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Ein gutes Jahre verbrachte „Bibi“ auf der Oppositionsbank.

© Foto: AFP/Ronaldo Schemidt

Netanjahus Wahlsieg: Die Rückkehr des Hardliners

Er hat es geschafft: Benjamin Netanjahu wird wohl wieder Israels Regierungschef und sich auf eine extrem rechts-religiöse Koalition stützen. Keine gute Nachricht.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Bibi ist zurück. Mit diesen drei Worten feierten Benjamin Netanjahus Anhänger ihren „König“, noch bevor es die ersten Hochrechnungen über den Wahlausgang in Israel gab. Prognosen der TV-Sender reichten aus, um seine Fans in den Zustand der Glückseligkeit zu versetzen. Sie waren sich sicher, dass ihr 73-jähriger Held an die Macht zurückkehren würde. Danach sieht es jetzt auch aus.

Netanjahus konservativer Likud geht als stärkste Kraft aus der fünften Wahl in dreieinhalb Jahren hervor. Vermutlich wird der von ihm geschmiedete rechts-religiöse Parteienblock eine Mehrheit im Parlament erringen. Die als persönliche Zumutung empfundene Opposition endet für Netanjahu, er wird wohl wieder eine Regierung anführen.

Eine, die sich aus fanatischen Zionisten, radikalen Siedlern und Ultraorthodoxen zusammensetzt. Weiter rechts kann eine Koalition kaum stehen. Das zeigt, wo sich ein Großteil der israelischen Gesellschaft verortet. Das ist zum großen Teil Netanjahus Werk.

Wie Donald Trump kennt er nur Freund oder Feind

In Manier eines Donald Trump setzt er auf Kampf, kennt nur Freund oder Feind, wittert überall Verschwörungen und duldet nur eine Meinung: die eigene. Dazu passt, dass Netanjahu aus Überzeugung einen autokratischen Stil pflegt, statt demokratische Werte hochzuhalten.

Dass er sich wegen Bestechlichkeit, Betrug und Untreue vor Gericht verantworten muss, empfindet er als Majestätsbeleidigung – und ein Großteil der Wahlberechtigten offenbar auch.

Für Israel ist der Ausgang der Abstimmung eine schlechte Nachricht. Die Kluft zwischen Bibi-Freunden und Bibi-Gegnern vergrößert sich, wenn das überhaupt noch möglich ist. Und die Palästinenser?

Wissen, dass mit einer derart nationalistischen Regierung kein Staat zu machen sein wird. Der Nahostkonflikt interessiert in Israel ohnehin niemanden mehr. Die Wahl hat das sogar dem letzten Friedensbefürworter schmerzlich vor Augen geführt.

Auch Europa und Deutschland wird „Bibis“ Rückkehr schmerzen. Mit ihm und seinem ausgeprägten Ego, seinen polternden Auftritten taten sie sich in Brüssel und Berlin immer schwer. Nicht zuletzt, weil Netanjahu lieber auf Stärke als auf Diplomatie setzt. Gerade beim Atomkonflikt mit dem Iran wird das deutlich. Der Westen glaubt an Verhandlungen, Netanjahu an Abschreckung.

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