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Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, r.) und sein neuer Beauftragter, Martin Blessing, am Montag im Kanzleramt.

© REUTERS/ANNEGRET HILSE

„One-Dollar-Man“ im Kanzleramt: Merz beruft früheren Commerzbank-Chef zum Investitionsbeauftragten

Bundeskanzler Friedrich Merz hat den Manager Martin Blessing zu seinem Persönlichen Beauftragten ernannt. Er soll zentraler Ansprechpartner für Investoren im Ausland werden.

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Viel wurde spekuliert in den vergangenen Tagen, wen der Bundeskanzler wohl zu sich ins Kanzleramt holen würde. Am Montagvormittag musste dann alles ganz schnell gehen. Eilig wurde eine Pressekonferenz für den frühen Nachmittag angesetzt. Friedrich Merz werde seinen Persönlichen Beauftragten für Investitionen, zunächst auch „Chief Investment Officer“ genannt, vorstellen, hieß es.

Bis zum frühen Nachmittag drang kein Name nach außen. Erst als der Kanzler mit seinem neuen Mitarbeiter an die Mikrofone im Kanzleramt schritt, zeigte sich, dass die Wahl auf den früheren Commerzbank-Chef Martin Blessing gefallen war.

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Seine Aufgaben beschrieb der Kanzler wie folgt: Brücken bauen, Türen öffnen und Vertrauen in den deutschen Standort schaffen. Konkret heißt das: Mehr Kapital und mehr Projekte nach Deutschland zu holen. Gerade daran fehlt es aktuell. Im vergangenen Jahr investierten ausländische Firmen so wenig wie zuletzt 2011.

„Deutschland hat erheblichen Nachholbedarf bei Investitionen“, sagte Merz. Zwar hat der Bundestag gerade erst dem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Infrastruktur zugestimmt. Doch öffentliche Investitionen stehen nur für einen Bruchteil der Gesamtinvestitionen. Die allein könnten nicht nachholen, was in den vergangenen Jahren „versäumt wurde“, sagte Merz. Nötig seien daher mehr private Investitionen aus dem Inland wie aus dem Ausland.

Blessing ist Ex-Berater und Banker

Martin Blessing soll helfen, diese zu mobilisieren. Der 62-Jährige gilt als einer der erfahrensten deutschen Manager. Nach seinem BWL-Studium in Frankfurt, St. Gallen und Chicago begann er seine Karriere bei der Unternehmensberatung McKinsey.

Später wechselte er zur Dresdner Bank, die schließlich mit der Commerzbank fusionierte. Von 2008 bis 2016 war er Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. Direkt danach wechselte er in den Vorstand der UBS. Seit 2022 ist Blessing Verwaltungsratspräsident der größten dänischen Bank, Danske Bank.

„Deutschland braucht Wachstum, und Wachstum braucht Investitionen“, sagte Blessing bei seiner Vorstellung im Bundeskanzleramt. Für ihn gehe es insbesondere um die Frage, wie man ausländischen Investoren helfen könne, am Standort Deutschland zu investieren.

Dafür wolle er mit Investoren reden, zu ihnen reisen und eine „große Investorenkonferenz“ in Deutschland veranstalten. Wann die stattfinden soll, sagte er nicht. In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit wolle er diese organisieren und eine „Equity Story für Deutschland“ vorlegen. Im Unternehmenskontext gilt das als eine Art Vermarktungsstrategie, die man vorlegt, wenn man an die Börse geht.

Er wird als One-Dollar-Man im Kanzleramt arbeiten.

Friedrich Merz, Kanzler, über den neuen Investitionsbeauftragten

Merz lobte Blessing als einen Mann mit viel Erfahrung und internationalem Netzwerk. Er genieße hohen Respekt im Ausland. Seine Stelle soll der neue Kanzler-Beauftragte am ersten Oktober antreten. Ein Gehalt bekommt er nicht, lediglich seine Auslagen will man ihm erstatten.

„Er wird als One-Dollar-Man im Kanzleramt arbeiten“, sagte Merz, soll heißen, er erhält einen symbolischen Betrag von einem Euro. Organisatorisch angesiedelt werden soll er in Abteilung 4, dem Bereich Wirtschafts- und Finanzpolitik, die vom ehemaligen Bahn-Finanzvorstand Levin Holle geleitet wird.

Zudem soll er den Aufsichtsrats-Vorsitz der Gemany Trade and Invest (GTAI) übernehmen. Die bundeseigene Behörde ist im Kern genau dafür zuständig, was auch Blessing leisten soll: im Ausland für Investitionen in Deutschland zu werben. „Es geht darum, Kräfte zu bündeln“, sagte Merz.

Ziel sei eine Investitionspolitik aus einem Guss. Das habe er auch so mit Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) besprochen. Die GTAI ist eigentlich ihr unterstellt. In der Pressemitteilung des Kanzleramts dankte sie Blessing dafür, dass er diese Aufgabe übernehme.

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