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Berlins Kultursenator Joe Chialo sieht Kanzler Olaf Scholz nicht als Rassisten (Archivbild)

© Britta Pedersen/dpa

Update

Nach „Hofnarr“-Aussage: Chialo nennt Scholz’ Äußerungen „herabwürdigend und verletzend“

Bundeskanzler Scholz wehrt sich im Wahlkampfendspurt gegen Rassismus-Vorwürfe. Nun meldet sich der Adressat seiner Äußerungen zu Wort – und nimmt Scholz teilweise in Schutz.

Stand:

Berlins Kultursenator Joe Chialo hat Äußerungen von Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Gespräch mit ihm als „herabwürdigend und verletzend“ empfunden. Das sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in einem schriftlichen Statement. Nach einem Telefonat mit dem Kanzler sei die Angelegenheit für ihn nun aber erledigt.

Wie kam es zu der „Hofnarr“-Äußerung?

Auf einer privaten Geburtstagsfeier sei Scholz zu einer Gesprächsrunde mit ihm dazugestoßen, schilderte Chialo, der Wurzeln in Tansania hat. „Im Laufe der Diskussion zum Thema Migration und zu den Abstimmungen im Bundestag fielen hinsichtlich meiner Rolle in der CDU die Begriffe ,Hofnarr’ und ,Feigenblatt’. Diese Worte haben mich tief getroffen.“

Im Übrigen halte ich Olaf Scholz nicht für einen Rassisten.

Joe Chialo, Kultursenator Berlin

Wie „Focus“-Chefredakteur Georg Meck am Donnerstag bei dem Springer-Sender Welt-TV sagte, fiel der Begriff „Hofnarr“ in einer Unterhaltung über Migration und Rassismus. Chialo habe angemerkt, er sitze ja im Bundesvorstand der CDU und sei ganz offensichtlich kein „alter weißer Mann“. „Und darauf fiel eben dieser Satz: „Ja, jede Partei hat einen Hofnarren“ von dem Bundeskanzler“, berichtete Meck.

Chialo sieht Scholz nicht als Rassisten

Chialo sagte, Scholz habe ihn am Mittwoch angerufen. „Er bedauerte in unserem Gespräch, dass seine Aussagen als rassistisch verstanden wurden und erklärte, dass er das nicht beabsichtigt habe. Ich habe seine Sichtweise zur Kenntnis genommen. Im Übrigen halte ich Olaf Scholz nicht für einen Rassisten. Daran, dass seine Worte herabwürdigend und verletzend waren, ändert dies jedoch nichts.“

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Scholz hatte nach der Veröffentlichung eines entsprechenden „Focus“-Berichts am Mittwoch zugegeben, den Begriff „Hofnarr“ für Chialo verwandt zu haben. Von CDU-Seite wurde ihm Rassismus gegen den schwarzen Kultursenator vorgeworfen, was Scholz und die SPD strikt zurückwiesen.

Chialo selbst hatte zunächst nichts zu dem Vorgang gesagt, der sich auf der Feier eines Unternehmers am 2. Februar zugetragen hat. Nach sorgfältiger Abwägung und aufgrund des öffentlichen Interesses habe er sich nun entschlossen, sich doch in dieser Angelegenheit zu äußern, so der Politiker. 

„Wir alle stehen derzeit unter großem Druck“, ergänzte er offensichtlich mit Blick auf den Wahlkampf zur Bundestagswahl am 23. Februar. „Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser aufgeheizten Situation mit Bedacht und Anstand miteinander umgehen. Ich hoffe, dass wir zu einem fairen und sachlichen Austausch zurückfinden. Für mich ist diese Angelegenheit damit abgeschlossen.“

Anwesender „Bild“-Reporter schildert Vorfall

Der „Bild“-Reporter Paul Ronzheimer soll ebenfalls bei dem Gespräch anwesend gewesen sein. In seinem Podcast schildert der stellvertretende Chefredakteur der Boulevardzeitung, wie er mit Chialo zusammengestanden habe, als Scholz hinzugekommen sei und sich bei ihm über die „Bild“-Berichterstattung der vergangenen Tage beschwert habe. „Er fand, dass er nicht richtig dargestellt wurde“, so Ronzheimer.

Es war ein erhitztes Gespräch von seiner Seite aus.

 Paul Ronzheimer über Olaf Scholz

Als es um eine mögliche Zusammenarbeit der CDU mit der AfD gegangen sei, habe sich Chialo schließlich eingemischt. Der Berliner Kultursenator und CDU-Politiker habe erklärt, dass eine Zusammenarbeit nicht passieren werde. Dann habe Chialo auf sich verwiesen, „der ja dafür steht, dass es eine Zusammenarbeit nicht gibt – und dann machte Scholz die Äußerung mit dem ‚Hofnarren‘“, berichtet Ronzheimer.

Der „Bild“-Journalist habe es „persönlich in dem Moment nicht als rassistischen Eklat wahrgenommen“, was jedoch nicht bedeute, dass man es nicht so empfinden könne. (dpa, mira)

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