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Kristian Loroch, stellvertretender Vorsitzender der EVG, 2023 während der Tarifverhandlungen mit der Deutsche Bahn AG

© dpa/Sebastian Gollnow

Exklusiv

Neuer Bahnchef gesucht: Gewerkschafter Kristian Loroch ist gegen eine interne Besetzung

Ein Eisenbahner soll die Deutsche Bahn führen, aber kein Manager des Konzerns. Das fordert der Vize-Chef der Bahngewerkschaft EVG. Dem aktuellen Vorstand misstraut er.

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Der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Kristian Loroch, hat sich gegen eine interne Besetzung des Chefpostens bei der Deutschen Bahn (DB) ausgesprochen. Für die Krise des Konzerns sei nicht nur der scheidende Bahnchef Richard Lutz, sondern der gesamte Vorstand verantwortlich, sagte Loroch dem Tagesspiegel. „Der Vorstand muss deshalb im Wesentlichen neu besetzt werden.“

Als Bahnchef komme kein aktueller Spitzenmanager der DB infrage. „Wer unter Richard Lutz nicht den Mund aufbekommen hat, um gegen strategische Fehlentscheidungen zu protestieren, wird auch als Bahnchef nicht den Mund aufbekommen“, sagte Loroch.

Der EVG-Vorstand sprach sich zugleich dagegen aus, den Chefposten bei der Bahn mit einem Politiker oder einem Spitzenmanager zu besetzen, der bisher in einer anderen Branche tätig war. „Für Experimente ist die Lage bei der Bahn viel zu ernst“, betonte Loroch.

Loroch fordert Branchenexperten

Der nächste Bahnchef müsse sich im Eisenbahngeschäft auskennen und Erfahrung bei der Sanierung von Staatskonzernen gesammelt haben, so Loroch. „Hierfür lohnt sich der Blick ins Ausland.“

Als möglicher Kandidat für den Vorstandsvorsitz bei der DB gilt unter anderem der frühere österreichische Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Vor seinem Einstieg in die Politik war Kern von 2010 bis 2016 Chef der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Derzeit arbeitet Kern als Geschäftsführer der ELL Austria GmbH, die Lokomotiven verleiht.

Der ebenfalls gehandelte frühere Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) hat hingegen mitgeteilt, dass er als Nachfolger von Lutz nicht zur Verfügung steht. „Das sollte jemand machen, der Ahnung vom Fach hat und in Bahn und Logistik erfahren ist“, sagte Kukies dem „Spiegel“.

Bei der Neubesetzung des Chefpostens bei der Deutschen Bahn hat die EVG ein gehöriges Wort mitzureden. Die Gewerkschaft stellt den Großteil der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Konzerns.

Kristian Loroch sitzt nicht im Aufsichtsrat des Konzerns, sondern im Kontrollgremium der Infrastrukturtochter DB InfraGO. EVG-Chef Martin Burkert hatte sich überrascht darüber gezeigt, dass Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) Lutz entlässt, ohne zeitgleich einen neuen Bahnchef zu präsentieren.

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