
© dpa/Alessandra Tarantino
Papst offenbar schwerer erkrankt als gedacht: Ärzte verordnen dem Pontifex absolute Ruhe
Der 88-jährige Franziskus leidet laut dem vatikanischen Presseamt an einer „polymikrobiellen Atemwegserkrankung“. Aber der Pontifex sei bei „guter Laune“.
Stand:
Der Chef des vatikanischen Presseamts, Matteo Bruni, mochte nicht von einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes reden.
Aber es ist offensichtlich, dass die Situation besorgniserregend ist: Nach einer neuen Diagnose der behandelnden Ärzte in der katholischen Universitätsklinik Gemelli in Rom leidet der Papst an einer „polymikrobiellen Infektion der Atemwege“, wie es in einer Mitteilung des Vatikan hieß, die Montagnachmittag verbreitet wurde.
Und: „Alle bisher durchgeführten Untersuchungen deuten auf ein komplexes Krankheitsbild hin, das einen entsprechenden Krankenhausaufenthalt erfordert.“ Die Behandlung müsse umgestellt werden. Kurz darauf wurden Franziskus’ Termine für den Rest der Woche abgesagt.
Eine polymikrobielle Infektion der Atemwege bedeute, dass sich verschiedene Krankheitserreger in Nase, Rachen oder Lunge etabliert hätten, erklärte der emeritierte Römer Professor für Infektionskrankheiten, Massimo Andreoni, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Alle bisher durchgeführten Untersuchungen deuten auf ein komplexes Krankheitsbild hin, das einen entsprechenden Krankenhausaufenthalt erfordert.
Aus dem Bulletin der päpstlichen Ärzte.
Es sei möglich, dass die bisherige Cortison-Therapie die Immunabwehr des Papstes geschwächt habe und dass sich neben neuen Bakterien auch Viren oder Pilze in den Atemwegen festgesetzt haben könnten.
Für einen 88-Jährigen bedrohlich
Diese müssten nun mit neuen Therapien bekämpft werden. Nachdem zunächst nur von einer Bronchitis die Rede gewesen war, hatte der Vatikan bereits am Wochenende mitgeteilt, dass die Ärzte bei Franziskus eine Infektion der Atemwege festgestellt hätten. Die „polymikrobiellen Infektion“, von der gestern die Rede war, stellt bei einem 88-jährigen Patienten zweifellos eine bedrohliche Krankheit dar.
Papst Franziskus war am Freitag kurz vor Mittag in die Gemelli-Klinik eingeliefert worden, nachdem er zuvor noch mehrere Amtsverpflichtungen wahrgenommen hatte. Am Wochenende hatten die Ärzte seinen Gesundheitszustand noch als „discreto“ bezeichnet, was man mit „befriedigend, aber nicht wirklich gut“ übersetzen könnte.
Discreto.
Ärzte über den Gesundheitszustand des Papstes – übersetzt: befriedigend aber nicht wirklich gut.
Laut Vatikansprecher Bruni haben die Mediziner dem Papst, um seine Genesung zu erleichtern, „absolute Ruhe“ verordnet. In der Tat hat der Papst in der Folge auf das sonntägliche Angelus-Gebet verzichtet.
„Ich wäre gerne unter euch gewesen, aber ich bin, wie ihr wisst, in der Gemelli-Klinik, weil ich noch Behandlungen für meine Bronchitis benötige“, erklärte Franziskus in einem schriftlich verbreiteten Text des Angelus-Gebets.
In der Gemelli-Klinik liegt das Kirchenoberhaupt in einem eigenen Trakt im zehnten Stock, der für den Papst reserviert ist.
Mit seinen 88 Jahren ist Franziskus inzwischen der zweitälteste Papst der Kirchengeschichte – nach Leo XIII., der 1903 mit 93 Jahren starb. Der aktuelle Klinikaufenthalt von Franziskus ist bereits der vierte in vier Jahren: 2021 musste er sich wegen einer Divertikulitis einer mehrstündigen Darmoperation unterziehen; 2023 folgte noch einmal eine Operation am Bauch.
In den vergangenen Wochen zwei Mal gestürzt
Dazwischen musste er wegen einer akuten Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden. Daneben leidet der Papst an diversen Altersgebrechen. So kann er sich wegen Schmerzen im rechten Knie fast nur noch im Rollstuhl bewegen. Und wenn er sich am Stock bewegt, ist er zunehmend unsicher auf den Beinen: In den letzten Wochen ist er zweimal gestürzt.
Vatikansprecher Bruni beeilte sich am Montag zu betonen, dass der Papst „bei guter Laune“ sei, gefrühstückt habe und auch Zeitung lese.
Diese Beteuerungen sind freilich mit Vorsicht zu genießen: Bezüglich des wahren Gesundheitszustands der Päpste neigt der Vatikan sei jeher dazu, zu beschwichtigen – so gibt es in Rom unter Vatikan-Journalisten das geflügelte Wort, dass es dem Papst gut gehe, bis er tot sei.
Gläubige sorgen sich sehr um ihn
Im Moment deutet im Fall von Franziskus jedenfalls nichts auf eine baldige Genesung hin; entsprechend machte der Vatikan auch keine Angaben darüber, wie lange der Krankenhausaufenthalt des Papstes noch dauern wird.
Die Sorge unter den Gläubigen ist jedenfalls groß: Am Sonntag haben im Petersdom und in anderen Kirchen Tausende für den Papst gebetet.
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