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Neu ausgebrochene Feuer brennen im Flüchtlingslager Moria

© Socrates Baltagiannis/dpa

Update

Neues Chaos in Moria: Zweites Feuer in Flüchtlingslager ausgebrochen

Schon wieder verbrennen Zelte, Geflüchtete rennen aus dem Lager. Neue Unterkünfte gibt es keine, Marineschiffe sollen tausende Obdachlose aufnehmen.

Es sind Bilder des absoluten Chaos, von Flammen, Schweiß und Tränen. Sie erinnern an die Lage auf der sonst so beliebten Urlauberinsel Lesbos in der Ostägäais im Flüchtlingskrisenjahr 2015: Menschen laufen entlang der Straßen, Kinder weinen am Straßenrand auf hartem Asphalt. So schilderten es Helfer, die vor Ort sind, in der Nacht zu Donnerstag dem Tagesspiegel.

Mehr als 12.000 Migranten und Geflüchtete auf Moria sind demnach nun obdachlos, das letzte Hab und Gut Opfer der Flammen: Die zweite Nacht in Folge hat es in Moria gebrannt, dem bis dato größten Flüchtlingscamp.

Die Flammen loderten laut dem Bericht eines AFP-Fotografen in einem Teil des Lagers, das von der vorangegangen Brandkatastrophe nur wenig betroffen war. Erneut kam es zu Chaos: Flüchtlinge rannten aus dem Lager, während ihre Zelte verbrannten.

Wer für den Ausbruch des ersten und des zweiten Feuers verantwortlich ist, ist unklar. Unter den Helfern kursieren Gerüchte, faschistische Gruppen wollten das Lager gänzlich zerstören. In der Vergangenheit hatte es aber auch schon öfter im Lager gebrannt, weil Gaskocher versehentlich Stofffetzen in Brand setzten oder defekt waren. Dabei war es auch zu Todesfällen gekommen.

„Jetzt stehen die letzten Reste, das, was noch von Moria übrig war, auch noch in Flammen“, sagt der Schweizer Nicolas Perrenoud, Mitbegründer und Pressesprecher der Hilfsorganisation „One Happy Family Community Center“ nahe Moria, in der Nacht zu Donnerstag dem Tagesspiegel. Die Lage sei völlig verzweifelt, keiner wisse, wie es weitergehen solle.

Die seit Jahren bestehende Ausnahmesituation macht auch den Einheimischen zu schaffen. Unter ihnen macht sich die Sorge breit, auch auf den benachbarten Ost-Ägäisinseln könnte es zu ähnlichen Zuständen kommen.

In der Nacht zum Mittwoch waren in Griechenlands größtem Flüchtlingslager mehrere Feuer nahezu zeitgleich ausgebrochen. Am Mittwochabend waren nach neuen Angaben der Behörden noch immer mindestens 3500 Flüchtlinge obdachlos.

Für die Obdachlosen werde fieberhaft nach Unterkünften gesucht, erklärte Migrationsminister Notis Mitarachi. Für die Bedürftigsten unter ihnen solle noch im Laufe des Abends eine Fähre ankommen, auf der sie vorübergehend unterkommen könnten. Am Donnerstag würden dann zwei Schiffe der griechischen Marine erwartet, die Flüchtlinge beherbergen sollen. Zudem sollten neue Zelte aufgebaut werden.

Zur Ursache der Brandkatastrophe hatte Mitarachi zuvor gesagt: „Die Feuer brachen aus, als die Asylbewerber gegen die verhängte Quarantäne protestierten.“ Der Minister ließ allerdings offen, ob es sich um bewusste Brandstiftung handelte. Wenige Stunden vor dem Ausbruch der Brände hatte das Migrationsministerium in Athen mitgeteilt, dass 35 Bewohner des Lagers positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. (Mit AFP)

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