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Alois Rainer, Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, verlässt nach der Sitzung des CSU-Vorstands die Landesleitung der Partei.

© dpa/Peter Kneffel

„Nationale Reserve mit fertigen Produkten“: Agrarminister Rainer will Ravioli für den Krisenfall bunkern

Im Kriegsfall oder bei Naturkatastrophen könnten Nahrungsmittel in Deutschland knapp werden. Der CSU-Politiker will deshalb die Vorsorge massiv ausbauen – und die gelagerten Produkte umstellen.

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Nicht zuletzt durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist im Westen die Sorge vor einem militärischen Konflikt erneut deutlich gestiegen. Streitkräfte wie die Bundeswehr sind in den Nato-Staaten wieder in den Fokus gerückt und werden in puncto Ausrüstung und Personal gestärkt.

Neben einem möglichen Kriegsszenario gibt es auch andere Krisensituationen, die zu einer Verknappung von Lebensmitteln und damit zu Versorgungsengpässen führen können wie beispielsweise Naturkatastrophen oder AKW-Unfälle.

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Alois Rainer, will nun die Ernährungsvorsorge für Kriegs- und Krisenfälle massiv ausbauen. „Wir sind momentan in einer sicherheitspolitischen Lage, die uns alle zum Nachdenken bringt“, sagte der CSU-Politiker im „Berlin Playbook Podcast“ von „Politico“, wie das Magazin mitteilte.

Da spricht man vielleicht dann über Dosenravioli oder Dosenlinsen oder andere Dinge. Ohne Essen und Trinken könnten wir nicht leben.

Alois Rainer, Agrarminister (CSU)

„Für mich ist es wichtig, dass neben der Versorge bei Rüstungsgegenständen auch die Ernährungssicherung eine große Rolle spielt“, sagte der CSU-Politiker demnach.

Tatsächlich gibt es staatliche Lagerbestände von Produkten wie Getreide, Linsen oder Dosenmilch, bereits seit den 1960er Jahren. Beispielsweise ist die Bundesreserve Getreide seit 1978 nachweisbar in Deutschland eingerichtet und wurde auf Empfehlung der Nato gegründet. Die Lagerbestände werden überwiegend von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) koordiniert und als Notfallreserve an etwa 150 geheimen Standorten im ganzen Bundesgebiet gelagert.

Das Problem dabei aus Rainers Sicht: „Das, was wir jetzt gelagert haben, muss ja erst zubereitet werden“, so Rainer. „Ich will das ausbauen zu einer nationalen Reserve mit schon fertigen Produkten, die man (...) gleich verzehren kann, wenn sie warm gemacht werden. Da spricht man vielleicht dann über Dosenravioli oder Dosenlinsen oder andere Dinge“, sagte der Landwirtschaftsminister. „Ohne Essen und Trinken könnten wir nicht leben.“

90
Millionen Euro kalkuliert Alois Rainer als Kosten.

Für die Erweiterung der Notfallvorsorge rechnet Rainer mit Kosten von „circa 80 bis 90 Millionen“ Euro.  Die Umstellung auf verzehrfertige Produkte wird dabei voraussichtlich einige Zeit dauern. „Mein Ansatz wäre, dass man die private Wirtschaft, die großen Lebensmittelketten, da mit einbezieht. Sie haben die Lieferketten dazu, die haben Lagerkapazitäten“, sagte Rainer dem Bericht zufolge.

Das Ministerium informiert auf seiner Homepage Bürgerinnen und Bürger, was der Staat unternimmt, damit im Notfall die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gewährleistet ist und wie die Menschen selbst durch eigene private Vorsorge zu ihrer Versorgung in Notfällen beitragen können.

Auch das Deutsche Rote Kreuz fordert bessere Vorsorge

Anfang des Monats hatte auch die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, gefordert, Deutschland müsse besser auf Krisen- und Katastrophenfälle vorbereiten. „Für den Bevölkerungsschutz wird viel zu wenig getan“, sagte Hasselfeldt den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.

„Leider ist es kein Hirngespinst, dass wir uns auf bewaffnete Konflikte vorbereiten müssen und auch Unwetterkatastrophen größeren Ausmaßes erleben werden“, so die DRK-Präsidentin weiter.

Es werde in den Debatten über äußere Sicherheit zu wenig darüber nachgedacht, wie die Bevölkerung im Inland geschützt werden könne, kritisierte die frühere Bundesministerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages laut Bericht.

Hasselfeldt nannte demnach drei Punkte, die es für einen wirksamen Bevölkerungsschutz brauche: „Eine ausreichende Ausstattung, die auch Vorräte für den Krisenfall umfasst, Menschen, die im Ernstfall versorgen können, und eine größere Widerstandsfähigkeit der Gesamtbevölkerung.“ In jedem dieser Punkte sehe sie aber derzeit „enorme Defizite“, so die DRK-Präsidentin.

Die aktuellen Haushaltsansätze würden auch keine Verbesserungen bringen: „Für mobile Betreuungsmodule beispielsweise ist kein Cent fest zugesagt.“ Sie forderte demnach 2,5 Milliarden Euro pro Jahr für den Bevölkerungsschutz.

„Tatsächlich stehen wir bei rund der Hälfte, und die anerkannten Hilfsorganisationen werden nicht ausdrücklich in den Blick genommen“, sagte die frühere CSU-Politikerin. 

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