
© Imago/Jochen Eckel
Politbarometer zum Streit über die Rente: Große Mehrheit der Wähler sieht junge Generation zu stark belastet
Der Streit um die Rente ist ein Topthema. Eine Umfrage zeigt: Viele haben Verständnis für den Widerstand der Jüngeren gegen die Pläne der Merz-Regierung. Zudem wird deren Wirtschaftspolitik kritisiert.
Stand:
Seit Wochen gibt es Widerstand aus der Jungen Union (JU) und von der Jungen Gruppe von Bundestagsabgeordneten gegen das geplante Rentenpaket der schwarz-roten Bundesregierung.
Während von Ökonomen und auch aus seiner Partei Verständnis für die Argumente der Jüngeren kommt, hat Kanzler Friedrich Merz (CDU) deren Kritik widersprochen. Sie sehen die nachkommenden Generationen über Gebühr belastet.
Und grundsätzlich stimmt dem eine große Mehrheit der Wählerinnen und Wähler zu, wie das aktuelle Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel der Forschungsgruppe Wahlen zeigt.
Hier sagen 71 Prozent, dass die Rentenpolitik zu stark zulasten der jüngeren Generation geht. 23 Prozent sehen dies anders. Besonders bemerkenswert: Bei den über 60-Jährigen denkt auch eine klare Mehrheit so.
Differenzierter sind der Umfrage zufolge die Ansichten bei der konkreten Frage nach dem aktuell diskutierten Gesetz, das das Rentenniveau bis 2031 auf 48 Prozent des Durchschnittslohns festschreibt und dieses Niveau auch für die Zeit danach zum Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung nehmen will.
Das dürfte Folgekosten von mehr als 100 Milliarden nach sich ziehen. Wenig überraschend ist die Ablehnung bei den Jüngeren am größten (18-34 Jahre: 54 Prozent – 35-59 Jahre: 46 Prozent – ab 60 Jahre: 35 Prozent).
Der Jungen Gruppe im Bundestag gehören 18 Abgeordnete an, die zum Zeitpunkt der Bundestagswahl im Februar nicht älter als 35 Jahre waren und alle in der Jungen Union sind. Da CDU, CSU und SPD im Bundestag nur eine Mehrheit von zwölf Stimmen haben, könnte der Unions-Nachwuchs das Rentenpaket kippen.
Mehrheit glaubt nicht an zügige Lösung
Inzwischen gibt es mehrere Forderungen und Vorschläge, um den eskalierten Streit zu lösen. Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU) möchte, dass Union und SPD das Problem im Stillen lösen, andere Abgeordnete plädieren für eine Verschiebung und ein Gesamtpaket im nächsten Jahr.
SPD-Co-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil hat allerdings für seine Partei ein Machtwort gesprochen und Änderungen ausgeschlossen.
Und so glaubt im Politbarometer insgesamt auch eine Mehrheit von 51 Prozent nicht an eine zügige Lösung. Dabei ist die Skepsis bei den SPD-Sympathisanten deutlich größer als bei den Unions-Anhängern.
72 Prozent kritisieren Schwarz-Rot beim Thema Wirtschaft
Bei der Frage nach der Absicherung der Sozialsysteme spielt auch eine große Rolle, wie die ökonomische Lage aussieht. Hier zeigt die Umfrage, dass 72 Prozent und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen meinen, die Bundesregierung unternehme zu wenig, um die Wirtschaft anzukurbeln. Damit fällt in dieser Frage die Kritik ähnlich stark aus wie bei der Ampel-Regierung vor rund eineinhalb Jahren.
Nächste Woche wird im Bundestag über den Haushalt für das Jahr 2026 beraten, der die Aufnahme sehr hoher Schulden vorsieht. Bei diesem Thema ist die Bevölkerung gespalten: 46 Prozent finden dies vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen richtig, 48 Prozent lehnen das ab, darunter mit 82 Prozent ein Großteil der AfD-Anhänger.
CDU und SPD als überwiegend zerstritten wahrgenommen
Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, lägen Union und AfD gleichauf, FDP und BSW wären mit weniger als drei Prozent weiter nicht im Bundestag vertreten.
Mit diesem Ergebnis hätte Schwarz-Rot nach wie vor keine parlamentarische Mehrheit.
Die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung erreicht im Politbarometer einen neuen Tiefstwert: 59 Prozent der Menschen in Deutschland stellen Schwarz-Rot ein eher schlechtes Zeugnis aus, nur 37 Prozent bewerten ihre Leistung eher gut.
Zudem werden zwei der drei Regierungsparteien – CDU und SPD – als überwiegend zerstritten wahrgenommen. Für 61 Prozent ist die CDU in wichtigen politischen Fragen eher zerstritten (eher einig: 34 Prozent), für 54 Prozent die SPD (eher einig: 37 Prozent).
Pistorius führt Sympathieranking weiter an
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erneut auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,7 (hier und im Folgenden Vergleichswert von Anfang November: 1,5) bewertet.
Mit großem Abstand folgen wie zuletzt Außenminister Johann Wadephul (CDU) mit 0,2 (0,3), Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) mit 0,1 (0,2) und Klingbeil mit 0,0 (0,1). Danach kommen CSU-Chef Markus Söder mit minus 0,4 (minus 0,5), Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) mit ebenfalls minus 0,4 (minus 0,6) und Merz mit minus 0,5 (minus 0,4).
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: