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Papst Franziskus (M.) und Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan (l), Kronprinz der Vereinigten Arabischen Emirate

© dpa/AP/Andrew Medichini

Papst spricht Leid im Jemen an: Nicht lautstark, aber immerhin

Franziskus nimmt die Arabischen Emirate in die Pflicht, das Leid im Jemen zu beenden. Doch das wird die Herrscher nicht von ihrem Kurs abbringen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Dem Himmel sei Dank! Der Papst hat bei seinem historischen Besuch in den Vereinigten Arabischen Emirate das verheerende Leid im Jemen angesprochen – und damit seinen Gastgeber immerhin moralisch in die Pflicht genommen. Franziskus tat das nicht gerade lautstark, aber mit wohl gesetzten Worten.

Er prangerte ganz grundsätzlich die „katastrophalen Folgen“ von Kriegen an, um dann von den Herrschern in Abu Dhabi „einen aktiven Beitrag zur Entmilitarisierung des menschlichen Herzens“ einzufordern. Weil Krieg nichts als Elend schaffe und Waffen nichts als Tod.

Das bringt das Drama im Jemen treffend auf den Punkt. Denn in wenigen Ländern sind Not und Verzweiflung derzeit so groß wie im Armenhaus der arabischen Welt. Bombardements, Vertreibungen, Hungersnöte, Seuchen – Millionen Jemeniten haben bereits alles verloren, was eine menschliche Existenz ausmacht. Und nach wie vor ist kein Frieden in Sicht. Da steht es einem Oberhaupt der katholischen Kirche gut an, für die Geschundenen ein Leben ohne Gewalt zu verlangen.

Ohne Hoffnung. Not, Tod und Zerstörung gehören im Jemen zum Alltag. Besonders schlimmen trifft es Kinder.
Ohne Hoffnung. Not, Tod und Zerstörung gehören im Jemen zum Alltag. Besonders schlimmen trifft es Kinder.

© Mohammed Mohammed/XinHua/dpa

Ob das allerdings bei der Führung der Vereinigten Emiraten verfängt, ist eine ganz andere Frage. Der reiche Golfstaat ist ein wesentlicher Bestandteil der saudischen Militärkoalition, die mit aller Macht und allen Mitteln die aufständischen Huthis im Jemen bekämpft.

Auf die Zivilbevölkerung wird dabei keine Rücksicht genommen. Im Gegenteil. Zur Kriegstaktik gehört es, sogar Schulen und Kliniken gezielt unter Beschuss zu nehmen – um den Gegner und seine Anhänger mürbe zu machen. Es stimmt zwar, dass die radikalen Huthi-Milizen das Wort Rücksicht ebenfalls nicht kennen.

Doch die Luftschläge der Allianz unter Riads Führung fordern mit Abstand die meisten Opfer. Dabei haben sie sich bisher als wirkungslos erwiesen. Die Aufständischen denken gar nicht ans Aufgeben.

Gleiches gilt verhängnisvoller Weise für die Emiratis und Saudis. Trotz des Debakels ist niemand bereit, einen Rückzieher zu machen. Das hat viel mit Gesichtsverlust zu tun, aber noch mehr mit dem Iran. Denn dass sich die sunnitischen Golfmonarchien derartig in den Jemenkonflikt verbissen haben, liegt in erster Linie an der Furcht vor Teherans Großmachtstreben.

Für die arabischen Herrscher steht fest, dass sich die Mullahs mit den Huthis verbündet haben, um sich im Jemen festzusetzen – eine Horrorvorstellung für die von einer Iranoia geplagten arabischen Monarchen. Deshalb versuchen sie alles, um den schiitischen Einfluss zurückzudrängen – koste es, was es wolle.

Die Leidtragenden dieses regionalen Machtkampfs sind Millionen Jemeniten. Ihnen widerfährt großes Unrecht. Der Papst tut gut daran, es beim Namen zu nennen. Bei jeder Gelegenheit.

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