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Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt den 17. Kinder- und Jugendbericht im Haus der Bundespressekonferenz vor.

© dpa/Annette Riedl

„Noch nie so viele gehabt, die sich einsam fühlen“: Junge Menschen sehen sich oft nicht gehört und wollen mehr Beteiligung

Die Erkenntnis ist nicht neu, aber der Auftrag ist klar: Kinder und Jugendliche wollen mehr mitbestimmen – das geht aus einem aktuellen Bericht hervor. Jugendministerin Paus verspricht zu handeln.

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Viele junge Menschen fühlen sich in Politik und Gesellschaft nicht ausreichend beteiligt. Das ist einer der Kernbefunde des aktuellen Kinder- und Jugendberichts, zu dem das Bundeskabinett am Mittwoch Stellung bezogen hat. Kinder und Jugendliche drohten in einer alternden Gesellschaft „ins Hintertreffen zu geraten“ und hätten in zentralen Bereichen das Gefühl, nicht vorzukommen, sagte Familienministerin Lisa Paus (Grüne), die den Bericht in Berlin vorstellte.

Ihr Haus arbeite deshalb an einem Nationalen Aktionsplan, der eine „verbindliche und wirksame Beteiligung“ junger Menschen befördern solle. „Junge Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Rechte und Stimmen bei politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen Gewicht haben“, erklärte Paus. Alles andere sei ein Problem für die Demokratie.

Der Bericht im Auftrag der Bundesregierung zeige, dass sich junge Menschen neben Beteiligung auch Sicherheit und Orientierung wünschten. Die Zuversicht in eine gute Zukunft sei zum Teil abhandengekommen, erklärte die Ministerin. In Deutschland lebten derzeit rund 22 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die deutlich mehr Aufmerksamkeit verdienten, bekräftigte Paus.

An der Entstehung des Berichts waren rund 5.400 junge Menschen zwischen 5 und 27 Jahren beteiligt. Ihre Stimmen und Erfahrungen flossen unter anderem über Workshops und andere Beteiligungsformate ein. Ansonsten haben die Autoren keine eigenen Daten erhoben, wie die mitverantwortliche Kommissionsvorsitzende Karin Böllert von der Universität Münster bei der Vorstellung betonte. Es seien bereits vorhandene Erkenntnisse analysiert und aufgearbeitet worden. Auch vergangene Kinder- und Jugendberichte seien in die Analyse vergleichend herangezogen worden.

Kinder und Jugendliche litten stark unter Pandemie

Ein Aspekt, den Böllert hervorhob, sind die Erfahrungen, die junge Menschen während der Corona-Pandemie gemacht hätten. Besonders in dieser Phase hätten sich viele nicht ausreichend berücksichtigt gefühlt und nun nach dem Ende der Pandemie mit psychischen Folgen zu kämpfen, erklärte die Expertin für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Ein großes Problem sei dabei Einsamkeit. „Wir haben noch nie so viele junge Menschen gehabt, die sich einsam fühlen.“ Dieser Missstand müsse adressiert werden. Die Kinder- und Jugendhilfe könne hier einen Beitrag leisten, aber auch nicht alle Probleme lösen, betonte Böllert.

Auch aus der SPD kamen am Mittwoch Appelle, anders als bislang mit jungen Menschen umzugehen. Die SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast sagte der dpa: „Mir ist enorm wichtig, dass wir junge Menschen – auch in Krisensituationen – noch mehr beteiligen, ihnen zuhören und sie in strategische Überlegungen mit einbeziehen.“ Das stärke die politische Krisenfestigkeit und das Vertrauen in den Staat, betonte Mast. (dpa)

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