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Rechnet FDP-Chef Christian Lindner hier die Fallbeil-Quote vor?

© Bernd Thissen/dpa

Matthies meint: Quote mit scharfer Kante

Die FDP hat neuerdings was Martialisches im Angebot: Die "Fallbeil-Quote", die das Problem der unzureichenden Beteiligung von Frauen lösen soll. Eine Glosse.

Die Sprache der Politik gilt als schönfärberisch und unkonkret, immer knapp am Dementi entlang, bloß nicht festlegen! Aber stimmt das überhaupt noch, nachdem doch alles immer konkreter wird? Wo die AfD die Regierung „vor uns her treiben“ und Andrea Nahles der CDU „auf die Fresse“ geben will?

Auch die sonst so gelassen formulierende FDP hat neuerdings was Martialisches im Angebot, nämlich die „Fallbeil-Quote“. Das Fallbeil, das seine Karriere als vermeintlich humanes Tötungsgerät der französischen Revolutionäre begonnen hat, ist in der deutschen Politik allerdings nicht ganz neu, denn ein gewisser Edmund Stoiber trug den Ehrentitel „blondes Fallbeil“, als er noch blond und Franz Josef Strauß’ Mann fürs ganz Grobe war. Wer ihm in die Quere geriet, wurde rhetorisch enthauptet, ja, Kinder, das war der Mann, der später mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen Franz Josef Strauß … und so weiter.

Wieder 15 Männer und nur drei Frauen? Und dann: Zack!

Wir waren aber bei der Fallbeil-Quote der FDP, die das Problem der unzureichenden Beteiligung von Frauen an ihrer Arbeit erst überhaupt nicht lösen wollte, nun aber eben doch, mit eben jener Quote. Aber was bedeutet sie? „Die Selbstverpflichtung wird ergänzt durch eine verpflichtende Frauenquote, die im Fall der Zielverfehlung (zeitlich befristet) greift.“ Heißt es. Wir müssen uns das also vermutlich so vorstellen, dass die Partei ein neues Präsidium wählt und dann nachzählt: Wieder 15 Männer und nur drei Frauen? Und dann: Zack!

Die Freidemokraten als bürgerlich-liberale Partei werden auf ausdrückliche Tötungen verzichten. Also müssen die überzähligen Männer irgendwie human beiseite geschafft werden, damit die von ihnen verdrängten Frauen ihrem gesellschaftlichen Gewicht entsprechend einrücken können; noch einfacher wäre allerdings eine quotierte Kandidatenliste nach grünem Grundmodell, die wir uns in der ganz und gar ungrünen FDP nur schwer vorstellen können.

Wenn nun aber nicht genug Frauen kandidieren, weil sie zum Beispiel einfach keine Lust auf Politik haben? Dann muss das Fallbeil weiter vorn aufgestellt werden, beim Parteieintritt. „Nein, Herr X“, wird es dann heißen, „Sie kommen hier erst rein, wenn vorher zehn Frauen eingetreten sind. Kennen Sie eventuell welche?“ Beraten soll über dieses Thema eine „Ad-hoc-Arbeitsgruppe Diversity Management“. Das klingt ganz so, als sei der gesamte Anlauf auch schon wieder gescheitert.

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