der Landtagswahlen in Hessen und Bayern seine Sorge um den Zustand der Demokratie in Deutschland zum Ausdruck gebracht. „Unsere Demokratie ist am Zerfasern und Zersplittern.“ Und dass in zwei westdeutschen Landtagen die AfD deutlich gestärkt einziehe, sei kein gutes Zeichen, sagte Söder am Montag in München. Mit Blick auf eine mögliche Parteigründung der bisherigen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht sagte Söder, er befürchte Verhältnisse wie einst in der Weimarer Republik, mit immer radikaleren Parteien, die keine Lösungen anböten, sondern nur Missstände anprangerten. Wie der AfD-Politiker Björn Höcke etwa über Inklusion von Behinderten gesprochen habe: „Das erinnert an Schlimmstes“, sagte Söder. (dpa)Linke will mit Mitgliederoffensive wieder Tritt fassen
Die Linke will nach ihren Wahlschlappen in Hessen und Bayern mit einer Mitgliederoffensive wieder Tritt fassen. So soll es gelingen, stärker in der Fläche vertreten zu sein und Menschen direkt zu erreichen, wie Parteichef Martin Schirdewan am Montag sagte. Im direkten Gespräch könne die Partei am besten überzeugen. Die Linke war bei den Landtagswahlen in beiden Bundesländern am Sonntag an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Schirdewan sprach erneut von einer kleinen Gruppe von Menschen in der Partei, die den Wahlkämpfern Knüppel zwischen die Beine geworfen habe. Das führe dazu, dass die Linke ihr Potenzial nicht ausschöpfen könne.Merz verlangt nach Ampel-Wahleinbußen Kurskorrekturen im Bund
CDU-Chef Friedrich Merz hat nach den Einbußen von SPD, Grünen und FDP bei den Wahlen in Bayern und Hessen Kurskorrekturen des Regierungsbündnisses im Bund verlangt. „Die Ampel-Koalition in Berlin ist durch dieses Wahlergebnis in einer geradezu historischen Weise abgestraft worden“, sagte Merz am Montag nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Er fordere die Koalition auf, aus diesem „totalen Desaster“ für alle drei Ampel-Parteien die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und ihre Politik insbesondere mit Blick auf Asyl und Migration sowie auf die Wirtschaftspolitik zu ändern. Merz betonte: „Wer jetzt hier in Berlin immer noch glaubt, er könnte so weitermachen wie bisher, der irrt sich.“Söder sieht Licht und Schatten in Wahlergebnis
CSU-Chef Markus Söder sieht im Landtagswahlergebnis für seine Partei Licht und Schatten. Die CSU habe gleich viele Prozente wie 2018, gleich viele Mandate im Landtag und mehr absolute Stimmen, sagte Söder am Montag nach einer CSU-Vorstandssitzung in München. Schwieriger sei die Lage aber im Alpenraum, wo Freie Wähler und AfD stärker gewesen seien, ebenso in Niederbayern. Söder führte letzteres auf „Sondereffekte“ zurück: ungelöste Fragen in der Migrationspolitik im Bund, aber auch die Flugblatt-Affäre um Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Es brauche eine Wende in der Migrationspolitik, sagte Söder. Zudem betonte er: „Wir müssen die AfD stellen, wir müssen die AfD bekämpfen.“ Und zum Zuwachs der Freien Wähler sagte Söder, dieser habe nichts mit Substanz und Inhalt zu tun - sondern sei der Flugblatt-Affäre geschuldet. (dpa)Weidel sieht AfD als „gesamtdeutsche Volkspartei“
AfD-Chefin Alice Weidel sieht ihre Partei nach den Wahlen in Hessen und Bayern auch im Westen angekommen. „Die AfD ist kein Ost-Phänomen mehr, sondern eine gesamtdeutsche Volkspartei geworden. Wir sind also angekommen“, sagte Weidel am Montag in Berlin bei einer Pressekonferenz. Sie bezeichnete die Ergebnisse in Bayern und Hessen als „Doppelwumms“, unter Anspielung auf frühere Aussagen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er hatte Finanzhilfen der Regierung gegen zu hohe Energiepreise als „Doppelwumms“ bezeichnet. „In Deutschland sehen wir einen Wählerschwenk ganz klar von links nach rechts“, sagte Weidel. Die Leute wollten keine Verbotspolitik und Politik gegen die eigenen Interessen weitertragen und dies sei das Ergebnis.Scholz hält an Innenministerin Faeser fest
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will auch nach dem schlechten Abschneiden der SPD in Hessen an Nancy Faeser als Bundesinnenministerin festhalten. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte am Montag in Berlin auf Nachfrage von Journalisten: „Er ist fest entschlossen, auch weiterhin mit Nancy Faeser als Bundesinnenministerin im Kabinett zusammenzuarbeiten.“ Die SPD hatte mit ihrer Spitzenkandidatin Faeser bei der Landtagswahl am Sonntag mit 15,1 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in Hessen erzielt. Faeser, die in Hessen auch Landesvorsitzende ist, hatte vor der Wahl angekündigt, sie wolle ihr Amt in Berlin nur im Falle eines Wahlsiegs in Hessen aufgeben. (dpa)SPD fordert von Ampel-Partnern mehr Disziplin
SPD-Chefin Saskia Esken hat die Ampel-Partner FDP und Grüne ausgerufen, Debatten endlich hinter den Kulissen und nicht in der Öffentlichkeit zu führen. Streit müsse zwar manchmal sein, aber es entstehe selbst bei den vielen Entscheidungen der Ampel-Regierungen der Eindruck mangelnder Geschlossenheit, sagt Esken nach der Sitzung des SPD-Präsidiums. „Da müssen wir besser werden.“ In der Migrationspolitik habe Kanzler Olaf Scholz sowohl Ländern, Kommunen als auch der Union die Hand für eine Zusammenarbeit ausgestreckt, fügte Esken hinzu. „Das ist der richtige Weg, das ist seine Art zu führen. Auf den Tisch hauen ist nicht sein Ding.“ (Reuters)Unionsvize Lindholz fordert Innenministerin Faeser zum Rücktritt auf
Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Andrea Lindholz, hat SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser nach der verlorenen Landtagswahl in Hessen aufgefordert, ihr Amt als Bundesinnenministerin aufzugeben. Das Wahlergebnis, auch in ihrem eigenen Wahlkreis, zeige, dass Faeser in der Bevölkerung keinen Rückhalt habe, sagte die CSU-Politikerin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Nachdem sie keines ihrer Ziele erreicht hat, sollte sie Verantwortung übernehmen und zurücktreten“, forderte die Innenpolitikerin. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsse überlegen, ob Nancy Faeser nach diesem Wahldebakel die politische Kraft für die Herausforderungen in der Innenpolitik habe, sagte Lindholz. Es brauche jetzt eine starke Innenministerin oder einen starken Innenminister, denn „Deutschland steckt in einer Migrationskrise, der Extremismus und die Kriminalität sind nach vielen Jahren auf einem Höchststand und die Cyberbedrohung ist höher denn je“. (dpa)Lindner will „Regierungsarbeit kritisch prüfen“
FDP-Chef Christian Lindner sieht die Ampel-Koalition in Berlin nach den Landtagswahlen in der Pflicht. Alle drei Parteien der Regierung hätten verloren, sagte Lindner in Berlin. „Deshalb ist unser Auftrag nun, unsere Regierungsarbeit kritisch zu prüfen.“ Es müsse analysiert werden, wo die Bundesregierung nicht den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger entspreche. Diese Aufgabe müssten FDP, Grüne und SPD nun „gemeinsam und mit großer Umsicht“ annehmen. (Reuters)Landeswahlleiter: Fehler bei Briefwahl in Hessen ohne Auswirkungen auf FDP
Die von der hessischen Landeswahlleitung in der Nacht zum Montag gemeldeten Probleme in einem Briefwahlbezirk in der Stadt Oberursel bei der Landtagswahl haben offenbar keine Auswirkungen auf das Endergebnis. „Selbst wenn die FDP in diesem Bezirk keine Stimme bekommen würde, verändert sich nichts“, sagte Landeswahlleiter Wilhelm Kanther der Nachrichtenagentur AFP. Die Partei werde dadurch nicht unter die Fünfprozenthürde rutschen. Auch an der Sitzverteilung im Landtag werde sich nichts ändern, sagte Kanther. Das Ergebnis müsse eventuell in Nuancen korrigiert werden.Aiwanger warnt CSU vor Abgrenzung von Freien Wählern

Dobrindt fordert schärferen Wettbewerb mit Freien Wählern
Der Chef der Bundestags-CSU, Alexander Dobrindt, fordert als Konsequenz aus dem bayerischen Landtagswahlergebnis eine schärfere Auseinandersetzung mit dem alten und voraussichtlich neuen Koalitionspartner, den Freien Wählern.Söder schlägt Holetschek als neuen CSU-Fraktionschef vor
Der bisherige bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek soll neuer CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag werden. CSU-Chef Markus Söder schlug den 58-Jährigen in einer CSU-Vorstandssitzung in München für den Posten vor, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Holetschek soll Thomas Kreuzer nachfolgen, der nicht mehr für den Landtag kandidiert hatte. Die offizielle Wahl soll in einer Fraktionssitzung am Dienstag sein. Als Landtagspräsidentin schlug Söder wie ebenfalls erwartet erneut Ilse Aigner vor. Die 58-Jährige hat dieses Amt bereits seit 2018 inne. Die offizielle Wahl ist in der konstituierenden Sitzung des neuen Landtags vorgesehen, die für den 30. Oktober geplant ist.Wüst: CDU kann von Frust auf Ampel profitieren
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst sieht im Zuwachs für die Christdemokraten bei der Landtagswahl in Hessen auch ein positives Signal für die Bundes-CDU. Die Wahlen in Hessen und Bayern seien durch starke Ministerpräsidenten geprägt worden, sagte der CDU-Politiker am Montag beim Eintreffen zu den Sitzungen der Spitzengremien seiner Partei in Berlin. „Diese Arbeit ist goutiert worden von den Menschen und natürlich durch den Frust auf die Ampel“, ergänzte er.Junge Union fordert Rücktritt von Innenministerin Faeser
Nach dem Debakel für die SPD bei der Landtagswahl in Hessen hat die Junge Union den Rücktritt von Spitzenkandidatin Nancy Faeser (SPD) vom Amt der Bundesinnenministerin gefordert. „Das historisch schlechte Ergebnis der SPD in ihrem ehemaligen Stammland Hessen war ein Misstrauensvotum gegen die Bundesinnenministerin“, erklärte JU-Chef Johannes Winkel am Montag. Die SPD war in Hessen hinter der AfD auf dem dritten Platz gelandet.- showPaywall:
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