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Die neue britische Premierministerin Liz Truss nach ihrem Sieg.

© REUTERS

Update

Entscheidung gefallen: Liz Truss wird neue britische Premierministerin

Liz Truss hat sich gegen ihren Kontrahenten Rishi Sunak durchgesetzt. Sie tritt die Nachfolge von Boris Johnson an.

Liz Truss wird neue britische Premierministerin. Die bisherige Außenministerin gewann die parteiinterne Abstimmung der britischen Konservativen über die Nachfolge von Boris Johnson, wie die Tory-Partei am Montag mitteilte. Die 47-jährige Truss erhielt demnach 57 Prozent der Stimmen, der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak kam auf 43 Prozent.

Truss kündigte umgehend einen „kühnen Plan“ für Steuersenkungen und Wachstum an. Sie ist nach Margaret Thatcher und Theresa May die dritte Regierungschefin Großbritanniens.

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Der scheidende britische Premierminister Boris Johnson hat seine Konservative Partei aufgerufen, sich geschlossen hinter seiner designierten Nachfolgerin Liz Truss zu sammeln. Die bisherige Außenministerin habe den richtigen Plan, um die Energie- und Inflationskrise zu bewältigen und die Partei zu einen, twitterte Johnson am Montag. „Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Konservativen zu 100 Prozent hinter ihr stehen.“ Zuvor war Truss zur neuen Vorsitzenden gewählt worden; sie wird nun auch Premierministerin.

Die bis zu 200.000 Parteimitglieder konnten in den vergangenen Wochen per Brief oder online abstimmen, wer die neue Regierung anführen und in die Downing Street einziehen wird.

Sunak und Truss hatten sich zuvor in mehreren Abstimmungsrunden der konservativen Abgeordneten durchgesetzt - unter diesen war allerdings Sunak noch der klare Favorit.

Truss überzeugte mit Versprechen von Steuersenkungen

Die nächste Regierungschefin Truss wird dem rechten Flügel der Partei zugeordnet. Die 47-Jährige konnte im innerparteilichen Wahlkampf vor allem mit dem Vorhaben überzeugen, trotz enorm hoher Inflation sofort die Steuern senken zu wollen.

Außerdem sammelte sie bei der Parteibasis - die deutlich älter, männlicher und wohlhabender ist als der Durchschnitt der britischen Bevölkerung - Punkte mit einer konfrontativen Linie gegenüber der EU und populistischen Äußerungen zu Flüchtlingen, Linken, Umweltaktivisten sowie gesellschaftlichen Minderheiten.

Sunak inszenierte sich als Realist

Sunak warf seiner Rivalin vor, mit ihren wirtschaftlichen Plänen „Märchen“ zu erzählen und inszenierte sich als Politiker, der sich nicht scheut, in der Krise auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Er würde Steuersenkungen erst in Erwägung ziehen, wenn die Inflation wieder unter Kontrolle ist. Gereicht hat das nicht.

Nach der Verkündung der Siegerin oder des Siegers findet bereits am Dienstag der Wechsel an der Spitze der britischen Regierung statt. Johnson wird sich ein letztes Mal als Premier an die Bevölkerung wenden und danach sein Amt abgeben.

Rishi Sunak, ehemaliger Finanzminister, und Liz Truss, Außenministerin von Großbritannien, kandidieren um die Nachfolge von Premierminister Johnson.
Rishi Sunak, ehemaliger Finanzminister, und Liz Truss, Außenministerin von Großbritannien, kandidieren um die Nachfolge von Premierminister Johnson.

© dpa

Sowohl er als auch seine Nachfolgerin reisen danach nach Schottland und werden nacheinander von Queen Elizabeth II. empfangen, die auf ihrem Landsitz Schloss Balmoral ihren Sommerurlaub verbringt.

Dass die Audienzen dort stattfinden werden und nicht im Londoner Buckingham-Palast, ist äußerst ungewöhnlich und hat mit den Mobilitätsproblemen der mittlerweile 96 Jahre alten Monarchin zu tun.

Rücktritt Johnsons nach „Partygate“-Affäre

Johnson scheidet nach zahlreichen Skandalen auf Druck seines Kabinetts aus dem Amt aus. Die „Partygate“-Affäre um verbotene Lockdown-Feiern in Johnsons Amtssitz hatten ihn ins Wanken gebracht. Mehrere weitere Skandale und sein Umgang damit brachten ihn letztlich zu Fall. Als prominente Mitglieder seines Kabinetts zurücktraten und damit einen Massenexodus aus den Reihen der Regierung auslösten, sah der 58-Jährige sich zum Rücktritt gezwungen.

Ein mögliches Comeback gilt jedoch nicht als ausgeschlossen. Johnson selbst machte mit den Worten „Hasta la vista, baby“ im Londoner Unterhaus bereits Andeutungen. Noch immer hat der Politiker, der zunächst einfacher Abgeordneter bleiben wird, eine starke Unterstützerbasis in der Partei.

Berichten zufolge sollen einige davon bereits ein Misstrauensvotum gegen seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger vorbereiten, um Johnson möglichst schnell zurück ins Amt zu holen.

Entscheidend wird dafür sein, ob eine parlamentarische Untersuchung zur „Partygate“-Affäre zu dem Schluss kommt, dass Johnson wissentlich das Parlament in die Irre geführt hat. Dies könnte gegebenenfalls zum Verlust seines Mandates führen. (dpa/AFP)

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