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Rezzo Schlauch – hier 2016 – war früher selbst bei den Grünen aktiv. Auch er kritisiert Boris Palmer scharf.

© picture alliance / dpa

Nach N-Wort-Eklat: Anwalt Rezzo Schlauch wendet sich von Boris Palmer ab

Er vertrat Palmer im Parteiausschlussverfahren der Grünen und war Unterstützer im Wahlkampf. Nach den viel kritisierten Aussagen des Tübinger OB zieht Schlauch Konsequenzen.

Nach den jüngsten Vorfällen um Boris Palmer ist für einen ehemaligen Unterstützer des Tübinger Oberbürgermeisters die Grenze überschritten. Palmers Anwalt Rezzo Schlauch hat sich am Sonntag mit deutlichen Worten von ihm abgewandt.

„Unmittelbar nach Kenntnis über den von Boris Palmer in Frankfurt zu verantwortenden Eklat habe ich ihm meine persönliche und meine politische Loyalität und Unterstützung sowie meine juristische Vertretung aufgekündigt“, teilte Schlauch am Sonntag mit.

Palmer hatte am Freitag mit einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main Aufsehen erregt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu Art und Weise seiner Verwendung des „N-Wortes“ Stellung bezogen.

Der neuerliche Tiefpunkt von Boris Palmer kann trotzdem nicht so stehen bleiben.

Emily Büning,  Bundesgeschäftsführerin der Grünen

Als er mit „Nazis raus“-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: „Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem Ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für Euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach.“ Mehrere Medien berichteten über den Vorfall. Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

Schlauch, der früher selber für die Grünen politisch aktiv war, teilte mit: „Keine noch so harte Provokation, keine noch so niederträchtigen Beschimpfungen und Beleidigungen von linksradikalen Provokateuren rechtfertigten, eine historische Parallele zum Judenstern als Symbol der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland herzustellen. Da gibt es nichts mehr zu erklären, zu verteidigen oder zu entschuldigen.“

Die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, nahm Bezug auf Palmers ruhende Mitgliedschaft bei den Grünen und schrieb bei Twitter, dieser Schritt sei „nicht ohne Grund“ erfolgt. „Der neuerliche Tiefpunkt von Boris Palmer kann trotzdem nicht so stehen bleiben.“ Rassistische Äußerungen und die Relativierung des Leidens von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus seien aufs Schärfste zu verurteilen.

Palmer stand bereits mehrfach wegen umstrittener Äußerungen in der Kritik. Ein Parteiordnungsverfahren der Grünen endete mit dem Kompromiss, dass er bis Ende dieses Jahres seine Parteimitgliedschaft ruhen lassen muss.

Palmer hatte Schlauch bislang stets auf seiner Seite. Im Parteiordnungsverfahren hatte Schlauch Palmer rechtlich vertreten und auch beim Wahlkampf in Tübingen unterstützt.

Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in der schwäbischen Universitätsstadt. Mit pointierten Äußerungen etwa zur Flüchtlingspolitik sorgte er immer wieder für Kontroversen und sah sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt.

Bundesweites Aufsehen und Anerkennung brachte aber auch sein Management während der Corona-Pandemie. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte kurz nach der Wiederwahl Palmers auf eine schnellere Wiederaufnahme Palmers bei den Grünen gedrungen. (dpa)

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