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Katastrophe. Bei der Hadsch in Mekka wurden am 23.9.2015 bei einer Massenpanik mindestens 700 Menschen getötet.

© dpa

Iran und das Hadsch-Unglück: Politisches Kapital

Iran fordert eine Entschuldigung von Saudi-Arabien. Doch die Toten von Mekka sollten nicht instrumentalisiert werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht absehbar. Doch schon jetzt zeigt sich: Das Unglück während der Pilgerfahrt in Mekka mit fast 770 Toten wird zum handfesten Politikum. Der Iran wirft Saudi-Arabien als Hüter der heiligen Stätten Versagen vor, spricht sogar von einem Verbrechen. Dafür müsse König Salman die Verantwortung übernehmen und sich bei der muslimischen Gemeinschaft entschuldigen.

Das wird der sunnitische Herrscher in Riad garantiert nicht tun – schon gar nicht, wenn diese Forderung von Irans geistlichem Oberhaupt kommt. Denn Ajatollah Chamenei ist zum einen ein Schiit, zum anderen der mächtigste Gegenspieler in der Region. Fehler einzugestehen, wäre ein Zeichen von Schwäche. Immerhin steht der ideologische wie politische Führungsanspruch in der islamischen Welt auf dem Spiel. Da kennen sowohl der Iran als auch Saudi-Arabien kein Pardon. Jedes Mittel ist recht, um den Kontrahenten Schaden zuzufügen.

Doch so durchsichtig und zynisch Teherans Manöver auch sein mag, aus den vielen Toten politisches Kapital schlagen zu wollen: Riad hat die Pflicht, den Vorfall aufzuklären. Das ist Saudi-Arabien nicht dem Iran schuldig, sondern den Angehörigen der Opfer.

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