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Demonstranten in Myanmar protestieren gegen den Militärputsch und für Aung San Suu Kyi.

© Charly Triballeau/AFP

Wegen bislang größten Protesten am Samstag: Militär in Myanmar sperrt nach Putsch das Internet und Twitter

Mit dem Internet-Blackout will die Regierung nach eigenen Angaben das Land stabilisieren. Am Samstag gingen trotzdem Tausende Menschen auf die Straßen.

Stand:

Nach öffentlichen und größtenteils über soziale Medien organisierten Protesten gegen den Militärputsch in Myanmar ist am Samstag auf Anweisung der Regierung das mobile Internet gesperrt worden. Medienberichten zufolge sollen nach Facebook auch Twitter und Instagram blockiert sein.

Die britische Organisation Netblocks, die weltweit Internetsperren dokumentiert, sprach von einem „landesweiten Internet-Blackout“ in Myanmar. Das Datenvolumen sei am Samstag aufgrund von Restriktionen und Stromsperren auf 16 Prozent des normalen Volumens gefallen.

Alle im Land aktiven Mobilfunkbetreiber seien von dem Ministerium für Transport und Kommunikation angewiesen worden, das mobile Internet temporär auszuschalten, teilte der norwegische Betreiber Telenor mit.

Als Gründe für die Internet-Sperre habe die Regierung auf die „Verbreitung von Falschnachrichten“ und „die Stabilität des Landes“ verwiesen, so Telenor weiter. Das Unternehmen habe die Anweisung umgesetzt um die Sicherheit der Mitarbeiter vor Ort nicht zu gefährden, sei jedoch zutiefst besorgt über die Einschränkungen.

Twitter und Facebook reagierten darauf am Samstag mit scharfer Kritik. Die Sperrung untergrabe die öffentliche Debatte und das Recht der Menschen, sich Gehör zu verschaffen, sagte ein Sprecher von Twitter. „Wir fordern die Behörden dringend auf, die Entsperrung aller sozialen Medien anzuordnen“, erklärte ein Vertreter von Facebook.

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Trotz des Internet-Blackouts kam es am Samstag zu den bislang größten Protesten gegen die Machtübernahme durch das Militär. Unter Rufen wie „Nieder mit der Militärdiktatur!“ forderten in der Wirtschaftsmetropole Rangun vor allem junge Demonstranten die Freilassung der De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.

Derweil wurde erstmals seit dem Putsch am vergangenen Montag auch ein Ausländer von der Armee in Gewahrsam genommen. So auch der langjährige Wirtschaftsberater von Suu Kyi, der australische Professor Sean Turnell. „Ich wurde festgenommen und werde vielleicht wegen etwas angeklagt. Ich weiß nicht, was das sein könnte,“ sagte Turnell dem britischen Sender BBC.

Die Demonstranten in Myanmar protestierten am Samstag erneut gegen den Putsch des Militärs um Min Aung Hlaing.

© Chalinee Thirasupa/Reuters

Bereits am Samstagmorgen versammelten sich rund 3000 Menschen zu einem Protestmarsch nahe der Universität in Rangun. Die Menschen schwenkten Fahnen und hielten als Zeichen des zivilen Protests drei Finger in die Luft. Überall war die Farbe Rot zu sehen – die Farbe der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) von Aung San Suu Kyi.

Ein großes Aufgebot der Bereitschaftspolizei blockierte die nahegelegenen Straßen rund um die Universität, zwei Wagen mit Wasserwerfers waren einsatzbereit.

Militär hatte sich am Montag an die Macht geputscht

„Sie respektieren die Stimmen unseres Volkes nicht und ich denke, sie verraten das Land“, sagte ein Demonstrant in Rangun über die Militärführung, die am Montag mit einem Staatsstreich die Macht an sich gerissen und die Zivilregierung abgesetzt hat. „Unsere Revolution beginnt heute.“ Die Demonstranten wollen auch am Sonntag wieder auf die Straße gehen.

Das Militär in Myanmar hatte sich in der Nacht zum Montag zurück an die Macht geputscht. Die seit 2016 als faktische Regierungschefin amtierende Aung San Suu Kyi wurde knapp drei Monate nach ihrem klaren Wahlsieg zusammen mit zahlreichen anderen Politikern festgesetzt und soll sich im Hausarrest befinden.

Am Freitag gelang es der UNO, erstmals direkt mit der Armeeführung in Myanmar in Kontakt zu treten. Die Sondergesandte Christine Schraner Burgener habe in einem Gespräch mit dem stellvertretenden Armeechef die Position der UNO klar zum Ausdruck gebracht, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. (dpa, AFP)

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