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Britisch-iranischer Streit: Moskau fordert UN-Untersuchung

Zur Lösung der Krise um die Gefangennahme von 15 britischen Soldaten hat Russland eine unabhängige Untersuchung der Sachlage durch die Vereinten Nationen vorgeschlagen. Der UN-Sicherheitsrat hat sich bisher zurückgehalten.

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Moskau/Bremen/London/Teheran - Der stellvertretende russische Außenminister Alexander Jakowenko sagte, da Großbritannien erklärt, die Soldaten seien im Auftrag der UN unterwegs gewesen, sollten die Vereinten Nationen innerhalb kurzer Zeit einen Bericht über den Vorfall erarbeiten. Jaowenko sagte dies laut Angaben der russischen Nachrichtengentur Ria Nowosti nach einem Treffen mit dem britischen Botschafter in Moskau Tony Brenton.

Jakowenko betonte, der Zwischenfall bedürfe einer gründlichen Untersuchung. Brenton sagte nach diesen Angaben, seine Regierung würde den Vereinten Nationen alle wichtigen Informationen zukommen lassen.

London hatte erklärte die Soldaten hätten sich außerhalb der iranischen Hoheitsgewässer aufgehalten. Nach der Darstellung Teherans befanden sich die Soldaten in iranischem Hoheitsgewässer.

EU droht mit "angemessenen Maßnahmen"

Am Freitag warf die Europäische Union Iran in einer Protesterklärung einen Bruch internationalen Rechts vor und forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung der Briten. Zugleich drohte die EU mit "angemessenen Maßnahmen".

Die Europäische Union unterstütze Großbritannien, teilten die EU-Außenminister in Bremen bei ihrem informellen Treffen in einer Erklärung mit. "Wir haben ein klares Signal gegeben, dass wir zusammenstehen können", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als amtierender EU-Ratsvorsitzender.

Teheran forderte die EU umgehend auf, sich nicht einzumischen. "Die europäischen Staats- und Regierungschefs sollten ernsthaft Abstand davon nehmen, den Vorstoß britischer Streitkräfte in iranische Gewässer zu unterstützen", erklärte der Sprecher des Teheraner Außenministeriums, Mohammad-Ali Hosseini, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA.

Solana: Kein "bilaterales Problem"

EU-Chefdiplomat Javier Solana ließ offen, was die EU konkret als "angemessene Maßnahmen" unternehmen könnte. Er werde versuchen, mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zu telefonieren. "Die iranische Führung muss verstehen, dass es sich nicht um ein bilaterales Problem handelt, sondern ein Problem mit der EU."

In einem vom iranischen Staatsfernsehen verbreiteten Video erklärte der Marinesoldat Nathan Thomas Summers: "Wir sind ohne Erlaubnis in iranische Gewässer eingedrungen und wurden von der iranischen Küstenwache festgenommen. Ich möchte mich dafür beim iranischen Volk entschuldigen." Der Brite war in dem Video gemeinsam mit einem weiteren Soldaten und der einzigen Frau unter den Gefangenen zu sehen, der 26-jährigen Faye Turney.

Parallel ließ Teheran durch seine Botschaft in London einen dritten angeblichen Brief Turneys veröffentlichen. Darin soll die Marinesoldatin und Mutter einer dreijährigen Tochter sich direkt an das britische Volk richten und beklagen, dass sie der britischen und der US-amerikanischen "Interventionspolitik" geopfert worden sei.

London wirft Iran "Manipulation" der Gefangenen vor

Britische Sicherheitsexperten erklärten, der Brief sei ihr offenbar ebenso wie die zwei früheren diktiert worden. In dem dritten Brief spricht sich Turney angeblich dafür aus, dass Großbritannien seine Truppen aus dem Irak zurückzieht. "Es ist jetzt an der Zeit, dass unsere Regierung ihr unterdrückerisches Verhalten gegenüber anderen Völkern ändert", heißt es in dem Text.

Die britische Regierung sprach von "Manipulation". Die Veröffentlichung von Bildern und Videos der Gefangenen nannte Premierminister Tony Blair "abscheulich". Damit könne niemand getäuscht werden. Die einzige mögliche Lösung der Krise sei die sofortige Freilassung der 15 Soldaten.

Sie waren am 23. März bei der Kontrolle eines Handelsschiffes im Mündungsgebiet des Grenzflusses Schatt el Arab gefangen genommen worden. London und Teheran streiten sich seither darüber, ob die Aktion auf irakischer oder iranischer Seite der Grenze erfolgte. Der Iran verlangte eine Garantie, dass es zu keinen Grenzverletzungen mehr komme.

Der UN-Sicherheitsrat in New York äußerte nach einer kontroversen Debatte am Donnerstagabend "große Besorgnis". Die Freilassung der Soldaten wurde nur indirekt gefordert. US-Außenministerin Condoleezza Rice sprach sich für Verhandlungen aus. Zugleich rief sie die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf die Regierung in Teheran zu verstärken. (tso/dpa)

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