
© Foto: LOUISA GOULIAMAKI/AFP
„Wir könnten plötzlich eines Nachts kommen“: Scholz nimmt Griechenland gegen türkische Drohungen in Schutz
Die Türkei stellt die Souveränität Griechenlands über zahlreiche griechischer Inseln infrage. Kanzler Scholz rief nun zu mehr Dialog auf und bat Vermittlungen an.
Stand:
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Griechenland gegen türkische Drohungen im Streit um griechische Inseln im östlichen Mittelmeer in Schutz genommen. „Es ist nicht akzeptabel, wenn ein Nato-Partner die Souveränität eines anderen infrage stellt“, sagte Scholz der griechischen Zeitung „Ta Nea“ am Donnerstag in Athen. „Das gilt auch für mehr oder weniger verschlüsselte militärische Drohungen.“
Die Türkei stellt die Souveränität Griechenlands über zahlreiche bewohnte und unbewohnte griechischer Inseln im östlichen Mittelmeer infrage. Zurzeit ist die Lage zwischen den beiden Nato-Partnern in der Ägäis äußerst angespannt.
„Wir könnten plötzlich eines Nachts kommen“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Griechenland in den vergangenen Wochen wiederholt mit dem Satz gedroht: „Wir könnten plötzlich eines Nachts kommen.“

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Scholz rief beide Länder auf, den Konflikt im Dialog zu lösen. „Gute, nachbarschaftliche Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei sind nicht nur für beide Länder, sondern für ganz Europa bedeutsam“, sagte er. „Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass die offenen Fragen zwischen beiden Ländern im Dialog und auf der Grundlage des Völkerrechts gelöst werden.“
Der Kanzler bot auch eine deutsche Vermittlung in dem Streit an. „Unser gemeinsames Ziel, unsere Vision sollte doch sein, das ganze wirtschaftliche Potenzial der östlichen Mittelmeer-Region auszuschöpfen. Zum Wohle aller Länder“, sagte er. „Sofern das von den Beteiligten als nützlich betrachtet wird, kann sich Deutschland hier einbringen.“
Athen stationiert deutsche Marder-Schützenpanzer an Grenze zur Türkei
Am Donnerstag kündigte Griechenland an, man wolle die sechs gerade von Deutschland gelieferten Marder-Schützenpanzer an der Grenze zur Türkei stationieren.
„Unsere Streitkräfte gehen davon aus, dass sie dort am nützlichsten sind“, sagte Mitsotakis. Scholz betonte, es stehe dem Nato-Partner frei, die Schützenpanzer zu stationieren, wo man wolle. „Wir haben die Marder an Griechenland geliefert und da gibt es keine tägliche Meldung, wo die stehen. Wir fragen auch nicht nach.“
Ringtausch zwischen Griechenland, Deutschland und der Ukraine
Deutschland arbeite mit Griechenland auf vielen Feldern zusammen. Den Umgang mit gelieferten Waffe zu hinterfragen, wäre eine „sehr merkwürdige Vorgehensweise“. Deutschland hat vor wenigen Tagen die ersten sechs von insgesamt 40 Mardern im Zuge eines Ringtauschs für die Unterstützung der Ukraine mit Panzern an Griechenland geliefert.
Die Regierung in Athen verpflichtete sich, 40 Schützenpanzern sowjetischer Bauart des Typs BMP-1 ins Kriegsgebiet zu schicken, die es einst aus DDR-Beständen erhalten hatte. Die sechs Panzer sollen am Freitag - einem der beiden griechischen Nationalfeiertage - bei einer Parade in Thessaloniki präsentiert werden.
Es wird erwartet, dass sie anschließend ins Grenzgebiet transportiert werden. An der Grenze zur Türkei hatte Athen in den vergangenen Jahren den Grenzschutz massiv verstärkt. Ziel ist auch, Migranten daran zu hindern, in die EU zu kommen.(dpa)
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